Mittwoch, 28. Dezember 2011

Pohlstraße

Zum Hallenbad, um die Fotos zu machen, die mir gestern gefehlt haben. Die Hauptstraße und dann weiter die Potsdamer hoch, um vor meiner Traurigkeit davon zu laufen. Pohlstraße. Bei Gilla Lörcher die Tür ein Spalt offen. Ein Handwerker hat zu tun an dem neugemachten Boden und bittet mich herein, als er sieht, dass ich durch den Türspalt ein Bild fotografieren will. Ich falle in meine Clown-Rolle: Ich vertrete zur Zeit die Ansicht, dass Bilderrahmen spießig sind, sage ich. Und da muss ich dieses Bild einfach fotografieren. – Er kann dazu nichts sagen, antwortet er. Denn er habe keinen Bezug dazu.  – Dazu, sagt er, sagt nicht mal Kunst, keinen Bezug zur Kunst, gibt mir dann aber von sich aus eine Liste der aktuell in der Galerie ausgestellten Bilder mit.

Barbara Sturm. Still life I Loud drawing to annoy the neighbours
Bleistift und Radiergummi   120 x 85 cm   2010

Als ich auf die andere Straßenseite gehe, fällt mir ein, dass ich den Handwerker mit seinen grell blondierten Haaren und in seinem leuchtend blauen Overall hätte fotografieren sollen. Ich bin mittlerweile so was von eingeschüchtert, dass ich da gar nicht darauf gekommen bin. Zurück gehen? Das rede ich mir aus, indem ich annehme, dass der Handwerker bestimmt ein Schwarzarbeiter ist und es deshalb unmöglich ist, ihn zu fotografieren: in flagranti! Dass ich darauf komme, hat natürlich mit dem Knecht-Text zu tun, den ich mittags entworfen habe. Einzelheit, die ich nicht unterbringen konnte: Einer der Stammgäste, die vor 24 Uhr kommen, hasst Bob Dylan und Bayern München. Arbeitet beim Finanzamt, macht Betriebsprüfungen, ist Beamter und wahrscheinlich ein ganz scharfer Hund. Hockt da zwei-, dreimal die Woche und wird bedient von dem Mann, der seit 26 oder 29 Jahren schwarz arbeitet. Der Mann vom Finanzamt weiß das wahrscheinlich, und wenn nicht, kann er es sich denken, weil so ein Laden gar nicht anders zu führen ist als halbillegal.

Ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite befindet sich die Galerie von Tanja Wagner. Die hat auch Galerieferien und ich fotografiere die Textkunst (text-based art) im Schaufenster. 

Natalie Czech Il pleut ... Foil letters, marker
200 x 110 cm 2011

Als ein alter Mann von links ins Bild kommt, trete ich einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen. Der Mann ist so schwach, dass es ihm nicht gelingt, sich mit einem freundlichen Gesicht dafür zu bedanken. Keine Ironie. Der Mann hat einen kalkweißen Teint, als würde er den größten Teil des Tages im Bett verbringen und nur aufstehen, um sich eine Tütensuppe zu machen und einmal am Tag um den Block zu gehen. Wenn er das nicht mehr kann, ist er so gut wie tot. Noch geht es, wenn er alle paar Meter innehält, um sich zu erholen. Ein junger Mann kommt vorbei gejoggt. Das ist jetzt überinszeniert, wird aber trotzdem genommen von mir. Als ich die Beine des alten Mannes fotografieren will, macht er gerade eine Pause. Ich will ein Bild, wie er einen Fuß vor den anderen setzt. Ich warte, bis er sich wieder bewegt. Dabei kriege ich eine Vorstellung davon, wie lang die Pausen sind, die er machen muss.




Wenn mich meine Ansicht zu den Bilderrahmen langweilt, und im Grunde tut sie das jetzt schon, könnte ich das zu meiner nächsten Extrem-Ansicht machen: Wenn ein Bild einen Titel braucht, stimmt schon mal was nicht.

Samstag, 24. Dezember 2011

Engagiert

Als gäbe es eine Kunst, die nicht gesellschaftlich relevant und mithin nicht politisch wäre in dem weiten Sinn, dass jeder Akt von Anpassung und Arschkriecherei, jede mutige Tat und jede freimütige Geste gesellschaftlich relevant und mithin politisch ist. Und könnte es dann nicht auch sein, dass eine Kunst, die gesellschaftliche und mithin politische Relevanz zu ihrem Thema macht, die angepassteste Kunst überhaupt und eine besonders trostlose Art des Arschkriechens ist?  

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Verschrieben

Wie ich in den kleinen Verhältnissen festsitze, in denen ich lebe. Was unabänderlich scheint. Aber was hindert mich daran, den Kopf aus ihnen heraus zu stecken? – Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag – vier Tage habe ich gebraucht, bis ich am fünften auf die Idee gekommen bin, einen für meine Fragen zuständigen Menschen anzurufen. – Ich bin auch verblödet in den kleinen Verhältnissen, denen ich mich verschrieben habe, seit ich blogge. Aufhören damit? Aufhören damit, nichts anderes mehr zu sehen.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Meere und Flüsse

Wie oft hat er das schon gesagt um 6.30 Uhr? Zehn-, zwanzigmal? – Der freundliche Kassierer wartet nicht, bis ich mich gemeldet habe, meldet sich auch selbst nicht mit Namen, sondern sagt sofort, nachdem er das Telefon abgenommen hat: Das Hallenbad bleibt heute wegen einer Betriebsstörung geschlossen. Morgen ist es wieder zu den üblichen Zeiten geöffnet. – Ich sage so was wie: Ach ja. Worauf er sagt: Wir hatten gestern nämlich eine Havarie. – Ich weiß, ich war ja da und deshalb rufe ich jetzt vorsichtshalber an, sage ich und nun erkennt der Kassierer mich an meiner Stimme und wir sprechen auf unsere vertraute Art. – WIR HATTEN NÄMLICH GESTERN EINE HAVARIE. Wahrscheinlich eine angemessene Wortwahl für einen Maschinenschaden in einem Hallenbad. Trotzdem ungewöhnlich. Der Kassierer ist schon was Besonderes. 

Das Reisebüro auf der Ecke Augsburger- / Nürnbergerstraße ist mir letzte Woche schon aufgefallen, heute habe ich es fotografiert. Wegen des assoziativen Zusammenhangs mit der Havarie-Wortwahl des Kassierers? Geständnis: Ich war so leer in diesem Moment und ohne Hoffnung, das jemals wieder ändern zu können, dass ich voller Sehnsucht zu dem Transparent des Reiseladens geschaut habe. Aber erstens: kein Geld. Und in dem Fall zum Glück. Denn zweitens: siehe Bildunterschrift.  

13:51   Keine Lösung!

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Dreiunddreißigjähriger

Aus dem verworfenen Textentwurf von heute:

(...) So wie ich mich auch nicht beschäftigen will mit der Geschichte, die ich mit dem Dreiunddreißigjährigen erlebt habe in den letzten Tagen. Eine Geschichte in sechs Mails. Drei von ihm, drei von mir. Gestern habe ich mich noch geärgert über ihn und Sätze geschrieben wie: Die Vokabel unlauter gehört Ihnen in den Rachen gestoßen. Über seine Mail von heute freue ich mich, weil er was ab kann und so ehrlich ist, vor allem zu sich selbst. In seinem Alter war ich noch nicht so ehrlich mir selbst gegenüber. Das hätte ich ihm schreiben sollen, aber es kam mir so gönnerhaft vor. Die Geschichte mit ihm hat damit angefangen, dass er erschrocken war darüber, dass er das, was er mir so freimütig erzählt hatte, plötzlich im Internet stehen sah. Google-Treffer auf Seite 10 der Treffer-Liste zu seinem Namen. Am Montag nahm ich mir vor, diesen Moment des Erschreckens einmal aufzufalten in all seinen Aspekten. Wie die Leute überrumpelt sind von meiner Art zu schreiben. Wie Leute dann dazu stehen, wie sie sich mir dargestellt haben, während andere entsetzt sind über das, was ich geschrieben habe, weil sie nicht so dastehen wollen, wie sie sich mir gezeigt haben. Sie sind entsetzt über sich selbst. Und ihr Entsetzen hüllen sie in eine Empörung über meinen Blogstil.  Beim Dreiunddreißigjährigen schien das zuerst auch so. Deshalb wollte ich an seinem Beispiel einmal veranschaulichen, was da vorgeht, auch um für mich herauszufinden, was ich anders machen kann. Sogar einen mir persönlich bekannten Medienanwalt wollte ich hinzuziehen. Zur Klärung. Denn einen Streit gab es nicht, nachdem ich die geforderten Streichungen vorgenommen hatte. Nur ein Hin und Her gab es um die Deutung des Vorfalls. Dabei wurde die Geschichte mit dem Dreiunddreißigjährigen so sehr zu seiner Geschichte, dass ich ihm am Ende nur wünschen konnte: Machen Sie es gut, und ich ihn mit seiner Geschichte nicht hineinziehen wollte in meine Geschichte. Deswegen hätte ich ein gutes Gefühl haben können, nachdem ich seine Mail heute Morgen beantwortet und die Geschichte mit ihm versöhnlich beendet hatte. Aber so war es nicht (...). 

Freitag, 9. Dezember 2011

Schwingungen

Wenn es nach mir geht, machen wir weiter an der Stelle, an der wir uns das letzte Mal gut verstanden haben, oder wir fangen noch mal von vorne an, wenn sie nicht darüber hinweg kommt, was ich über sie geschrieben habe in einem Wochen zurück liegenden Posting, ohne dass sie darin für andere erkennbar gewesen ist. Sie war enttäuscht davon, wie ich sie wahrgenommen habe und dass ich ihr meine Wahrnehmung nicht gesagt hatte, sondern darüber geschrieben habe in einem Text, mit dem ich viel Freude hatte, weil beim Schreiben eine Komödienleichtigkeit entstanden ist, welche die Originalszene so nicht hatte, und alleine schon deshalb habe ich ihr gesagt, sie soll sich das Geschriebene nicht so zu Herzen nehmen: die Person in dem Text sei nicht sie, es sei eine Spielfigur, welche die Komödie, die ich mit ihr in meinem Bewusstsein aufgeführt habe, aus ihrer realen Person gemacht hat. Ich weiß, dass diese pingelige Beschreibung öde ist, das muss aber sein, um bloß nicht gleich wieder so eine Mail von ihr zu kriegen, in der ihr Humor und ihre Lockerheit wie abgeschaltet sind und ich mir beim Durchlesen nur noch überlege, was muss ich tun, um nie wieder so eine Mail zu bekommen. Doch trotz meiner Unkonzentriertheit gelingt es ihren  Mails mich runterzuziehen und am schlimmsten war das bei ihrer letzten Mail, die mir an einem Abend ein so schlechtes Gefühl gemacht hat, dass es noch für den nächsten Morgen reichte. Was für eine Energie! Zugleich natürlich auch bei mir eine Empfänglichkeit für ihre schlechten Schwingungen, sonst könnte sie das nicht mit mir machen. Frage allerdings, wie lange. So groß kann keine Sympathie sein, dass sich ein Mensch dem freiwillig  aussetzt. Als ich sie gestern besucht habe und merkte, dass sie so weiter macht wie in ihrer letzten Mail, der schlimmsten von allen, bin ich deshalb aufgestanden und gegangen. Mit der Ankündigung, zu einer verabredeten gemeinsamen Unternehmung in den nächsten Tagen wieder zu kommen. Und das ist einer der Gründe, warum die schlechten Schwingungen von gestern bis jetzt anhalten: weil ich nun in den nächsten Tagen schon entscheiden muss, ob ich sage, nein, das gebe ich mir nicht noch einmal so ein nachtragendes Verhalten, oder ob ich mir einrede, dass sie vielleicht nur einen schlechten Tag gehabt hat, und beim nächsten Mal kriegen wir das schon wieder hin. Während ich ohne die Verabredung das schlimme Erlebnis von gestern schnell vergessen könnte und danach würde sich zeigen, ob ich noch einmal auf sie zugehen will oder ob ich demnächst einen Schlussbericht schreibe und vielleicht nicht einmal das. 

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Starr

Kategorie (tag) Gemeinde vor ein paar Tagen aus dem Index gestrichen und jetzt auch aus meinem Kopf als Plan. Schön, wenn so etwas entsteht mit der Zeit, langer Zeit, aber als Plan, den ich verfolge, als etwas, von dem ich meine, der Blog müsse das haben, ist es ein Kitsch. Das Gute an dem Blog ist, dass er so etwas nicht haben muss: er ist kein Geschehen, das inszeniert werden muss mit vielen bunten Einfällen. Der Blog ist, was ich jeden Tag mit ihm mache. Mehr Plan braucht es nicht, alles andere inszeniert sich von selbst. Immer wieder zu meiner Verwunderung und zu meiner Belehrung: Befreie dich von deiner Drehbuchautor-Vergangenheit. Hör auf dich zu verhalten wie ein Charakterentwurf für einen ausgedachten Plot. Das war tatsächlich mal eine Idee, die ich hatte in den Anfängen des Bloggens: dass ich mich so aufstellen sollte. Eigentlich auch gar nicht anders sein konnte als so, nachdem ich zuvor viele Jahre mich bewegt hatte in dem Muster von  Handlungsziel, Konflikt, Auflösung und das organisiert in drei Akten, angelegt auf 90 Minuten.

Allem misstrauen, was nach Vorsatz aussieht und Konzept. Peinlich die Willenserklärung am Ende von Sauna. Vorhin wollte ich sie streichen. Sie stehen gelassen als Dokument: Die Leser sollen sich wohlfühlen, ich will mich wohlfühlen beim Schreiben. Ja, dann mach doch und schau, was daraus wird. Aber schreibe nichts hin, was am nächsten Tag vielleicht schon wieder anders aussieht und gut, dass es so ist, dass der Blog diese Flüssigkeit hat und nicht so starr ist wie meine Vorsätze. Das hier auch schon wieder dabei, einer zu werden. Ich höre auf. 

Sonntag, 4. Dezember 2011

Matt

Keine Reaktion des Schöneberger Galeristen, das war der Sachverhalt. Die Formulierung: Nicht einmal zu einer Reaktion bereit war er. Was für eine Reaktion? Matte Reaktion. Nicht einmal zu einer matten Reaktion bereit war er. Das verlangte nach Präzisierung. Matt im Sinne einer Charakterisierung: nicht einmal zu einer seiner matten Reaktionen bereit war er. Doch das war nun ein nicht beabsichtigter Seitenhieb und vielleicht sogar ungerecht. Wieder ein guter Text, hatte er vor kurzem einmal geschrieben zu einem Posting von mir. Das hatte ich als obenhin empfunden und so matt, dass ich jetzt, als eine Reaktion von ihm ganz ausgeblieben war, mir gedacht habe, besser keine Reaktion als wieder so eine matte wie beim letzten Mal. Gewurmt hat es mich trotzdem, dass nichts kam. Wenn man eine Abneigung gegen jemanden hat, kann er machen, was er will, er wird es einem nicht recht machen, es sei denn, er würde ein ganz anderer werden, gegen den man keine Abneigung hat.

Die Abneigung ist gewachsen statt Sympathie. Er hat mir nichts getan, ich habe ihm nichts vorzuwerfen. Ich habe nur mehr, als ich wollte, von ihm mitgekriegt und das hat bewirkt, dass die Abneigung gewachsen ist, ohne dass ich es wollte. Es ist eine Abneigung im Sinne von: Was haben Hunde gegen Katzen? Antwort: Hunde hassen, es wie Katzen sich bewegen. – Alleine schon das missfällt mir, dass ich mich mit meiner Abneigung nun in der Rolle des Hundes finde. Der Hund kläfft die Katze an oder jagt ihr hinterher. Das würde ich nicht machen, hinterher jagen. Aber gekläfft habe ich mit meinem Seitenhieb. Der war nicht beabsichtigt und doch Ausdruck eines Bedürfnisses: zu kläffen wegen der Abneigung. Einen kläffenden Hund, das hat meine Abneigung aus mir gemacht. Dabei wollte ich immer eine Katze sein, die sich um das Gekläffe der Hunde nicht kümmert. Und das bin ich jetzt auch wieder. 

Freitag, 2. Dezember 2011

Verplant

Oguzhan war am vergangenen Wochenende mit seiner Freundin und einem anderen Paar in Friedrichshain in einer Bar, hat sich einen Whiskey bestellt und gesagt, der darf ein bisschen teurer sein. Es war dann auch der gewünschte bessere Whiskey. Und als es ans Zahlen ging, betrug die Rechnung für die vier Leute zusammen 270 Euro. 270! Die anderen hatten Cocktails, nichts Besonderes. Etwas mehr als 60 Euro kosteten die zusammen. Der Whiskey von  Oguzhan hatte also über 200 Euro (207) gekostet. Schottisch. 18 Jahre alt. Hey! Aber 207 Euro! - Oguzhan: Und dann musste ich auch noch so tun, als würde es mir nichts ausmachen.  – Vor den Freunden mit denen er da war. Und vor dem Barmann, der ihm den teuren Whiskey hingestellt hatte. Heimtückischer Spaßvogel, wenn Oguzhan den dicken Maxe markiert haben sollte beim Bestellen. Oder Abzocker, der wusste, dass der junge türkische Mann zu stolz sein würde, um sich vor seinen Freunden bei ihm zu beschweren. Oder Spieler, der einen Stresstest bei Oguzhan machen und sehen wollte, wie cool er ist. Wahrscheinlich alles zusammen und Oguzhan hatte so oder so verloren. Denn selbst, wenn er - wie ich in einem solchen Fall - sogar Spaß daran gehabt hätte, eine hässliche Figur zu machen und damit das Arschloch hinter der Bar einem Stresstest zu unterziehen, wäre er der Dumme gewesen, der versäumt hatte nach dem  Preis zu fragen, bevor er den Whiskey getrunken hat.  

Das hat er am Montag erzählt und heute und übers Wochenende macht er Diät. Er nimmt sich eine Mandarine aus einer großen weißen Plastiktüte. Willst du auch eine haben? – Obstdiät. 85 Kilo wiegt er! Bei seiner Größe und in seinem Alter (22)! Mehr bewegen will er sich auch. – Am 19. Dezember öffnet das Hallenbad in der Hauptstraße wieder. Sie lassen schon das Wasser ein. – Das Obstessen beschwingt ihn. Kann mich nicht erinnern, ihn mal so charmant erlebt zu haben beim Bedienen der Kunden. Nur das Posting, auf das ich ihn schon zweimal aufmerksam gemacht habe – Bilderbuchfamilie -, das hat er wieder nicht gelesen. Das letzte Mal hatte er meine Blogadresse verloren. Heute sagt er: Das habe ich völlig verplant. Neuer Wortgebrauch von verplanen. Ich verstehe es so: Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich nicht mehr nachfragen. So wie ich irgendwann zu ihm gesagt habe, vergiss das mit dem Auftragsporträt, das ich dir geschenkt habe. Worauf er erleichtert war und sich noch mal höflich bedankt hat für das Geschenk, obwohl er nichts damit anfangen konnte, so wie er nun nichts anfangen kann mit meiner Geschichte über die junge türkische Verkäuferin und ihre Frau. Ich erlebe meine Geschichten. Er erlebt seine und erzählt sie mir. Was will ich mehr? 

Mittwoch, 30. November 2011

Geldexperte

Warum ist die nicht bekannt, die Hansen? fragt Uliane. – In Schöneberg ist sie nicht bekannt, sonst schon, antworte ich. Neun Galeristen hat sie, verteilt über Deutschland. Nur in Berlin hat sie keinen festen Galeristen, weil sie dem in die Quere kommen würde mit Verkäufen aus ihrem Atelier, und auf die will sie nicht verzichten. In Berlin hat sie unter anderen den Klaus von Gondwana, wo sie jetzt schon zum dritten Mal ausstellt. Ohne dass sich das in Schöneberg herumspricht. Weil der Galerist zu wenig dafür tut? Oder spricht es sich nicht herum, weil sich das Schöneberger Publikum nicht für eine Künstlerin von außerhalb interessiert und Geld ausgeben für ihre Kunst würden sie sowieso nicht, weil sie ihr Geld für Bio&Reisen brauchen. Deshalb kann es dem Klaus gleichgültig sein, ob die Schöneberger kommen, Hauptsache, die möglichen Käufer kommen und die finden schon den Weg in die Ausstellung, die erfahren davon über das Infonetz von Ulrike und ihrem Mann, der mit ihr ausstellt. Wie gut das funktioniert mit dem Informationsfluss. konnte ich beobachten bei der Eröffnung, als es proppenvoll war. Aber kein Schöneberger Gesicht zu sehen. Wedding ist schon sehr außerhalb von Schöneberg aus gesehen. Allerdings waren die wenigsten Vernissage-Gäste aus dem Wedding; die kamen aus ganz Berlin, vielleicht sogar noch Umgebung: Fans von Ulrike Hansen. Die hat sie in ganz Deutschland und dafür tut sie auch was. Wenn man was kriegen will, muss man auch was geben, hat sie gesagt, als sie mir erzählte, was sie alles tut.  

Klaus habe ich am Montag genervt, weil ich von ihm Bildmaterial von Ulrike Hansen aus seinen Beständen haben wollte (und hinterher habe ich mich dann doch auf ihrer Website bedient). Ich habe ihm meine Eindrücke von meinem Atelierbesuch erzählt und darüber geredet, wie verwundert ich bin über die ökonomischen Lebensverhältnisse Ulrikes. Aber das hat ihn nicht interessiert. Schien ihn nicht zu interessieren. Er hat dann erzählt, dass er in Zürich war und dort wichtige Leute getroffen hat zu dem Geldreformthema, für das er sich engagiert, inzwischen auch bei Attac. Aber das hat mich nicht interessiert. Es hat mich genervt, dass er damit angefangen hat – mit einem solchen Eifer, dass zu erkennen war, das bewegt ihn, das ist seine Sache, mehr auf jeden Fall als das Leben der Künstlerin, mit dessen Umständen ich mich gerade beschäftigt habe. Jetzt muss ich berücksichtigen, dass er vielleicht nur aus Diskretion ablenken wollte, um sich nicht beteiligen zu müssen an meinem Gerede über eine von ihm ausgestellte Künstlerin. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es so war. Und trotzdem hat er dann über das Geldreform-Thema mit einer Engagiertheit geredet, wie er über Kunst nicht redet, und trotzdem hat es mich geärgert. Was ein Blödsinn ist. Wenn ihn das Geld und seine Reform mehr interessieren als die Kunst oder eine Künstlerin, dann ist das für einen Kunsthändler, der er als Galerist ist, nicht ungewöhnlich. Warum tue ich ihm also nicht den Gefallen und lasse ihn hier mitlaufen in der Rolle des Geldexperten? … . (Rest des Textes gestrichen; es ging darin nicht mehr um Klaus, sondern um die Meinung, die ich nicht haben will.)  

Samstag, 26. November 2011

Lebenskunst

Unsere kleine Gemeinde habe ich spaßhaft zu Uliane gesagt neulich und ernst gemeint etwas, das wir schon haben und von dem wir noch mehr haben wollen: einen vertrauten Umgang mit Leuten, die uns interessieren, und die Vertrautheit entsteht auch dadurch, dass man etwas von einander erfährt durch das Reden über einander oder das Schreiben in einem Blog. Und das will ich nun schaffen, indem ich Leute hineinziehe in mein Schreiben; eine Gemeinschaft soll so entstehen, die sich abbildet im Blog. Und seinen Ausdruck findet das in der Index-Wolke am rechten Blog-Rand von BzB, wo jetzt die Kategorie (tag) Gemeinde steht. Das Wort mit religiösen Assoziationen verknüpft, kleine Gemeinde wäre deshalb treffender, weil da das Spielerische anklingt, doch das ist zu lang als Kategorie-Wort. Zwei Postings gibt es, dem tag Gemeinde zugeordnet. Überlegt, ob das über Friederike (Schere) nicht auch dazu gehört. Denn sie möchte ich dabei haben in der kleinen Gemeinde des Blogs, sie soll immer mal wieder auftauchen. Würde mir gefallen, wenn sich das so ergäbe. Aber es zu formulieren als Ziel und dazu noch sagen: sie will ich dabei haben als sich selbst  und in der Rolle der schöne Fee, die sie auch noch ist -  das sind so Einfälle, die ich mir nur damit erklären kann, dass ich zu lange als Drehbuchknecht phantasiert und gedacht habe; am Ende mehr mir ausgedacht als phantasiert in der strengen Ordnung des Plottens mit den technischen Anweisungen und die wichtigste ist: Jemand muss etwas unbedingt wollen. Der Protagonist  braucht ein Ziel. Wie er das verfolgt, was ihm dabei passiert an Hindernissen, Konflikten, das ist seine Geschichte, der Plot. Aber nein, solche Geschichten mag ich nicht. Ältere Leser verstehen die Anspielung auf die Schnulze: ein solcher Plot ist ein Holzpferd. Imitation von Leben. Und deshalb das Unbehagen an dem tag Gemeinde. Was mache ich? Vorhin wollte ich ihn löschen. Das ging auch nicht. Lass ich ihn stehen als Kategorie für eine Art von Geschehen? Aber das Geschehen ist nicht das Projekt, eine Gemeinde schaffen zu wollen. Das Geschehen ist der Wunsch, dass es sie nicht gibt für mich. Schenk mir ein Pferdchen, ein Pferdchen wär´ mein Paradies. Aber das Paradies gibt es nicht. Und ein richtiges Pferd gibt es auch nicht. Was gibt es dann? Was widerfährt mir mit meinem Wunsch? Das ist die Geschichte. Wille, Impuls und dann im richtigen Moment aufhören und geschehen lassen. Ist es das? Wünschen, Wollen. Aber Absichtlichkeit, Vorsätzlichkeit ist – was? An der Stelle war ich neulich schon mal:  Was ist falsch, peinlich, kitschig, aufdringlich an der Absicht und dem Vorsatz – im Leben wie im Erzählen? Wenn ich die Antwort weiß, besuche ich wieder die schöne Fee und lasse mich von ihr fragen: Was macht die Lebenskunst? – Es gibt keine Feen. – Ich weiß. 

Mittwoch, 23. November 2011

Gemeinde 1.1

Tag (Etikett) für Gemeinde? Welcher Kategorie des Index soll ich das Posting zuordnen? –  Klatsch ist es nicht. Porträtiert wird auch niemand. Geld ist im Spiel, aber nicht das Thema. Ich stehe wie immer im Mittelpunkt, aber nur technisch, ich bin nicht das Thema. Was ist das Thema? – Tatsachenroman? Also tag  Roman? – Die Kategorie Roman in der Wolke bezieht sich auf einen bestimmten Roman. Wenn jetzt ein anderer Roman beginnen würde, dann bräuchte der seine eigene Kategorie. Tatsachenroman als Kategorie? Bloß nicht! –  Was wäre das Thema des Romans? – Was auch das eigentliche Thema des Postings von gestern ist und sein Titel: Gemeinde. Kleine Gemeinde. Sehr kleine Gemeinde. So klein, dass sie mehr Möglichkeit ist als Realität. Gerade erst fängt sie an sich zu entwickeln, kann auch ganz schnell sich wieder auflösen und was dann übrig bleibt ist eine Vertraute und ein Wunsch, ein Plan. Immerhin eine Vertraute und ein Plan, der ein guter Plan ist: Wenn es keine Gemeinschaft gibt, zu der ich gehören möchte, dann schaffe ich mir selbst eine. Denn ohne Gemeinschaft möchte ich nicht leben. Aber mit dem Schaffen einer Gemeinschaft kenne ich mich nicht aus. Klar, dass ich  mich dabei erst einmal unbeholfen anstelle und täppisch und unbedacht verhalte. Zu bedacht will ich aber nicht sein. Das nimmt mir die Freiheit, zu schreiben gerade so, wie es mir einfällt. Der Blog ist ein Ort vollkommener Freiheit, habe ich gestern zu Birgit gesagt. Das steht über allem, noch über dem Wunsch, eine Gemeinde zu haben. Muss es auch, denn ohne die Freiheit kann ich den anderen nichts geben, was sie anderswo nicht genau so gut, sogar besser bekommen. Die Freiheit ist der Grund der Ehrlichkeit gegenüber anderen und, noch wichtiger, der Ehrlichkeit gegenüber mir selbst. So sieht das auch Birgit, die den Blog gut findet wegen der darin gelebten Ehrlichkeit und die dann eine Geschichte erzählt hat, wie sie vom Lesen des Blogs darauf gebracht wurde, sich in einem Streit mit einem Geschäftspartner anders zu verhalten als sonst; so, dass sie ihre Zickigkeit erkannt und sich eingestanden hat und damit aus dem Streit etwas anderes machen konnte, als sonst aus ihm geworden wäre. – Aber, hat Birgit dann gefragt, was wird aus deiner Ehrlichkeit, wenn du Rücksicht auf Sponsoren nehmen musst; was doch gar nicht ausbleiben kann?  - Stimmt. Wobei die größte Gefahr gar nicht ist, dass die Unterstützer mir reinreden, sondern dass ich das selbst mache, indem ich beim Gedanken an die Sponsoren mir Beschränkungen auferlege. Selbstzensur. Und dann ist es vorbei mit dem Ort vollkommener Freiheit. Dann ist der Blog so wie alles ist und dann kann ich es genau so gut lassen.  - So habe ich daher geredet und währenddessen habe ich mir eine Antwort überlegt auf Birgits Frage. Antwort: Dass es zu einer Beschränkung der Freiheit im Blog kommt aus Rücksicht auf die Sponsoren kann ich verhindern, indem ich mich nur mit Sponsoren einlasse, denen wie dir klar ist,  worum es in dem Blog geht, und die das nicht nur tolerieren, aber dann eines Tages vielleicht auch nicht mehr, sondern die eben das wollen, dass es diese Freiheit gibt und diese Ehrlichkeit, und die deshalb den Blog unterstützen. – So ungefähr, aber genau mit diesem Pathos habe ich es gesagt gestern zu Birgit. Und heute sehe ich es noch immer so, nur dass heute eben das … .  Schnitt. Was heute passiert ist, das ist mir noch nicht klar. Mehr, wenn ich weiß, was daraus folgt. Vielleicht nichts. 

Dienstag, 22. November 2011

Harmlos 2

Das Link zu Harmlos habe ich Brigitte gemailt mit dem Zusatz:
wie Du siehst, habe ich nachträglich schon angefangen, mich über Dich zu ärgern. Aber dann ist mir der Schluss meines Textes über Dich eingefallen und es ist mir gelungen so zu tun, als sei das alles nicht so schlimm. 

Und dann hatte ich noch die Idee, mit Brigitte die Galerie von Tanja Wagner in der Pohlstraße zu besuchen, die eine Frauengalerie ist: Tanja Wagner stellt dort nur Künstlerinnen aus. Vor kurzem war ich mal da. Nachmittags. Abends erst sollte Ausstellungseröffnung sein. Tanja Wagner hat mich trotzdem die Ausstellung anschauen lassen. documenta-Kunst habe ich zu Brigitte gesagt, als ich ihr meinen Eindruck schilderte, aber auch zugegeben habe, dass ich noch nicht verstanden habe, was da künstlerisch passiert. Deshalb will ich noch mal hin. Wenn es geht, mit Tanja Wagner reden – und wie wäre es, wenn ich das zusammen mit Brigitte tue, habe ich mir überlegt, weil ich schon seit längerem denke, dass ich für Abwechslung sorgen und nicht immer alleine unterwegs sein sollte, auch nicht immer nur aus meiner Perspektive schreiben sollte, und deshalb nun die Ausstellung Antworten auf den Neumond: Prolog mit den Augen Brigittes sehen und beschreiben könnte im Blog. Aber:

Brigitte will nicht zu Tanja Wagner mitkommen, schreibt sie mir zurück, plus: Sie möchte nicht, dass ich weiter über sie schreibe. Und unter dem Text die Grüße, die immer herzliche Grüße waren in ihren Mails, die sind jetzt zu besten Grüßen geworden.

Meine Antwort vom späten Freitagabend:
Liebe Brigitte, nimm die Hand, die ich Dir gegeben habe (und die Du angenommen hast) vorhin am Eingang von subjectobject als Antwort auf Deine Mail (die ich da bereits gelesen hatte). Es ist jetzt so, es wird auch wieder anders sein. 

Meine Grüße weiter herzlich, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es auch wieder anders sein wird: es könnte auch sein, dass es das war mit Stamm und Gensheimer. Mein Standardsatz: Interviewpartner lernt man erst richtig kennen, wenn man über sie geschrieben hat und sie es gelesen haben. Dass Brigitte nun so empfindlich reagiert, es hat mich nicht überrascht. Ich habe es 50:50 erwartet, dass sie so reagiert oder anders. Deshalb bin ich nicht enttäuscht. Dumpfer, aber wahrer Satz: Jeder wie er kann. Ich hatte gehofft, sie kann auch anders. 

Zwei oder drei Gründe, warum ich Respekt vor ihr habe. Zwei oder drei Gründe, warum ich sie mag. Und ein Erlebnis mit ihr, bei dem sie mich überrascht hat und weswegen ich bei ihr vieles für möglich halte, was es bei anderen nicht ist. Letzter Juni. Fotoausstellung in ihrer Galerie.

© Lutz Schönwald
Das spektakuläre Titelbild der Ausstellung. Ein Frosch, sage ich. – Sie: Nein, das ist kein Frosch. Das ist ein Lurch. – Ach so. – Wie es weiter ging, bitte nachlesen im Blogeintrag Fotoarbeiten 2.  – Für Lesefaule: ich habe dann nachgeschaut, wie das ist taxonomisch mit den Fröschen und den Lurchen, und gelernt: Frösche sind Lurche. Davon ausgehend habe ich über das Foto und die Statue, die es zeigt, geschrieben. Und wie hat Brigitte reagiert auf den Text? Als ich sie danach in ihrer Galerie besucht habe, hat sie mir einen Ausdruck gezeigt, den sie von meinem Posting gemacht hatte. Die Seiten abgegriffen von häufigem Gebrauch, da sie jedem Ausstellungsbesucher, der Fragen zu dem Frosch-Foto stellte, den Text zu lesen gegeben hat. Meinen Text, in dem ich erzählte, wie ich von ihrer Belehrung beeindruckt war, dann aber beim Verifizieren festgestellt habe, dass ich in meiner unbedarften Art völlig richtig gelegen hatte: es ist ein Frosch, der auf dem Foto zu sehen ist. – Von da an hatte ich Achtung vor ihr. Denn so stelle ich mir das vor im Leben: dass man dazu steht, wenn man sich geirrt hat und kein Getue darum macht aus verletzter Eitelkeit, sondern seine Eitelkeit darauf gründet, souverän mit seinem Irrtum umzugehen. Das hat sie getan damals. Und jetzt? Geht es nicht um einen Irrtum. Jetzt wünscht sie, dass ich nicht mehr über sie schreibe. Den Wunsch erfülle ich ihr. Sie muss mir nur aus dem Weg gehen. 

Montag, 21. November 2011

Wenn 1.1

Bei dem Du in Wenn habe ich nicht an eine bestimmte Person gedacht. Es gibt keine bestimmte Person, an die ich mich wenden könnte mit der Frage: Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest? - Mit dem Du habe ich jeden Leser angesprochen, der den Text liest. Das war in dieser Zuspitzung (die Scheiße in Deinen Hosen) nicht so geplant. Es ist beim Schreiben so entstanden. Kam mir dann aufdringlich vor, so dass ich mir schon überlegt habe, ob ich Du, Dich, Dein klein schreiben soll und die Vertraulichkeit der Anrede damit zurücknehmen. Das ging vom Gefühl für den Text her jedoch nicht mehr. Dann hätte ich ganz auf ihn verzichten müssen, wenn ich die Vertraulichkeit vermeiden wollte. Weil ich die Frage so gut finde, habe ich den Text so genommen, wie er ist. Wer wissen will, wie es mir bei der Beantwortung der Frage ergangen ist, kann es sich denken, wenn er die Möglichkeiten betrachtet, die ich durchgespielt habe. Die bitterste Antwort fehlt, die ich mir (neben anderen) auf die Frage gegeben habe. Die wollte ich niemandem als Möglichkeit zumuten. Ich wollte überhaupt nicht über mich schreiben in diesem Posting. Ich wollte nur eine gute Frage weitergeben an die Leser.

Sonntag, 20. November 2011

Innerer Kreis

Petra ist die Vertraute meiner Vertrauten. Sie ist Autorin, Fotografin und netzaffin, sie hat bspw. gestaltet und sie pflegt die Website von Uliane. Petra rät mir, die Bindung der Leser an Biest zu Biest zu stärken. Dazu soll ich den Follow Button am rechten Rand des Blogs aktivieren. Leser können dann ihre Mail-Adresse hinterlassen und erhalten jedes Mal, wenn ich poste, eine Benachrichtigung mit dem Link (oder das Posting selbst?) zugemailt. Gute Idee, gute Einrichtung, sage ich, aber: ich hatte den Follow Button über ein Jahr lang aktiviert, und nachdem all die Zeit niemand davon Gebrauch gemacht hatte, habe ich ihn von der Seite genommen. – Ich kenne Petra noch nicht persönlich. Jetzt kriege ich mit, wie sie ist: Macht nichts, dass ein Jahr nichts passiert ist, sagt sie. Follow-Button wieder aktivieren. – Punkt. So muss man mit mir reden. Das überzeugt mich. Das entscheidende Aber fällt mir erst später ein: Ich veröffentliche einen Blogbeitrag mehrfach, mindestens zweimal, einmal abends und dann noch mal am nächsten Vormittag, nachdem ich den Text noch einmal durchgesehen, überarbeitet und korrigiert habe. Heißt: Dann kriegen die mir folgenden Leser zweimal eine Benachrichtigung, manchmal auch drei- oder viermal, wenn ich nachträglich noch einen Fehler entdecke oder mir eine bessere Formulierung einfällt. Mich würde das nerven.

Petras zweiter Ratschlag ist einfacher zu befolgen. Das mache ich nämlich schon, wenn auch nur vereinzelt, und sie empfiehlt mir nun, es regelmäßig zu machen: Benachrichtigungen an  Zielgruppen zu mailen. Heißt, vereinfacht: Wenn ich über eine Galerie geschrieben habe, verschicke ich das Link an alle Galeristen und Künstler, von denen ich weiß, dass sie meinen Blog lesen und: von denen ich meine, dass sie der Blogeintrag und mein Blog interessieren könnte – interessieren sollte. Das mache ich noch nicht, Leser zu werben, die ich haben (gewinnen) möchte. Daran habe ich noch nicht gedacht.  Das mache ich, sobald ich mir überlegt habe, wer das alles sein könnte. Danke für den Tipp, Petra!

Und dann hat sie noch gesagt: Newsletter. – Newsletter? – Mit dem du deine Leser zum Beispiel informierst über das, was du an Beiträgen vorhast. – Bloginterna?  –  Genau. – Dazu ist Das innere Biest da. So habe ich es mal geplant: Das innere Biest sollte auch sein inner circle für die, die es ganz genau wissen wollen, ein making of / behind the scenes des Blogs. – Petra nickt, das meint sie. Und dass ich das im (nicht googlebaren) Nebenblog mache, findet sie gut. – Da kann ich doch dann den Follow-Button aktivieren für die regelmäßigen Leser, denke ich. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich nie einen richtigen Zugang gefunden habe zu dem Blogintern-Schreiben, weil es mir wichtigtuerisch und großspurig vorgekommen ist und der Tagebuchstil, in den ich dabei verfallen bin, tranig und dämlich. Doch jetzt, mit der Vorstellung, dass es eine Variante von einem Newsletter für die dem Blog nahestehenden Leser ist, jetzt könnte ich es noch mal versuchen mit dem Schreiben über den Blog. Und wenn ich mir dabei als Gegenüber die nahestehenden Leser vorstelle (die, von  denen ich schon weiß, plus diejenigen, die sich in wachsender Zahl über den Follow-Button zu erkennen geben), dann habe ich auch eine Chance von dem elenden Tagebuchstil los zu kommen, in den ich hier immer wieder abgerutscht bin, solange ich nur monologisiert habe oder (so war es in der ersten Zeit von Das innere Biest) mit einer Schimäre kommuniziert habe, die sich über Vorhang auf/Vorhang zu und Licht an/Licht aus mitteilt … .

Nächster Versuch, Das innere Biest zu beleben: mit der Newsletter-Idee. Veröffentlichungsrhythmus wird sich finden, wenn ich eine Schreibhaltung gefunden habe. Nicht tagebuchartiges Bespiegeln, sondern: den Lesern erzählen, was ich in Biest zu Biest nicht erzähle von meinem Leben und vom Bloggen. Womit fange ich an? – Mit der Erklärung, warum Brigitte von der Galerie für junge Künstler dem Blog als Mitspielerin verloren gegangen ist. Vorerst. Sie wünscht nämlich, dass ich nicht mehr über sie schreibe. Weil ich ihr diesen Wunsch erfüllen möchte, die Leser aber trotzdem erfahren sollen, wie es dazu kam, und wie ich das meine mit vorerst, deshalb werde ich das hier erzählen, in dem Blog, der so eingestellt ist, dass er von den Suchmaschinen nicht berücksichtigt wird, also nicht googlebar ist. - Übrigens: Eine weitere Option ist die Einstellung, dass der Blog nur angemeldeten Lesern zugänglich ist. Aus dem inneren Kreis würde dann ein exklusiver Kreis und das Schreiben könnte noch freier sein, als es ohnehin schon ist. Option. Jetzt erstmal Newsletter-Ansatz. Beginnend in den nächsten Tag mit dem Bericht, wie Brigitte dem Blog verloren gegangen ist.

Schließlich noch eine Option für die Leser. Anders als in Biest zu Biest ist hier die Kommentar-Funktion eingeschaltet und muss nur genutzt werden. Auch das ist blogintern: innerer Kreis, behind the scenes, making of – wenn Ihr kommentiert mit Kritik, Anregungen, Anmerkungen oder auch Zustimmung, wenn es einmal gar nicht anders geht. 

Sonntag, 13. November 2011

Ungelöscht




Kunsturhebergesetz

§ 22 KUG (Recht am eigenen Bild)
Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, dass er sich abbilden ließ, eine Entlohnung erhielt. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von 10 Jahren der Einwilligung der Angehörigen des Abgebildeten. Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind der überlebende Ehegatte und die Kinder des Abgebildeten, und wenn weder ein Ehegatte noch Kinder vorhanden sind, die Eltern des Abgebildeten.


§ 23 KUG (Recht am eigenen Bild, Ausnahmeregelungen) 
(1) Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:
1. Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte; 
2. Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;
3. Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;
4. Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.
(2) Die Befugnis erstreckt sich jedoch nicht auf eine Verbreitung und Schaustellung, durch die ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten oder, falls dieser verstorben ist, seiner Angehörigen verletzt wird.

Montag, 7. November 2011

Aufträge

Ich muss mich um mein Geschäft kümmern!

Ein offenbar vielen Fernsehzuschauern bekannter ZDF-Moderator: Volker Panzer lässt bei Hermann malen. Auftrag ist jeweils: Male mir ein Gemälde nach dem und dem Motiv. Beim ersten Auftrag war es ein Sonderangebot eines Supermarkts: ein Kilo Schweinefleisch für 1 Euro 99. Was offenbar sehr billig ist, zu billig, und insofern ist das ein kritischer Aufmerker wegen Massentierhaltung, nehme ich an. Beim zweiten Mal war es ein Foto vom Eingang zu einer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, ehemalige DDR), und da war ein Schild, auf dem stand Geschlossen; daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern, auf jeden Fall ist es so, dass auch da etwas kritisch zu sehen war. Dritter Auftrag: Fliesenboden und darauf breitgetretenes ausgespucktes Kaugummi. Dieses gerade fertiggestellte Gemälde hat Hermann noch in seinem Atelier, das hat er uns gezeigt und das hat uns allen sehr gut gefallen.

Trotzdem (und ich gebe zu, vielleicht nur wegen meiner Feindseligkeit gegenüber dem Zwangsgebührenfernsehen): Was passiert da? Worum geht es bei den Mal-Aufträgen des ZDF-Moderators? - Er lässt seine  kritische Intelligenz ästhetisieren. Für die wird er geschätzt  von den Zuschauern seiner ZDF-Sendung. Das genügt ihm nicht. Er will sie dokumentiert, als Schaustück in Acryl auf Leinwand an der Wand hängen haben. Bei sich zu Hause. Oder in seinem ZDF-Büro. Oder in dem ZDF-Konferenzraum seines Teams zur Anregung für weitere Höhepunkte kritischer Fernsehintelligenz. Denn darum geht es, dass das mit den Gemälden dokumentierte Aufmerken die Fernsehintelligenz ist und das Kritischsein des Fernsehens und ein anderes gibt es nicht. Man möchte kotzen und in die Kotze hineinweinen vor Verzweiflung. Auftrag an Hermann: Male mir ein Gemälde mit einer Lache von Kotze, in der sich ein See von Tränen bildet.

Was lerne ich daraus für mein Geschäft? – Ein Bild kann man sich an die Wand hängen und alle, die zu einem kommen, sehen es. Einen Text nicht. Was kann man mit einem Text machen, der in meinem Blog steht? Text, der eine Person porträtiert, die den Text selbst in Auftrag gegeben hat oder eine andere Person hat es getan. Als Geschenk für den Porträtierten: Der hat dann mich getroffen und ich habe über ihn geschrieben. Oder der Porträtierte sollte überrascht werden; der Auftraggeber hat zu mir gesagt: das ist die Person, die ich von dir porträtiert haben will. Da und dort kannst du sie treffen, mache dich an sie heran, aber so, dass sie es nicht merkt, dass du vorhast, sie zu porträtieren. Das nur mal als Anregung. – Und dann ist das Porträt geschrieben und gepostet in meinem Blog. Post zum Beispiel mit dem Titel Panzer. Und das Link dazu kann der Mann nun verschicken an seine Verwandten, Freunde und Bewunderer per E-Mail oder auch nicht, denn es könnte ihm auch genügen, dass jeder, der ihn googelt, bei den Treffern auf seinen Namen mein Porträt von ihm findet in meinem Blog. So geht das. Es muss nur mal anfangen. Im Grunde hat es schon angefangen. Nur noch nicht als Geschäft.

In Heidelberg habe ich eine Frau gekannt, die lebt inzwischen seit vielen Jahren in Düsseldorf, und ich habe den Kontakt zu ihr verloren: Norika Nienstedt. Künstlerin, Malerin und Bastlerin. In ihrer Heidelberger Zeit hat sie ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherin verdient. Norika hat Porträtpuppen hergestellt. Puppen etwa so groß wie Kasperletheater-Puppen. Aber keine Handpuppen oder Marionetten. Puppen, um sie sich hinzustellen oder hinzusetzen zum Anschauen und sie um sich herum zu haben. Miniaturisierte Doppelgänger der porträtierten Personen und alleine schon die Miniaturisierung ist ein hinreißender Effekt der Puppen: die Gesichter geformt aus Plastilin nach Fotos, angezogen auf die für die porträtierte Person typische Art. Auf die Kleidung hat Norika immer größte Sorgfalt verwandt und die miniaturisierte und zugleich authentisch wirkende Kleidung war auch einer der Gründe, weswegen man gar nicht genug kriegen konnte vom Ansehen von Norikas Puppen. Ihre Aufträge bekam sie über Weiterempfehlung und den Auch-haben-wollen-Effekt. Aber eines Tages wird der Heidelberger Markt bedient gewesen sein und vielleicht ist sie auch deshalb nach Düsseldorf umgezogen. 

Was kann ich von Norikas Porträtpuppen lernen? 

Reste vom Wochenende

Witz, den nicht alle verstehen werden. Zufälliges Treffen mit Burchard Vossmann im Atelier von Hermann Spörel. Burchard mit seiner Frau auf Kunstrundgang. Ich mache Hermann und Burchard miteinander bekannt. Das ganze Atelier vollgestellt mit Bildern Hermanns. Burchard fragt ihn: Und du bist Maler? - Hermann: Ja.

Bei Liljana eine junge Familie mit zwei Kindern. Das Kleine trägt der Mann auf den Schultern. Die Frau fragt, ob sie auch das Büro betreten und die dort stehenden Bilder anschauen dürfen. - Kommen Sie rein, das ist alles für Sie, sagt Liljana und ich mache ein Kurzinterview mit der jungen Familie. Sie würden sich gerne viel mehr angucken, am liebsten zu allen Adressen gehen, sagt die Frau. Aber das geht nicht, sagt der Mann und macht eine Kopfbewegung zu dem Kind auf seinen Schultern. So schwer kann das Kind doch nicht sein, denke ich und frage, ob sie in der Nähe wohnen. Nein, sie wohnen in Charlottenburg und sind extra wegen des Kunstrundgangs nach Schöneberg gekommen, nachdem die Frau am Vorabend im TV einen Bericht darüber gesehen hat. War das RBB? fragt Liljana. Die Frau glaubt, ja. Worauf Liljana erzählt, dass die gestern mit einem Kamerateam bei ihr waren. Gegen 11.30 Uhr war das. Noch keine Besucher. Die halbe Stunde bis zum Beginn des Rundgangs wollten sie nicht warten. Hatten es eilig und haben deshalb Liljana gefragt, ob sie sich als Besucherin vor ein Bild stellen könnte. Wegen der Authentizität hat Liljana sich dann ihre Jacke angezogen. Die TV-Leute hätten sie auch ohne Jacke genommen. Ist doch egal, achtet doch sowie keiner drauf. Guckt vielleicht auch keiner? Nein, die Frau aus Charlottenburg hat den Bericht gesehen, sonst wäre sie jetzt nicht hier mit ihrem Mann und ihren Kindern. Aber Liljana in der Rolle einer Galeriebesucherin hat sie nicht gesehen, sie hat aber auch nicht so richtig hingeguckt. Fernsehen.

Eine Künstlerperson braucht unbedingt eine Ausstellung. Wegen der Atelierförderung. Damit sie ihr Atelier nicht verliert. - Herausfinden: Wozu braucht sie ihr Atelier?

Donnerstag, 3. November 2011

Bitte nicht stillsitzen!

Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder gelacht über einen Text von mir, als ich heute Morgen das Posting von gestern durchgesehen und korrigiert habe. Die Komik nicht beabsichtigt beim Schreiben. So war es, als ich Oguzhan einfach nicht das Interview habe weiterlesen lassen, weil ich unbedingt herausfinden wollte beim Reden darüber, ob mein Geschenk nur nutzlos und nervig ist oder ob sich etwas daraus machen lässt, indem er es weiterschenkt. Was lässt sich daraus machen? Steht alles drin in Besonders und ist trotz der komischen Szene ernst gemeint. Es ist das handelbare Produkt, das ich so dringend brauche, wie ich schon seit Monaten vor mich hin murmle. Die geldwerte Tat, die ich den Leuten anbieten kann mit dem, was ich bereits tue. Letztlich nicht viel anderes als das, was die Zeichner vor dem Centre Pompidou in Paris machen, die Touristen porträtieren. Nur dass bei mir Stillsitzen ein Fehler wäre. Und immer nur lächeln und gut aussehen und gefallen wollen, das kann man machen, wäre aber zum Fenster hinaus geschmissenes Geld. Denn siehe Biest zu Biest von gestern: Jeder ist etwas Besonderes, wenn er den Mut hat, sich so zu zeigen, wie er ist. 

Mittwoch, 2. November 2011

Zitate

Nach einer zufälligen Begegnung mit dem lesenden Künstler kann ich mich stundenlang nicht leiden, weil ich, um mich seiner zu erwehren, einen solchen Blödsinn geredet habe, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, ob das am lesenden Künstler lag oder daran, dass ich zunehmend verblöde. Der Text, den ich darüber geschrieben habe, den habe ich weggeworfen, da er mich angewidert hat, so wie ich von mir angewidert war nach der Begegnung mit dem lesenden Künstler. Der Text endet mit der Einsicht, dass die Äußerungen des lesenden Künstlers deshalb so beherrscht sind von Gelesenem, weil er selbst herrschen will, sich das aber nicht zutraut (mit seinen eigenen Gedanken). Dazu ist mir ein Satz von Walter Benjamin über Zitate eingefallen: Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen.

Der lesende Künstler hatte es dieses Mal mit Artaud. Antonin Artaud, Theater der Grausamkeit. Artaud zufolge sind die Gedanken, auf die wir uns so viel zugute halten, nichts anderes als Überformungen von so elementaren Vorgängen wie zum Beispiel Verdauung. Das habe ich auch schon gedacht, das haben auch schon viele andere gedacht. Da ist was dran, könnte man sagen. Nur, indem man es ausspricht und behauptet, es ist so und nicht anders, wird es falsch. Und wenn man ins Feld zieht mit so einem Satz, um andere Auffassungen damit zu unterwerfen, ist der Satz nicht besser als jeder x-beliebige Satz eines Faschisten. Das hätte ich dem lesenden Künstler geduldig entgegenhalten können. Ich habe es nicht getan, weil ich nicht wollte, dass er mir dann mit anderem Gelesenen kommt, weil ich diese Art von Dialog nicht führen wollte, weil ich gar nicht mit ihm reden wollte. Also hätte ich schweigen sollen. Das ist mir nicht gelungen. Hinterher konnte ich mich nicht leiden. Da es passiert war, musste ich darüber schreiben. Das ist jetzt der dritte Versuch. Den werfe ich nicht weg. Damit es endlich weitergehen kann.

Montag, 31. Oktober 2011

Verschenken

Oguzhan 22 geworden am Samstag. Herzlichen Glückwunsch. Ihm vorher schon gesagt: Du kriegst ein Geschenk von mir. Aber es ist nichts zum Auspacken. – Was ist es? – Ich schenke dir einen Auftritt in meinem Blog, den du nach deinen Vorstellungen gestalten kannst. – Jetzt hat der Oguzhan aber keine Vorstellungen von einem Auftritt in meinem Blog. Große Augen. Er, in seiner intensiven Art: Was soll ich da jetzt machen? – Denk dir was aus. Und wenn dir nichts einfällt, dann helfe ich dir dabei. Keine Ahnung, wie. Alles, was mir dazu einfällt: Er kann das Angebot weiter verschenken, wenn ihm nichts einfällt. Angebot, im Blog aufzutreten = ich schreibe über ihn - was, wie, wann, wo bestimmt er. Was, wie, wann, wo – das ist sein Auftritt. Ist alles gar nicht so kompliziert, muss nur mal jemand machen. Danach wollen es alle haben. So dass es mir schon zu viel wird. Aber von irgendwas muss ich leben. Denn selbstverständlich ist Oguzhan der Erste und der Letzte, der den Blog-Auftritt von mir geschenkt bekommen hat. – So wird das Geschenk nachträglich immer wertvoller. Da kannste mal sehen, Oguzhan.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Plump

Liste mit den besten Street Style Photographer Blogs. Sympathisch ein japanischer und ein israelischer. Aber keiner reicht an die beiden Stars heran: The Sartorialist und Garance Doré eine Klasse für sich. Wie gut die wirklich sind, zeigt sich an den SSPh-Blogs, die schlecht sind – oder sind sie nicht schlecht, wollen die so sein? Ist das ein Statement: die Plumpheit in den deutschen Blogs? - Richtig schlecht: Glamcanyon. Geht so, aber auch nicht gut: Stil in Berlin (nicht auf der Liste).

Seit Monaten mein Plan des Passanten-Themas. Fast schon aufgegeben. Dass ich nicht dazu komme und, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, sie verpasse, kann doch nur bedeuten, dass es nur so eine Idee war, nichts, was ich machen muss. Jetzt der Eindruck von den plumpen SSPh-Blogs und auf einmal denke ich: Ich  m u s s  das alleine schon deshalb mal selbst ausprobieren, um herauszufinden, ob es bei mir auch so plump ausgeht, wenn ich mich auf mein Passanten-Thema einlasse.

Psycho

Am Mittag Uliane mit Mann Thomas. Sie erzählen vom Vorabend. Philharmonie: Beethoven, 5. Sinfonie, dirigiert hat Harnoncourt. Ich erzähle, dass ich im Post Sanftmütig bei beiden Absätze am Ende den Rhythmus nicht hingekriegt habe. Es stockt und stottert an den beiden Stellen. Wenn von vornherein der Rhythmus nicht stimmt, ist es auch mit noch so viel Überarbeiten nicht mehr zum Fließen zu bringen. – Wie kam es? – Keine Ahnung, sage ich, weil das, was ich ahne, zu kompliziert ist (es hat etwas mit der Art zu tun, wie Klaus redet und wie sich mir einprägt, was er sagt; sehr kompliziert). – Uliane erzählt darauf, dass sie vor einiger Zeit einmal eine Blockade hatte. Nicht malen konnte, obwohl sie es sich so sehr wünschte. Damals war ihr Atelier voll gestanden mit unverkauften Bildern. Irgendwann ist sie darauf gekommen, dass das der Grund für ihre Blockade war. Und nachdem sie das erkannt hatte, ging es auf einmal wieder, konnte sie wieder malen. Psycho-Spuk. Am Nachmittag mein Thema: der große Psycho-Spuk in meiner Midlife Crisis, den auch Klaus Krawat erlebt hat aus den gleichen Gründen. Ich hätte es am liebsten weggelassen, denn es ist schon sehr persönlich. Doch es war nun mal die große Überraschung und ein bewegender Moment, als wir uns über diese Erfahrung ausgetauscht haben. Riesenaufwand an Überarbeitungen, bis ich die Passage so hingekriegt habe, dass es lesbar ist und nicht peinlich. Für mich nicht. Und für Klaus? Wird sich zeigen. Einen Interviewpartner lernt man immer erst richtig kennen, wenn man über das Interview geschrieben hat. Bei Klaus rechne ich allerdings mit keinen weiteren Überraschungen. Mir bleibt jetzt, noch von dem zweiten großen Psycho-Spuk in meinem Leben zu erzählen, der mich 14 Jahre nach dem ersten heimgesucht hat. Ob ich da auch irgendwann mal jemanden treffen werde, der das Gleiche erlebt hat? – Schwer vorstellbar. Und wenn, dann wird das alleine nicht reichen. Mein zweiter großer Psycho-Spuk ist so peinlich, dass ich nur davon erzählen kann, wenn ich den Komödienwitz zurück kriege, der mir in den Jahren meines zweiten großen Psycho-Spuks verloren gegangen ist

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Unschöpferisch

Uliane schreibt zu meiner Empfindlichkeit wegen des Egoismus der Hochmütigen in Subventioniert: Alle Künstler sind Egoisten und ich bin es auch. - Gut so, dass sie das ist. Alle sollen egoistisch sein, Künstler und Nicht-Künstler sollen sich einsetzen für sich selbst und niemand soll ihnen das vorwerfen. Nur wenn jemand außer sich gar keine anderen mehr kennt, muss er schon einen großen Reichtum des Eigenen haben, damit sein Egoismus nicht armselig wird. So wie es bei der Hochmütigen ist. Was ich nicht erwähnt habe im Posting Subventioniert. Aus Fairness. Die Kunst der Hochmütigen ist unschöpferisch und besteht darin, das Unschöpferische mit künstlerischen Verfahren ausstellbar zu machen und dafür Fördermittel zu beschaffen. Ihre Leistung ist es, als unschöpferische Person Künstlerin zu sein und sich dafür mit Staatsgeld bezahlen zu lassen. Wobei die Förderung mit Staatsgeld elementarer Bestandteil der Kunstwerdung des Unschöpferischen ist, weil es das Unschöpferische als Kunst legitimiert. Dieses Kunststück immer wieder hinzukriegen – keine Ironie! – verlangt der Hochmütigen so viel ab, dass es gar nicht anders sein kann, als dass sie sich ausschließlich auf sich konzentriert. Womit wieder passiert ist, was mir mit der Hochmütigen jedes Mal passiert, wenn ich mich mit ihr beschäftige: Ich beginne mit Ablehnung – ihr Egoismus macht mich wütend, ihr Hochmut stößt mich ab, ihre Arbeiten und ihre Projekte finde ich erbärmlich. Dann versuche ich mir zu erklären, was sie macht und wie sie es macht, und kann am Ende jedes Mal nur wieder sagen: Respekt! Und zeigt das nicht, dass die Hochmütige etwas hat, das ebenso wertvoll ist wie Kreativität es wäre?   

Krank

Feige? Oder nur zaghaft? Oder orientierungslos?
Ich will nicht alles kaputt machen, indem ich schreibe über die scheußlichen Umstände des Unglücks.
Du willst dein Unglück also nicht zerstören.
Genau.

Das die helle Seite des Unglücks, wo es immer noch was zu lächeln und zu hoffen gibt. Die dunkle Seite: Ahnung, in etwas hineingezogen worden zu sein, was mit mir nichts zu tun hat. Beschreiben kann ich es nicht. Dazu weiß ich zu wenig darüber. Ich weiß nur, wie es sich anfühlt. Wie eine Krankheit. Aber es ist nicht meine Krankheit. Und es ist so vertrackt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es die Krankheit einer einzelnen Person ist. Ahnung: Es ist die Krankheit eines Paares. In die bin ich hineingezogen worden, als ich dem für mich 100 % perfect girl begegnet bin. Glück im Unglück gibt es. Ich hatte Unglück im Glück. Und jetzt ist das Glück schon lange vorbei, aber das Unglück hört nicht auf. Wegen der Krankheit, die nicht meine Krankheit ist, in die ich hineingezogen worden bin und ich komme nicht raus.  

Dienstag, 25. Oktober 2011

100 % perfect girl

(Aus einem verworfenen Text von gestern) 
( ... ) Am Sonntagmorgen) habe ich einen Artikel gelesen von einem Mann, der im Auftrag der New York Times Haruki Murakami in Tokio besucht hat. Darin wird eine Erzählung Murakamis aus den frühen 80er Jahre erwähnt: On Seeing the 100 % Perfect Girl One Beautiful April Morning . Habe ich vor vielen Jahren in einer deutschen Übersetzung gelesen. Aus aktuellem Anlass lese ich sie noch einmal in einer englischen Übersetzung, die ich im Internet finde. Der aktuelle Anlass ist, dass die Leserin, die gefragt hat, was ist eigentlich mit dem Roman – dem Roman, in dem sie die weibliche Hauptperson ist  –, dass sie mir von Anfang an als das 100 % perfect girl erschienen ist. Perfekt im Sinne der Murakami-Erzählung. Das heißt, nicht perfekt für jedermann, nicht makellos attraktiv, nicht alles überstrahlend - perfekt das Mädchen an dem schönen Aprilmorgen für den Ich-Erzähler in der Murakami-Geschichte und perfekt für mich die Frau, die Leserin, die gefragt hat nach dem Roman. Und während ich nun weitergehe, die Kreuzung am Kleistpark überquere in Richtung Steinmetzstraße, frage ich mich, ob sie das immer noch ist für mich, das 100 % perfect girl. Oder ob durch das, was geschehen ist, seit ich sie an einem Februarmorgen gesehen habe und dachte, da ist sie, das 100 % perfekte Mädchen für mich, ob durch all das, was ich inzwischen weiß – nicht von ihr, von ihrem Leben –, ob dadurch das unwahrscheinliche Glück, das für mich 100 % perfekte Mädchen getroffen zu haben – ja was? Bei Murakami endet es traurig. Als dem Ich-Erzähler endlich einfällt, was er zu ihr sagen soll, da ist sie verschwunden. She´s lost in the crowd. Unwahrscheinlich, dass er noch einmal das Glück haben wird, ihr zu begegnen. Traurig, nur noch traurig ist auch die Geschichte von mir und meinem 100 % perfect girl. Nur zu Ende ist sie noch nicht. Soll ich sie zu Ende schreiben? Soll ich die Murakami-Erzählung verwenden als Folie, um das Unglück zu beschreiben, in dem mein Glück endete, das 100 % perfect girl getroffen zu haben? Für wen? Wozu? Wer will das wissen? Warum im Unglück verharren, indem ich es ausmale, statt mich aus dem Unglück raus zu schreiben? Wie? – Das war die Stelle, an der die Gedanken begannen, mit denen ich mich dann runtergezogen habe in die schwere Melancholie am Sonntag. Sie hatten, wie bereits erwähnt, mit dem Unglück mit dem 100 % perfekten Mädchen nur mehr insofern zu tun, als sie von dem Brüten über dieses Unglück ihren Ausgang genommen hatten. Und weil das Unglück ein scheußliches Unglück ist, nicht einfach nur das Unerfülltsein einer Glückserwartung, sondern ein Unerfülltsein unter den scheußlichsten Umständen, deshalb haben mich die vom Brüten darüber ausgehenden Gedanken so tief heruntergezogen. Deshalb habe ich am Sonntag geschrieben über die Melancholie und heute, wie es zu ihr gekommen ist, um nicht zu schreiben über die scheußlichen Umstände des Unglücks, zu dem meine Begegnung mit dem 100 % perfect girl geführt hat.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Erregung

Mir liebe Person. Ich kenne sie noch nicht lange. Dass sie sehr ausführlich redet, das habe ich zuvor schon bemerkt. Im Moment geht es um eine Person, der meinte ich die ganze Zeit helfen zu müssen, so scheu war sie, als ich mit ihr alleine zu tun hatte. Jetzt erzählt die mir liebe Person, wie fordernd und im Grunde genommen unverschämt die vermeintlich scheue Person war ihr gegenüber. Darüber hat die mir liebe Person angefangen zu reden und hört nun nicht mehr auf damit, obwohl schon nach wenigen Sätzen alles gesagt war. Ich beobachte die zweite anwesende Person. Eine Frau; alle drei sogenannten Personen sind Frauen. Die andere Frau hat zuvor darüber gesprochen, wie wenig Zeit ihr der Beruf lässt; sie hat an diesem Samstag sicher noch vieles andere vor, zu dem sie unter der Woche nicht gekommen ist. Sie fragt dann auch zweimal, ob die mir liebe Person zu dem kommen könnte, worum es eigentlich geht. Denn das, was sie über das unverschämte Verhalten der fordernden Person sagt, ist eine Abschweifung, es hat nichts zu tun damit, worum es im Gespräch mit der Person mit dem Zeitmangel geht. Die mir liebe Person scheint das nicht mitzukriegen, dass die Person mit dem Zeitmangel nun endlich zum Punkt kommen möchte. Sie redet weiter über die fordernde Person und das Erstaunliche dabei ist, dass ihr immer wieder etwas Neues einfällt, um nicht zum Ende zu kommen. Sie wiederholt sich nicht. Allerdings ist das Neue auch nicht so wichtig, dass sie es nicht getrost weglassen könnte. Die Rede der mir lieben Person ist eine Erregung (über das unverschämte Verhalten der fordernden Person). Ich mache einen Vorschlag, wo und wann die mir liebe Person der fordernden Person ihr unverschämtes Verhalten vorhalten könnte. Aber darum geht es der mir lieben Person nicht. Sicher wird sie der fordernden Person sagen, was ihr nicht gepasst hat. Also wovon reden wir? – Das wird nicht geklärt. Denn nun muss die mir liebe Person weg. Deshalb, nur deshalb beendet sie ihre Erregung und mit wenigen Sätzen wird besprochen, was zwischen den beiden Frauen zu besprechen ist. – Keine Konsequenz: die mir liebe Person bleibt eine liebe Person. Keine Erkenntnis: nichts gelernt fürs nächste Mal. Es könnte nur sein, dass die mir liebe Person das hier liest, sich darin erkennt und dann mal sieht, wie es ist, wenn sie anfängt zu reden und einfach nicht mehr aufhört damit. Ein Gespräch  ist das auf jeden Fall nicht.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Nudelsoße

Es ist klar, dass der Satz kommt. Ich zögere es so lange wie möglich hinaus, weil ich hoffe, dass es ohne ihn geht. Sie sagt den Satz nicht. Das ist auch klar. Dass es von Anfang an ein gutes Gespräch mit ihr war, das kommt auch daher, dass sie so nicht redet. Dass sie persönlich redet oder Sache, am besten beides zusammen, aber nie in Standardsätzen, weil sie nicht standardisiert denkt. Aber dann geht es nicht mehr anders, ich muss den Satz sagen, ich brauche ihn für den Absprung in die geweitete Perspektive. Raus aus dem Zwiespalt, in dem sie steckt als gute Mutter: für ihre Kinder da sein zu wollen, wenn sie ihre Mutter brauchen, und für den Mann, und deswegen immer wieder aus ihrer Arbeit herausgerissen zu werden und dann tagelang oder auch schon mal einen Sommer lang nicht vom Fleck zu kommen geschäftlich. Du solltest dir Zeiten festsetzen, wo du eben nicht einsatzbereit bist für Chauffeurfahrten für die Kinder oder wo sie dich anrufen können in ihrer Not und du ihnen sagst, wie sie es anstellen können, die Nudelsoße aufzuwärmen, sie aber nicht erwarten dürfen, dass du eine halbe Stunde nach dem Anruf in der Küche stehst und es für sie machst. Deine Kinder sind doch jetzt alt genug und sie lieben dich. Sie müssen doch auch wollen, dass du zufrieden bist, weil du Erfolg hast. Das ist noch nicht der Standardsatz. Der kommt gleich. Nachdem sie von den Einzelfällen gesprochen hat, in denen es nicht so leicht ist, wie ich mir das vorstelle, weil ich es nur gut mit ihr meine, aber keine Ahnung habe von einem bürgerlichen Familienleben mit zwei Kindern; das sagt sie nicht, das braucht sie nicht zu sagen, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich sehe ihr Dilemma gerade mit einer Klarheit, mit der es nur ein Außenstehender sehen kann, und einen Ausweg gleich mit. Und um da hinzukommen, brauche ich jetzt den Standardsatz und deshalb sage ich: Natürlich ist das nicht einfach für Frauen, Familie und Beruf zu vereinbaren. - Dankbar dafür, dass ich es übernommen habe, die Platitüde auszusprechen, sagt sie: Ja, das ist wirklich sehr schwer. – Und weil es so schwer ist, kann eine Frau das auch nicht alleine schaffen, wenn sie eine gute Mutter sein will. Sie kann es nur schaffen, wenn ihre Familie ihr dabei hilft. Wenn Mann und Kinder sich wie moderne Menschen verhalten und nicht sich aufführen wie eine Familie aus dem 19. Jahrhundert, die sich eine Mutter hält wie eine Magd. In dem Moment, da ich es sage, wird mir klar, dass es so ist: sie wird von ihren Kindern behandelt wie eine Magd. Das muss aufhören. Und das Argument ist Liebe: da deine Kinder dich lieben, müssen sie es zulassen, dass du deine Arbeit machen kannst, ohne ständig von einem Kleinscheiß unterbrochen zu werden, mit dem sie sehr gut auch alleine zurechtkommen, wenn sie es wollen. – Wie schaut sie mich jetzt an? Skeptisch oder nachdenklich? – Wenn du willst, schreibe ich ihnen einen Brief, sage ich. Darauf lache ich und sie nicht. Und dann verabschieden wir uns eilig, weil sie muss jetzt los, um die Nudelsoße aufzuwärmen.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ersetzte Fotos

Er bat mich dringend - PLEASE - meine beiden Fotos von ihm gegen ein Foto auszutauschen, das er mir geschickt hat. Im August gemacht, mit viel Wand im Hintergrund, sein Gesicht im Halbdunkel. Warum er meint, das nötig zu haben, verstehe ich nicht. Hier die beiden von mir gemachten Fotos, die ich gestern Abend in den Blog gestellt habe; beim Überarbeiten heute Früh hätte ich mich dann für eines von beiden entschieden. Mochte er das T-Shirt nicht, das er gestern getragen hat? An dem Gesicht, das er auf meinen Fotos macht, kann es nicht liegen, dass er mich händeringend bat, die Fotos zu ersetzen. Gutes Gesicht. Guter Kopf. Aber seine Sache.





Mal wieder der Hinweis: Das innere Biest ist blogtechnisch so eingestellt, dass die Suchmaschinen es nicht finden. Es ist nicht googlebar. Die beiden Fotos, die Gunu Kim nicht gefallen, sie stehen nicht im Internet, sie stehen nur hier. Zum Zweck der Dokumentation.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Hinterher

Er schreibt mir hinterher, dass er das alles erst mal ein paar Tage auf sich wirken lassen muss. Beim zweiten Treffen erzählte er, dass er begonnen habe, meinen Blog zu verfolgen, und vorhabe, seine Website mit meinem Blog zu verlinken. Ich schätze mal, dass er das nicht tun wird. Er hat auch gesagt, dass er das Gespräch mit mir fortsetzen will, um dann auch mal was über mich zu erfahren und über den Blog, zum Beispiel möchte er wissen, warum der Biest zu Biest heißt. Darauf habe ich geantwortet, dass das alles im Blog steht, was ich für einer bin, und wie es zu Biest zu Biest kam, das wird auch klar, wenn er die älteren Postings liest. Und mich einladen wolle er auch, wenn er und seine Frau demnächst mal wieder Gäste einladen, keine große Sache, kleiner Kreis, so ist es ihnen am liebsten. Ich freue mich immer, wenn ich eingeladen werde, der Einladung zu folgen, finde ich dann aber oftmals anstrengend. Um nicht abweisend zu sein, habe ich auf seine Frage, was ich für einer bin, eine Antwort gegeben, die mich selbst überrascht hat. Mein Leben ist gar nicht so schlecht, habe ich gesagt, weil ich meist gemacht habe, was ich wollte, wenn auch manchmal zu spät. Es gibt nur eins, was ich versäumt habe: dass ich keine Kinder habe. Das ist der Schatten, der über meinem Leben liegt. Und dann habe ich noch gesagt: ich bin ein einsamer Mensch und das bin ich immer schon gewesen, schon als Kind (Einzelkind), und dass ich keine Kinder habe ist ein weiterer Aspekt meiner Einsamkeit. Er meinte, er hätte eine 21jährige Stieftochter und sonst sei es eben so gewesen, dass er, wenn er ein Kind hätte haben wollen, dass es dann ein Sohn hätte sein müssen, aber da man sich das nicht aussuchen kann so wie den Feinheitsgrad beim Schreddern, habe er eben keine Kinder. Das hat er in einer witzigen Formulierung gesagt und ohne die Assoziation mit dem Schreddern. Ich habe ganz ernst geantwortet, dass ich mich auch über eine Tochter gefreut hätte, sogar mehr als über einen Sohn, weil wie Jungs sind, das weiß ich von mir selbst. Er hat darauf nichts mehr gesagt. Das ist einige Male vorgekommen, dass ich etwas Persönliches gesagt habe und er hat darauf geschwiegen. Er war auch einige Male genervt von meinen Fragen. Das habe ich erst nachträglich bemerkt, eine unterdrückte Gereiztheit bei ihm, als ich in die Aufzeichnung des Gesprächs reingehört habe, die ich gemacht habe beim zweiten Treffen, weil er beim ersten Mal mehrfach gute Sätze gesagt hatte, an deren genauen Wortlaut ich mich später nicht mehr erinnern konnte. Beim zweiten Treffen kamen dann aber keine solchen Sätze mehr und überhaupt war unser Gespräch immer weniger ein gutes Gespräch. Am besten ist es gewesen, solange ich begeistert war von seinen Arbeiten – von seinen Arbeiten im Original. Wobei ein Teil der Begeisterung sicher auch Erleichterung war darüber, dass ich nun Ulianes Hochschätzung von Burchards Arbeit verstehen konnte. Aufgrund der Abbildungen auf seiner Website konnte ich das nämlich zunächst nicht. Und es ist jetzt auch im Blog nicht verständlich, warum das Objekt Persil mich so begeistert hat, als ich es bei Burchard vergangenen Dienstag gesehen habe. Weil das Foto im Detail unscharf ist. Um einen Eindruck vom Original zu vermitteln, müsste es noch eine Detailansicht geben. Das wollte ich zuerst am Freitag mit Burchard machen – Nahaufnahmen seiner Arbeiten, die ich im Blog zeige, aber wir sind dann nicht mehr auf meinen Vorschlag eingegangen. Er nicht, weil er ohnehin nichts davon gehalten hat, ich nicht, weil es mir zu aufwändig erschien und weil ich dann auch weg wollte, nachdem wir noch mal 2 ½ Stunden lang Arbeiten von ihm angeschaut und darüber geredet hatten. Das war der zweite Fehler, dass ich nicht auf den Nahaufnahmen bestanden habe, um so rüberzubringen den Moment der Begeisterung über Burchards Arbeiten und seine Welt. Und der erste Fehler war, dass ich nicht gleich nach dem ersten Besuch bei ihm über diese Begeisterung geschrieben habe, um es dabei dann zu belassen. Statt mich anschließend tagelang zu fragen, was passiert in Burchards Arbeiten und wie macht er das. Was sich mir dabei gezeigt hat, das hat mir nämlich immer weniger gefallen (*). Ich war zu nah rangegangen. Unangemessen nah. Übertrieben nah. Die Unangemessenheit, die Übertriebenheit mein Fehler. Mit Burchards Arbeiten hat das nichts zu tun.

(*) Kein Wagnis, kein Abenteuer. Es passiert nichts, das nicht schon anderswo passiert ist. Kunst als Liebhaberei. Die Beschäftigung mit seiner Welt hat mich zunehmend gelangweilt und genervt. Die Biederkeit, die ich an ihm wahrgenommen habe, die begann ich auch in seinen Arbeiten zu sehen. Im Text vom Sonntag habe ich die Biederkeit dann Einfachheit genannt, weil ich ihm nicht weh tun wollte.

Montag, 3. Oktober 2011

Arbeit am Verdorbenen


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Gu

Zimmerstraße 12: Wall-StreetGallery

Zimmerstraße: Was alle fotografieren


Friedrichstraße: Was alle fotografieren


Ecke Friedrich-/Zimmerstraße (1)


Ecke Friedrich-/Zimmerstraße (2)

Mansteinstraße

Über die Zwinger-Galerie und Werner Müller, das ist so schwurbelig geworden, weil ich vor dem Schreiben den Tagesspiegel-Artikel gelesen hatte und dann meinte, mich öffentlich schütteln zu müssen (Brrrrrr!) wegen der scheußlichen Schönekreuz-Wortbildung; allein das schon ein Blödsinn, aber ich kam nicht los davon, denn irgendeinen Einstieg brauchte ich und den authentischen wollte ich nicht nehmen. Der wäre das gewesen, was mir Werner Müller über die Mansteinstraße erzählt hat: über den sozialen Stress in der Straße, den es gab mit den Bewohnern des besetzten Hauses (sie wollten den Kiez beleben und am Ende haben sie die alten Leute aus der Straße vertrieben mit dem Lärm, den sie nachts gemacht haben) und über den Drogenmarkt, der sich um die türkischen Cafés herum in der Strasse breitgemacht hatte, was ich schon von meinem Schutzmann wusste. Mittlerweile der Drogenmarkt (ein Grass-, also ein Marihuana-Markt) aufgelöst, die Hausbesetzung legalisiert, die ehemaligen Besetzer inzwischen beruhigt, die Straße erholt sich, ein Computer-Laden hat eröffnet, an der Ecke ein Waffenladen und als Tüpfelchen auf dem i nun die schnieke weiße Zwinger Galerie. Über den sozialen Prozess, der dahin führte, wollte ich noch mehr in Erfahrung bringen, um ein andermal darüber zu schreiben, dann nur über die Mansteinstraße. Deshalb habe ich gestern weggelassen, was im Gespräch mit Werner Müller die Hauptsache war. Aus Geiz. Und die Strafe dafür war das Geschwurbel und ist jetzt, dass ich denke: Was soll ich da eigentlich erzählen, wenn es nur um die Mansteinstraße geht? Die Chronik der Mansteinstraße? Habe ich nichts Besseres zu tun? 

Samstag, 1. Oktober 2011

Desperate Housewife

Love her madly
(und dazu zeigt er mir ein Bild von Jim Morrison, dem er ähnlich sieht, habe ich mal geschrieben, um es gut mit ihm zu meinen)

Love her madly? - Dann mach doch endlich! Aber so, dass sie es auch spürt und mich in Ruhe lässt.

Ein Mal zu viel gelockt und wieder nichts gewesen. Amy.

Sie ist berechnend. Aber was berechnet sie? - Das soll er herausfinden.

Madly. Love. Her.

Viel Glück! 

Nicht fotografiert

Die vier Blickwechsel-Texte sind so manieriert, weil es ursprünglich Fotos sein sollten. Die habe ich nicht gemacht bei der Ausstellungseröffnung am Mittwoch wegen Zurückhaltung und dem Krampf, zu dem es kommt beim Fotografieren von Leuten spätestens dann, wenn klar wird, dass die Bilder im Internet veröffentlicht werden sollen. Manchmal aber auch schon, wenn die Leute bemerken, dass ein Kameraobjektiv auf sie gerichtet ist. Das kann ich mir nur so erklären: Es ist eine neue Spielart von Kleinlichkeit. Die Kleinlichkeit ist da. Sie muss zum Ausdruck gebracht werden. Nun eben in dem Getue um das Recht am eigenen Bild. Und die Verweigerungsgeste hat dann noch das Potential, sich großartig dabei vorzukommen, weil man sich dann fühlen kann wie ein Prominenter, der sich der Zudringlichkeit von Paparazzi erwehrt.

Ich ahne, dass es noch andere Gründe gibt, einige davon sicher gute. Fremd sind sie mir alle, weil ich selbst nichts dagegen habe, wenn mich jemand fotografieren will. Obwohl ich selten eine gute Figur dabei mache. Am ehesten noch, wenn ich nicht merke, dass ich fotografiert werde:

Beispiel 1 vom Frühjahr 2010

Bemerke ich es, befällt mich eine Verhaltensstörung, die sich so auswirkt, dass ich Grimassen schneide. Unvorteilhafte Grimassen. 

Beispiel 2 ist zu hart.
Ein andermal.