Warum ist die nicht bekannt, die Hansen? fragt Uliane. – In Schöneberg ist sie nicht bekannt, sonst schon, antworte ich. Neun Galeristen hat sie, verteilt über Deutschland. Nur in Berlin hat sie keinen festen Galeristen, weil sie dem in die Quere kommen würde mit Verkäufen aus ihrem Atelier, und auf die will sie nicht verzichten. In Berlin hat sie unter anderen den Klaus von Gondwana, wo sie jetzt schon zum dritten Mal ausstellt. Ohne dass sich das in Schöneberg herumspricht. Weil der Galerist zu wenig dafür tut? Oder spricht es sich nicht herum, weil sich das Schöneberger Publikum nicht für eine Künstlerin von außerhalb interessiert und Geld ausgeben für ihre Kunst würden sie sowieso nicht, weil sie ihr Geld für Bio&Reisen brauchen. Deshalb kann es dem Klaus gleichgültig sein, ob die Schöneberger kommen, Hauptsache, die möglichen Käufer kommen und die finden schon den Weg in die Ausstellung, die erfahren davon über das Infonetz von Ulrike und ihrem Mann, der mit ihr ausstellt. Wie gut das funktioniert mit dem Informationsfluss. konnte ich beobachten bei der Eröffnung, als es proppenvoll war. Aber kein Schöneberger Gesicht zu sehen. Wedding ist schon sehr außerhalb von Schöneberg aus gesehen. Allerdings waren die wenigsten Vernissage-Gäste aus dem Wedding; die kamen aus ganz Berlin, vielleicht sogar noch Umgebung: Fans von Ulrike Hansen. Die hat sie in ganz Deutschland und dafür tut sie auch was. Wenn man was kriegen will, muss man auch was geben, hat sie gesagt, als sie mir erzählte, was sie alles tut.
Klaus habe ich am Montag genervt, weil ich von ihm Bildmaterial von Ulrike Hansen aus seinen Beständen haben wollte (und hinterher habe ich mich dann doch auf ihrer Website bedient). Ich habe ihm meine Eindrücke von meinem Atelierbesuch erzählt und darüber geredet, wie verwundert ich bin über die ökonomischen Lebensverhältnisse Ulrikes. Aber das hat ihn nicht interessiert. Schien ihn nicht zu interessieren. Er hat dann erzählt, dass er in Zürich war und dort wichtige Leute getroffen hat zu dem Geldreformthema, für das er sich engagiert, inzwischen auch bei Attac. Aber das hat mich nicht interessiert. Es hat mich genervt, dass er damit angefangen hat – mit einem solchen Eifer, dass zu erkennen war, das bewegt ihn, das ist seine Sache, mehr auf jeden Fall als das Leben der Künstlerin, mit dessen Umständen ich mich gerade beschäftigt habe. Jetzt muss ich berücksichtigen, dass er vielleicht nur aus Diskretion ablenken wollte, um sich nicht beteiligen zu müssen an meinem Gerede über eine von ihm ausgestellte Künstlerin. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es so war. Und trotzdem hat er dann über das Geldreform-Thema mit einer Engagiertheit geredet, wie er über Kunst nicht redet, und trotzdem hat es mich geärgert. Was ein Blödsinn ist. Wenn ihn das Geld und seine Reform mehr interessieren als die Kunst oder eine Künstlerin, dann ist das für einen Kunsthändler, der er als Galerist ist, nicht ungewöhnlich. Warum tue ich ihm also nicht den Gefallen und lasse ihn hier mitlaufen in der Rolle des Geldexperten? … . (Rest des Textes gestrichen; es ging darin nicht mehr um Klaus, sondern um die Meinung, die ich nicht haben will.)