Mittwoch, 30. November 2011

Geldexperte

Warum ist die nicht bekannt, die Hansen? fragt Uliane. – In Schöneberg ist sie nicht bekannt, sonst schon, antworte ich. Neun Galeristen hat sie, verteilt über Deutschland. Nur in Berlin hat sie keinen festen Galeristen, weil sie dem in die Quere kommen würde mit Verkäufen aus ihrem Atelier, und auf die will sie nicht verzichten. In Berlin hat sie unter anderen den Klaus von Gondwana, wo sie jetzt schon zum dritten Mal ausstellt. Ohne dass sich das in Schöneberg herumspricht. Weil der Galerist zu wenig dafür tut? Oder spricht es sich nicht herum, weil sich das Schöneberger Publikum nicht für eine Künstlerin von außerhalb interessiert und Geld ausgeben für ihre Kunst würden sie sowieso nicht, weil sie ihr Geld für Bio&Reisen brauchen. Deshalb kann es dem Klaus gleichgültig sein, ob die Schöneberger kommen, Hauptsache, die möglichen Käufer kommen und die finden schon den Weg in die Ausstellung, die erfahren davon über das Infonetz von Ulrike und ihrem Mann, der mit ihr ausstellt. Wie gut das funktioniert mit dem Informationsfluss. konnte ich beobachten bei der Eröffnung, als es proppenvoll war. Aber kein Schöneberger Gesicht zu sehen. Wedding ist schon sehr außerhalb von Schöneberg aus gesehen. Allerdings waren die wenigsten Vernissage-Gäste aus dem Wedding; die kamen aus ganz Berlin, vielleicht sogar noch Umgebung: Fans von Ulrike Hansen. Die hat sie in ganz Deutschland und dafür tut sie auch was. Wenn man was kriegen will, muss man auch was geben, hat sie gesagt, als sie mir erzählte, was sie alles tut.  

Klaus habe ich am Montag genervt, weil ich von ihm Bildmaterial von Ulrike Hansen aus seinen Beständen haben wollte (und hinterher habe ich mich dann doch auf ihrer Website bedient). Ich habe ihm meine Eindrücke von meinem Atelierbesuch erzählt und darüber geredet, wie verwundert ich bin über die ökonomischen Lebensverhältnisse Ulrikes. Aber das hat ihn nicht interessiert. Schien ihn nicht zu interessieren. Er hat dann erzählt, dass er in Zürich war und dort wichtige Leute getroffen hat zu dem Geldreformthema, für das er sich engagiert, inzwischen auch bei Attac. Aber das hat mich nicht interessiert. Es hat mich genervt, dass er damit angefangen hat – mit einem solchen Eifer, dass zu erkennen war, das bewegt ihn, das ist seine Sache, mehr auf jeden Fall als das Leben der Künstlerin, mit dessen Umständen ich mich gerade beschäftigt habe. Jetzt muss ich berücksichtigen, dass er vielleicht nur aus Diskretion ablenken wollte, um sich nicht beteiligen zu müssen an meinem Gerede über eine von ihm ausgestellte Künstlerin. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es so war. Und trotzdem hat er dann über das Geldreform-Thema mit einer Engagiertheit geredet, wie er über Kunst nicht redet, und trotzdem hat es mich geärgert. Was ein Blödsinn ist. Wenn ihn das Geld und seine Reform mehr interessieren als die Kunst oder eine Künstlerin, dann ist das für einen Kunsthändler, der er als Galerist ist, nicht ungewöhnlich. Warum tue ich ihm also nicht den Gefallen und lasse ihn hier mitlaufen in der Rolle des Geldexperten? … . (Rest des Textes gestrichen; es ging darin nicht mehr um Klaus, sondern um die Meinung, die ich nicht haben will.)  

Samstag, 26. November 2011

Lebenskunst

Unsere kleine Gemeinde habe ich spaßhaft zu Uliane gesagt neulich und ernst gemeint etwas, das wir schon haben und von dem wir noch mehr haben wollen: einen vertrauten Umgang mit Leuten, die uns interessieren, und die Vertrautheit entsteht auch dadurch, dass man etwas von einander erfährt durch das Reden über einander oder das Schreiben in einem Blog. Und das will ich nun schaffen, indem ich Leute hineinziehe in mein Schreiben; eine Gemeinschaft soll so entstehen, die sich abbildet im Blog. Und seinen Ausdruck findet das in der Index-Wolke am rechten Blog-Rand von BzB, wo jetzt die Kategorie (tag) Gemeinde steht. Das Wort mit religiösen Assoziationen verknüpft, kleine Gemeinde wäre deshalb treffender, weil da das Spielerische anklingt, doch das ist zu lang als Kategorie-Wort. Zwei Postings gibt es, dem tag Gemeinde zugeordnet. Überlegt, ob das über Friederike (Schere) nicht auch dazu gehört. Denn sie möchte ich dabei haben in der kleinen Gemeinde des Blogs, sie soll immer mal wieder auftauchen. Würde mir gefallen, wenn sich das so ergäbe. Aber es zu formulieren als Ziel und dazu noch sagen: sie will ich dabei haben als sich selbst  und in der Rolle der schöne Fee, die sie auch noch ist -  das sind so Einfälle, die ich mir nur damit erklären kann, dass ich zu lange als Drehbuchknecht phantasiert und gedacht habe; am Ende mehr mir ausgedacht als phantasiert in der strengen Ordnung des Plottens mit den technischen Anweisungen und die wichtigste ist: Jemand muss etwas unbedingt wollen. Der Protagonist  braucht ein Ziel. Wie er das verfolgt, was ihm dabei passiert an Hindernissen, Konflikten, das ist seine Geschichte, der Plot. Aber nein, solche Geschichten mag ich nicht. Ältere Leser verstehen die Anspielung auf die Schnulze: ein solcher Plot ist ein Holzpferd. Imitation von Leben. Und deshalb das Unbehagen an dem tag Gemeinde. Was mache ich? Vorhin wollte ich ihn löschen. Das ging auch nicht. Lass ich ihn stehen als Kategorie für eine Art von Geschehen? Aber das Geschehen ist nicht das Projekt, eine Gemeinde schaffen zu wollen. Das Geschehen ist der Wunsch, dass es sie nicht gibt für mich. Schenk mir ein Pferdchen, ein Pferdchen wär´ mein Paradies. Aber das Paradies gibt es nicht. Und ein richtiges Pferd gibt es auch nicht. Was gibt es dann? Was widerfährt mir mit meinem Wunsch? Das ist die Geschichte. Wille, Impuls und dann im richtigen Moment aufhören und geschehen lassen. Ist es das? Wünschen, Wollen. Aber Absichtlichkeit, Vorsätzlichkeit ist – was? An der Stelle war ich neulich schon mal:  Was ist falsch, peinlich, kitschig, aufdringlich an der Absicht und dem Vorsatz – im Leben wie im Erzählen? Wenn ich die Antwort weiß, besuche ich wieder die schöne Fee und lasse mich von ihr fragen: Was macht die Lebenskunst? – Es gibt keine Feen. – Ich weiß. 

Mittwoch, 23. November 2011

Gemeinde 1.1

Tag (Etikett) für Gemeinde? Welcher Kategorie des Index soll ich das Posting zuordnen? –  Klatsch ist es nicht. Porträtiert wird auch niemand. Geld ist im Spiel, aber nicht das Thema. Ich stehe wie immer im Mittelpunkt, aber nur technisch, ich bin nicht das Thema. Was ist das Thema? – Tatsachenroman? Also tag  Roman? – Die Kategorie Roman in der Wolke bezieht sich auf einen bestimmten Roman. Wenn jetzt ein anderer Roman beginnen würde, dann bräuchte der seine eigene Kategorie. Tatsachenroman als Kategorie? Bloß nicht! –  Was wäre das Thema des Romans? – Was auch das eigentliche Thema des Postings von gestern ist und sein Titel: Gemeinde. Kleine Gemeinde. Sehr kleine Gemeinde. So klein, dass sie mehr Möglichkeit ist als Realität. Gerade erst fängt sie an sich zu entwickeln, kann auch ganz schnell sich wieder auflösen und was dann übrig bleibt ist eine Vertraute und ein Wunsch, ein Plan. Immerhin eine Vertraute und ein Plan, der ein guter Plan ist: Wenn es keine Gemeinschaft gibt, zu der ich gehören möchte, dann schaffe ich mir selbst eine. Denn ohne Gemeinschaft möchte ich nicht leben. Aber mit dem Schaffen einer Gemeinschaft kenne ich mich nicht aus. Klar, dass ich  mich dabei erst einmal unbeholfen anstelle und täppisch und unbedacht verhalte. Zu bedacht will ich aber nicht sein. Das nimmt mir die Freiheit, zu schreiben gerade so, wie es mir einfällt. Der Blog ist ein Ort vollkommener Freiheit, habe ich gestern zu Birgit gesagt. Das steht über allem, noch über dem Wunsch, eine Gemeinde zu haben. Muss es auch, denn ohne die Freiheit kann ich den anderen nichts geben, was sie anderswo nicht genau so gut, sogar besser bekommen. Die Freiheit ist der Grund der Ehrlichkeit gegenüber anderen und, noch wichtiger, der Ehrlichkeit gegenüber mir selbst. So sieht das auch Birgit, die den Blog gut findet wegen der darin gelebten Ehrlichkeit und die dann eine Geschichte erzählt hat, wie sie vom Lesen des Blogs darauf gebracht wurde, sich in einem Streit mit einem Geschäftspartner anders zu verhalten als sonst; so, dass sie ihre Zickigkeit erkannt und sich eingestanden hat und damit aus dem Streit etwas anderes machen konnte, als sonst aus ihm geworden wäre. – Aber, hat Birgit dann gefragt, was wird aus deiner Ehrlichkeit, wenn du Rücksicht auf Sponsoren nehmen musst; was doch gar nicht ausbleiben kann?  - Stimmt. Wobei die größte Gefahr gar nicht ist, dass die Unterstützer mir reinreden, sondern dass ich das selbst mache, indem ich beim Gedanken an die Sponsoren mir Beschränkungen auferlege. Selbstzensur. Und dann ist es vorbei mit dem Ort vollkommener Freiheit. Dann ist der Blog so wie alles ist und dann kann ich es genau so gut lassen.  - So habe ich daher geredet und währenddessen habe ich mir eine Antwort überlegt auf Birgits Frage. Antwort: Dass es zu einer Beschränkung der Freiheit im Blog kommt aus Rücksicht auf die Sponsoren kann ich verhindern, indem ich mich nur mit Sponsoren einlasse, denen wie dir klar ist,  worum es in dem Blog geht, und die das nicht nur tolerieren, aber dann eines Tages vielleicht auch nicht mehr, sondern die eben das wollen, dass es diese Freiheit gibt und diese Ehrlichkeit, und die deshalb den Blog unterstützen. – So ungefähr, aber genau mit diesem Pathos habe ich es gesagt gestern zu Birgit. Und heute sehe ich es noch immer so, nur dass heute eben das … .  Schnitt. Was heute passiert ist, das ist mir noch nicht klar. Mehr, wenn ich weiß, was daraus folgt. Vielleicht nichts. 

Dienstag, 22. November 2011

Harmlos 2

Das Link zu Harmlos habe ich Brigitte gemailt mit dem Zusatz:
wie Du siehst, habe ich nachträglich schon angefangen, mich über Dich zu ärgern. Aber dann ist mir der Schluss meines Textes über Dich eingefallen und es ist mir gelungen so zu tun, als sei das alles nicht so schlimm. 

Und dann hatte ich noch die Idee, mit Brigitte die Galerie von Tanja Wagner in der Pohlstraße zu besuchen, die eine Frauengalerie ist: Tanja Wagner stellt dort nur Künstlerinnen aus. Vor kurzem war ich mal da. Nachmittags. Abends erst sollte Ausstellungseröffnung sein. Tanja Wagner hat mich trotzdem die Ausstellung anschauen lassen. documenta-Kunst habe ich zu Brigitte gesagt, als ich ihr meinen Eindruck schilderte, aber auch zugegeben habe, dass ich noch nicht verstanden habe, was da künstlerisch passiert. Deshalb will ich noch mal hin. Wenn es geht, mit Tanja Wagner reden – und wie wäre es, wenn ich das zusammen mit Brigitte tue, habe ich mir überlegt, weil ich schon seit längerem denke, dass ich für Abwechslung sorgen und nicht immer alleine unterwegs sein sollte, auch nicht immer nur aus meiner Perspektive schreiben sollte, und deshalb nun die Ausstellung Antworten auf den Neumond: Prolog mit den Augen Brigittes sehen und beschreiben könnte im Blog. Aber:

Brigitte will nicht zu Tanja Wagner mitkommen, schreibt sie mir zurück, plus: Sie möchte nicht, dass ich weiter über sie schreibe. Und unter dem Text die Grüße, die immer herzliche Grüße waren in ihren Mails, die sind jetzt zu besten Grüßen geworden.

Meine Antwort vom späten Freitagabend:
Liebe Brigitte, nimm die Hand, die ich Dir gegeben habe (und die Du angenommen hast) vorhin am Eingang von subjectobject als Antwort auf Deine Mail (die ich da bereits gelesen hatte). Es ist jetzt so, es wird auch wieder anders sein. 

Meine Grüße weiter herzlich, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es auch wieder anders sein wird: es könnte auch sein, dass es das war mit Stamm und Gensheimer. Mein Standardsatz: Interviewpartner lernt man erst richtig kennen, wenn man über sie geschrieben hat und sie es gelesen haben. Dass Brigitte nun so empfindlich reagiert, es hat mich nicht überrascht. Ich habe es 50:50 erwartet, dass sie so reagiert oder anders. Deshalb bin ich nicht enttäuscht. Dumpfer, aber wahrer Satz: Jeder wie er kann. Ich hatte gehofft, sie kann auch anders. 

Zwei oder drei Gründe, warum ich Respekt vor ihr habe. Zwei oder drei Gründe, warum ich sie mag. Und ein Erlebnis mit ihr, bei dem sie mich überrascht hat und weswegen ich bei ihr vieles für möglich halte, was es bei anderen nicht ist. Letzter Juni. Fotoausstellung in ihrer Galerie.

© Lutz Schönwald
Das spektakuläre Titelbild der Ausstellung. Ein Frosch, sage ich. – Sie: Nein, das ist kein Frosch. Das ist ein Lurch. – Ach so. – Wie es weiter ging, bitte nachlesen im Blogeintrag Fotoarbeiten 2.  – Für Lesefaule: ich habe dann nachgeschaut, wie das ist taxonomisch mit den Fröschen und den Lurchen, und gelernt: Frösche sind Lurche. Davon ausgehend habe ich über das Foto und die Statue, die es zeigt, geschrieben. Und wie hat Brigitte reagiert auf den Text? Als ich sie danach in ihrer Galerie besucht habe, hat sie mir einen Ausdruck gezeigt, den sie von meinem Posting gemacht hatte. Die Seiten abgegriffen von häufigem Gebrauch, da sie jedem Ausstellungsbesucher, der Fragen zu dem Frosch-Foto stellte, den Text zu lesen gegeben hat. Meinen Text, in dem ich erzählte, wie ich von ihrer Belehrung beeindruckt war, dann aber beim Verifizieren festgestellt habe, dass ich in meiner unbedarften Art völlig richtig gelegen hatte: es ist ein Frosch, der auf dem Foto zu sehen ist. – Von da an hatte ich Achtung vor ihr. Denn so stelle ich mir das vor im Leben: dass man dazu steht, wenn man sich geirrt hat und kein Getue darum macht aus verletzter Eitelkeit, sondern seine Eitelkeit darauf gründet, souverän mit seinem Irrtum umzugehen. Das hat sie getan damals. Und jetzt? Geht es nicht um einen Irrtum. Jetzt wünscht sie, dass ich nicht mehr über sie schreibe. Den Wunsch erfülle ich ihr. Sie muss mir nur aus dem Weg gehen. 

Montag, 21. November 2011

Wenn 1.1

Bei dem Du in Wenn habe ich nicht an eine bestimmte Person gedacht. Es gibt keine bestimmte Person, an die ich mich wenden könnte mit der Frage: Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest? - Mit dem Du habe ich jeden Leser angesprochen, der den Text liest. Das war in dieser Zuspitzung (die Scheiße in Deinen Hosen) nicht so geplant. Es ist beim Schreiben so entstanden. Kam mir dann aufdringlich vor, so dass ich mir schon überlegt habe, ob ich Du, Dich, Dein klein schreiben soll und die Vertraulichkeit der Anrede damit zurücknehmen. Das ging vom Gefühl für den Text her jedoch nicht mehr. Dann hätte ich ganz auf ihn verzichten müssen, wenn ich die Vertraulichkeit vermeiden wollte. Weil ich die Frage so gut finde, habe ich den Text so genommen, wie er ist. Wer wissen will, wie es mir bei der Beantwortung der Frage ergangen ist, kann es sich denken, wenn er die Möglichkeiten betrachtet, die ich durchgespielt habe. Die bitterste Antwort fehlt, die ich mir (neben anderen) auf die Frage gegeben habe. Die wollte ich niemandem als Möglichkeit zumuten. Ich wollte überhaupt nicht über mich schreiben in diesem Posting. Ich wollte nur eine gute Frage weitergeben an die Leser.

Sonntag, 20. November 2011

Innerer Kreis

Petra ist die Vertraute meiner Vertrauten. Sie ist Autorin, Fotografin und netzaffin, sie hat bspw. gestaltet und sie pflegt die Website von Uliane. Petra rät mir, die Bindung der Leser an Biest zu Biest zu stärken. Dazu soll ich den Follow Button am rechten Rand des Blogs aktivieren. Leser können dann ihre Mail-Adresse hinterlassen und erhalten jedes Mal, wenn ich poste, eine Benachrichtigung mit dem Link (oder das Posting selbst?) zugemailt. Gute Idee, gute Einrichtung, sage ich, aber: ich hatte den Follow Button über ein Jahr lang aktiviert, und nachdem all die Zeit niemand davon Gebrauch gemacht hatte, habe ich ihn von der Seite genommen. – Ich kenne Petra noch nicht persönlich. Jetzt kriege ich mit, wie sie ist: Macht nichts, dass ein Jahr nichts passiert ist, sagt sie. Follow-Button wieder aktivieren. – Punkt. So muss man mit mir reden. Das überzeugt mich. Das entscheidende Aber fällt mir erst später ein: Ich veröffentliche einen Blogbeitrag mehrfach, mindestens zweimal, einmal abends und dann noch mal am nächsten Vormittag, nachdem ich den Text noch einmal durchgesehen, überarbeitet und korrigiert habe. Heißt: Dann kriegen die mir folgenden Leser zweimal eine Benachrichtigung, manchmal auch drei- oder viermal, wenn ich nachträglich noch einen Fehler entdecke oder mir eine bessere Formulierung einfällt. Mich würde das nerven.

Petras zweiter Ratschlag ist einfacher zu befolgen. Das mache ich nämlich schon, wenn auch nur vereinzelt, und sie empfiehlt mir nun, es regelmäßig zu machen: Benachrichtigungen an  Zielgruppen zu mailen. Heißt, vereinfacht: Wenn ich über eine Galerie geschrieben habe, verschicke ich das Link an alle Galeristen und Künstler, von denen ich weiß, dass sie meinen Blog lesen und: von denen ich meine, dass sie der Blogeintrag und mein Blog interessieren könnte – interessieren sollte. Das mache ich noch nicht, Leser zu werben, die ich haben (gewinnen) möchte. Daran habe ich noch nicht gedacht.  Das mache ich, sobald ich mir überlegt habe, wer das alles sein könnte. Danke für den Tipp, Petra!

Und dann hat sie noch gesagt: Newsletter. – Newsletter? – Mit dem du deine Leser zum Beispiel informierst über das, was du an Beiträgen vorhast. – Bloginterna?  –  Genau. – Dazu ist Das innere Biest da. So habe ich es mal geplant: Das innere Biest sollte auch sein inner circle für die, die es ganz genau wissen wollen, ein making of / behind the scenes des Blogs. – Petra nickt, das meint sie. Und dass ich das im (nicht googlebaren) Nebenblog mache, findet sie gut. – Da kann ich doch dann den Follow-Button aktivieren für die regelmäßigen Leser, denke ich. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich nie einen richtigen Zugang gefunden habe zu dem Blogintern-Schreiben, weil es mir wichtigtuerisch und großspurig vorgekommen ist und der Tagebuchstil, in den ich dabei verfallen bin, tranig und dämlich. Doch jetzt, mit der Vorstellung, dass es eine Variante von einem Newsletter für die dem Blog nahestehenden Leser ist, jetzt könnte ich es noch mal versuchen mit dem Schreiben über den Blog. Und wenn ich mir dabei als Gegenüber die nahestehenden Leser vorstelle (die, von  denen ich schon weiß, plus diejenigen, die sich in wachsender Zahl über den Follow-Button zu erkennen geben), dann habe ich auch eine Chance von dem elenden Tagebuchstil los zu kommen, in den ich hier immer wieder abgerutscht bin, solange ich nur monologisiert habe oder (so war es in der ersten Zeit von Das innere Biest) mit einer Schimäre kommuniziert habe, die sich über Vorhang auf/Vorhang zu und Licht an/Licht aus mitteilt … .

Nächster Versuch, Das innere Biest zu beleben: mit der Newsletter-Idee. Veröffentlichungsrhythmus wird sich finden, wenn ich eine Schreibhaltung gefunden habe. Nicht tagebuchartiges Bespiegeln, sondern: den Lesern erzählen, was ich in Biest zu Biest nicht erzähle von meinem Leben und vom Bloggen. Womit fange ich an? – Mit der Erklärung, warum Brigitte von der Galerie für junge Künstler dem Blog als Mitspielerin verloren gegangen ist. Vorerst. Sie wünscht nämlich, dass ich nicht mehr über sie schreibe. Weil ich ihr diesen Wunsch erfüllen möchte, die Leser aber trotzdem erfahren sollen, wie es dazu kam, und wie ich das meine mit vorerst, deshalb werde ich das hier erzählen, in dem Blog, der so eingestellt ist, dass er von den Suchmaschinen nicht berücksichtigt wird, also nicht googlebar ist. - Übrigens: Eine weitere Option ist die Einstellung, dass der Blog nur angemeldeten Lesern zugänglich ist. Aus dem inneren Kreis würde dann ein exklusiver Kreis und das Schreiben könnte noch freier sein, als es ohnehin schon ist. Option. Jetzt erstmal Newsletter-Ansatz. Beginnend in den nächsten Tag mit dem Bericht, wie Brigitte dem Blog verloren gegangen ist.

Schließlich noch eine Option für die Leser. Anders als in Biest zu Biest ist hier die Kommentar-Funktion eingeschaltet und muss nur genutzt werden. Auch das ist blogintern: innerer Kreis, behind the scenes, making of – wenn Ihr kommentiert mit Kritik, Anregungen, Anmerkungen oder auch Zustimmung, wenn es einmal gar nicht anders geht. 

Sonntag, 13. November 2011

Ungelöscht




Kunsturhebergesetz

§ 22 KUG (Recht am eigenen Bild)
Bildnisse dürfen nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Einwilligung gilt im Zweifel als erteilt, wenn der Abgebildete dafür, dass er sich abbilden ließ, eine Entlohnung erhielt. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von 10 Jahren der Einwilligung der Angehörigen des Abgebildeten. Angehörige im Sinne dieses Gesetzes sind der überlebende Ehegatte und die Kinder des Abgebildeten, und wenn weder ein Ehegatte noch Kinder vorhanden sind, die Eltern des Abgebildeten.


§ 23 KUG (Recht am eigenen Bild, Ausnahmeregelungen) 
(1) Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:
1. Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte; 
2. Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;
3. Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;
4. Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.
(2) Die Befugnis erstreckt sich jedoch nicht auf eine Verbreitung und Schaustellung, durch die ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten oder, falls dieser verstorben ist, seiner Angehörigen verletzt wird.

Montag, 7. November 2011

Aufträge

Ich muss mich um mein Geschäft kümmern!

Ein offenbar vielen Fernsehzuschauern bekannter ZDF-Moderator: Volker Panzer lässt bei Hermann malen. Auftrag ist jeweils: Male mir ein Gemälde nach dem und dem Motiv. Beim ersten Auftrag war es ein Sonderangebot eines Supermarkts: ein Kilo Schweinefleisch für 1 Euro 99. Was offenbar sehr billig ist, zu billig, und insofern ist das ein kritischer Aufmerker wegen Massentierhaltung, nehme ich an. Beim zweiten Mal war es ein Foto vom Eingang zu einer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, ehemalige DDR), und da war ein Schild, auf dem stand Geschlossen; daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern, auf jeden Fall ist es so, dass auch da etwas kritisch zu sehen war. Dritter Auftrag: Fliesenboden und darauf breitgetretenes ausgespucktes Kaugummi. Dieses gerade fertiggestellte Gemälde hat Hermann noch in seinem Atelier, das hat er uns gezeigt und das hat uns allen sehr gut gefallen.

Trotzdem (und ich gebe zu, vielleicht nur wegen meiner Feindseligkeit gegenüber dem Zwangsgebührenfernsehen): Was passiert da? Worum geht es bei den Mal-Aufträgen des ZDF-Moderators? - Er lässt seine  kritische Intelligenz ästhetisieren. Für die wird er geschätzt  von den Zuschauern seiner ZDF-Sendung. Das genügt ihm nicht. Er will sie dokumentiert, als Schaustück in Acryl auf Leinwand an der Wand hängen haben. Bei sich zu Hause. Oder in seinem ZDF-Büro. Oder in dem ZDF-Konferenzraum seines Teams zur Anregung für weitere Höhepunkte kritischer Fernsehintelligenz. Denn darum geht es, dass das mit den Gemälden dokumentierte Aufmerken die Fernsehintelligenz ist und das Kritischsein des Fernsehens und ein anderes gibt es nicht. Man möchte kotzen und in die Kotze hineinweinen vor Verzweiflung. Auftrag an Hermann: Male mir ein Gemälde mit einer Lache von Kotze, in der sich ein See von Tränen bildet.

Was lerne ich daraus für mein Geschäft? – Ein Bild kann man sich an die Wand hängen und alle, die zu einem kommen, sehen es. Einen Text nicht. Was kann man mit einem Text machen, der in meinem Blog steht? Text, der eine Person porträtiert, die den Text selbst in Auftrag gegeben hat oder eine andere Person hat es getan. Als Geschenk für den Porträtierten: Der hat dann mich getroffen und ich habe über ihn geschrieben. Oder der Porträtierte sollte überrascht werden; der Auftraggeber hat zu mir gesagt: das ist die Person, die ich von dir porträtiert haben will. Da und dort kannst du sie treffen, mache dich an sie heran, aber so, dass sie es nicht merkt, dass du vorhast, sie zu porträtieren. Das nur mal als Anregung. – Und dann ist das Porträt geschrieben und gepostet in meinem Blog. Post zum Beispiel mit dem Titel Panzer. Und das Link dazu kann der Mann nun verschicken an seine Verwandten, Freunde und Bewunderer per E-Mail oder auch nicht, denn es könnte ihm auch genügen, dass jeder, der ihn googelt, bei den Treffern auf seinen Namen mein Porträt von ihm findet in meinem Blog. So geht das. Es muss nur mal anfangen. Im Grunde hat es schon angefangen. Nur noch nicht als Geschäft.

In Heidelberg habe ich eine Frau gekannt, die lebt inzwischen seit vielen Jahren in Düsseldorf, und ich habe den Kontakt zu ihr verloren: Norika Nienstedt. Künstlerin, Malerin und Bastlerin. In ihrer Heidelberger Zeit hat sie ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherin verdient. Norika hat Porträtpuppen hergestellt. Puppen etwa so groß wie Kasperletheater-Puppen. Aber keine Handpuppen oder Marionetten. Puppen, um sie sich hinzustellen oder hinzusetzen zum Anschauen und sie um sich herum zu haben. Miniaturisierte Doppelgänger der porträtierten Personen und alleine schon die Miniaturisierung ist ein hinreißender Effekt der Puppen: die Gesichter geformt aus Plastilin nach Fotos, angezogen auf die für die porträtierte Person typische Art. Auf die Kleidung hat Norika immer größte Sorgfalt verwandt und die miniaturisierte und zugleich authentisch wirkende Kleidung war auch einer der Gründe, weswegen man gar nicht genug kriegen konnte vom Ansehen von Norikas Puppen. Ihre Aufträge bekam sie über Weiterempfehlung und den Auch-haben-wollen-Effekt. Aber eines Tages wird der Heidelberger Markt bedient gewesen sein und vielleicht ist sie auch deshalb nach Düsseldorf umgezogen. 

Was kann ich von Norikas Porträtpuppen lernen? 

Reste vom Wochenende

Witz, den nicht alle verstehen werden. Zufälliges Treffen mit Burchard Vossmann im Atelier von Hermann Spörel. Burchard mit seiner Frau auf Kunstrundgang. Ich mache Hermann und Burchard miteinander bekannt. Das ganze Atelier vollgestellt mit Bildern Hermanns. Burchard fragt ihn: Und du bist Maler? - Hermann: Ja.

Bei Liljana eine junge Familie mit zwei Kindern. Das Kleine trägt der Mann auf den Schultern. Die Frau fragt, ob sie auch das Büro betreten und die dort stehenden Bilder anschauen dürfen. - Kommen Sie rein, das ist alles für Sie, sagt Liljana und ich mache ein Kurzinterview mit der jungen Familie. Sie würden sich gerne viel mehr angucken, am liebsten zu allen Adressen gehen, sagt die Frau. Aber das geht nicht, sagt der Mann und macht eine Kopfbewegung zu dem Kind auf seinen Schultern. So schwer kann das Kind doch nicht sein, denke ich und frage, ob sie in der Nähe wohnen. Nein, sie wohnen in Charlottenburg und sind extra wegen des Kunstrundgangs nach Schöneberg gekommen, nachdem die Frau am Vorabend im TV einen Bericht darüber gesehen hat. War das RBB? fragt Liljana. Die Frau glaubt, ja. Worauf Liljana erzählt, dass die gestern mit einem Kamerateam bei ihr waren. Gegen 11.30 Uhr war das. Noch keine Besucher. Die halbe Stunde bis zum Beginn des Rundgangs wollten sie nicht warten. Hatten es eilig und haben deshalb Liljana gefragt, ob sie sich als Besucherin vor ein Bild stellen könnte. Wegen der Authentizität hat Liljana sich dann ihre Jacke angezogen. Die TV-Leute hätten sie auch ohne Jacke genommen. Ist doch egal, achtet doch sowie keiner drauf. Guckt vielleicht auch keiner? Nein, die Frau aus Charlottenburg hat den Bericht gesehen, sonst wäre sie jetzt nicht hier mit ihrem Mann und ihren Kindern. Aber Liljana in der Rolle einer Galeriebesucherin hat sie nicht gesehen, sie hat aber auch nicht so richtig hingeguckt. Fernsehen.

Eine Künstlerperson braucht unbedingt eine Ausstellung. Wegen der Atelierförderung. Damit sie ihr Atelier nicht verliert. - Herausfinden: Wozu braucht sie ihr Atelier?

Donnerstag, 3. November 2011

Bitte nicht stillsitzen!

Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder gelacht über einen Text von mir, als ich heute Morgen das Posting von gestern durchgesehen und korrigiert habe. Die Komik nicht beabsichtigt beim Schreiben. So war es, als ich Oguzhan einfach nicht das Interview habe weiterlesen lassen, weil ich unbedingt herausfinden wollte beim Reden darüber, ob mein Geschenk nur nutzlos und nervig ist oder ob sich etwas daraus machen lässt, indem er es weiterschenkt. Was lässt sich daraus machen? Steht alles drin in Besonders und ist trotz der komischen Szene ernst gemeint. Es ist das handelbare Produkt, das ich so dringend brauche, wie ich schon seit Monaten vor mich hin murmle. Die geldwerte Tat, die ich den Leuten anbieten kann mit dem, was ich bereits tue. Letztlich nicht viel anderes als das, was die Zeichner vor dem Centre Pompidou in Paris machen, die Touristen porträtieren. Nur dass bei mir Stillsitzen ein Fehler wäre. Und immer nur lächeln und gut aussehen und gefallen wollen, das kann man machen, wäre aber zum Fenster hinaus geschmissenes Geld. Denn siehe Biest zu Biest von gestern: Jeder ist etwas Besonderes, wenn er den Mut hat, sich so zu zeigen, wie er ist. 

Mittwoch, 2. November 2011

Zitate

Nach einer zufälligen Begegnung mit dem lesenden Künstler kann ich mich stundenlang nicht leiden, weil ich, um mich seiner zu erwehren, einen solchen Blödsinn geredet habe, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, ob das am lesenden Künstler lag oder daran, dass ich zunehmend verblöde. Der Text, den ich darüber geschrieben habe, den habe ich weggeworfen, da er mich angewidert hat, so wie ich von mir angewidert war nach der Begegnung mit dem lesenden Künstler. Der Text endet mit der Einsicht, dass die Äußerungen des lesenden Künstlers deshalb so beherrscht sind von Gelesenem, weil er selbst herrschen will, sich das aber nicht zutraut (mit seinen eigenen Gedanken). Dazu ist mir ein Satz von Walter Benjamin über Zitate eingefallen: Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen.

Der lesende Künstler hatte es dieses Mal mit Artaud. Antonin Artaud, Theater der Grausamkeit. Artaud zufolge sind die Gedanken, auf die wir uns so viel zugute halten, nichts anderes als Überformungen von so elementaren Vorgängen wie zum Beispiel Verdauung. Das habe ich auch schon gedacht, das haben auch schon viele andere gedacht. Da ist was dran, könnte man sagen. Nur, indem man es ausspricht und behauptet, es ist so und nicht anders, wird es falsch. Und wenn man ins Feld zieht mit so einem Satz, um andere Auffassungen damit zu unterwerfen, ist der Satz nicht besser als jeder x-beliebige Satz eines Faschisten. Das hätte ich dem lesenden Künstler geduldig entgegenhalten können. Ich habe es nicht getan, weil ich nicht wollte, dass er mir dann mit anderem Gelesenen kommt, weil ich diese Art von Dialog nicht führen wollte, weil ich gar nicht mit ihm reden wollte. Also hätte ich schweigen sollen. Das ist mir nicht gelungen. Hinterher konnte ich mich nicht leiden. Da es passiert war, musste ich darüber schreiben. Das ist jetzt der dritte Versuch. Den werfe ich nicht weg. Damit es endlich weitergehen kann.