Dienstag, 28. Juni 2011

Curiosity

Nichts, was man auch auf Wikipedia nachlesen kann. Was dort nicht steht über Truman Capote: Als er 1959 nach West-Kansas gereist ist, um den Mordfall zu recherchieren, dessen Geschichte er in seinem 1966 (*) erschienenen Tatsachenroman (nonfiction novel) Kaltblütig (In Cold Blood) erzählt, hat ihn sein Lebensgefährte gewarnt mit dem Sprichwort: Curiosity killed the cat. Und Truman Capote hat darauf geantwortet: And satisfaction brought it back. – Recht sollten sie beide behalten, zumindest nach der Interpretation des Capote-Biographen Gerald Clarke. Mit In Cold Blood wurde Capote reich und weltberühmt, erlebte dabei aber einen Absturz (Nachtleben, Alkohol, Drogen, Schreibblockade), von dem er sich nie wieder erholt hat. Gerald Clarke vertritt die These, dass Truman Capote bei den Recherchen und der Arbeit an dem Roman Erfahrungen gemacht hat, die ihn gebrochen haben. Als ich das vor 20 Jahren las, hat mir das eingeleuchtet, jetzt, da ich mich daran erinnere, erscheint es mir zweifelhaft. Zitiert habe ich den Dialog in Pädagogisch, weil mit ihm alles zum Thema Neugier gesagt ist. Dabei hatte ich schon im Hinterkopf, dass ich es würde erklären müssen und dass ich dann auch von Harper Lee erzählen kann, mit der Capote seit seiner Kindheit befreundet war und die ihn begleitet hat nach Kansas. Alles, was es zu Harper Lee und ihrer Freundschaft mit Truman Capote zu wissen gibt, steht auf Wikipedia: Harper Lee, Wer die Nachtigall stört (To Kill a Mockingbird). Hätte ich gestern darüber geschrieben, hätte ich von meiner Bewunderung für diese Freundschaft erzählt. Heute habe ich mir das Spiel verdorben, indem ich an den Anfang des Textes geschrieben habe: Nichts, was man auch auf Wikipedia nachlesen kann. Wer eine Vorstellung davon bekommen will, wie sehr Truman Capote seine Freundin Harper Lee verehrt und geliebt hat, lese das Kapitel in Other Voices, Other Rooms, in dem Capotes Alter Ego Joel Harrison Knox mit seiner Freundin Idabel Thompkins fischen geht. 

(*) Im deutschen Wikipedia-Artikel wird als Erscheinungsjahr von In Cold Blood 1965 angegeben, im englischen 1966. Dem englischen Wikipedia-Artikel vertrauen. Siehe auch  NYT.  

Montag, 27. Juni 2011

Lachen

Erkläre ich das auf Facebook oder im Blog: was es mit der Katze auf sich hat, der ihre Neugier das Leben gekostet hat, und was mit der trotzigen Antwort, dass die Befriedigung ihrer Neugier die Katze wieder zum Leben erweckt hat?

Anneli hat gestern gleich zweimal gesagt, dass sie früher lachen konnte/ musste beim Lesen meines Blogs; jetzt nicht mehr, wollte sie damit sagen. Ich habe vergangene Woche in den Morgenseiten mal festgestellt, was für eine Verbesserung meines Lebens und Schreibens es ist, dass ich keine Witzigkeit mehr von mir erwarte. – An Anneli, wenn sie das lesen sollte, weil sie gerade Zeit hat: Wenn Du lachen willst, empfehle ich die TV-Sender Pro7 und SAT 1. Da gibt es ganze Abende lang nur Programm zum Lachen. Bei mir ist ohne Lachen. Und es wird keine Anstrengungen im Blog geben, das zu ändern, solange es im Leben nichts zu lachen gibt. 

Sonntag, 26. Juni 2011

Unfall

Facebook-Plot. Meine Statusmeldung auf der Facebook-Seite von BzB gestern: Ganz machtlos bin ich nicht. Es gibt eine Möglichkeit, mich zu wehren. Doch die halte ich noch zurück. Denn dann wird es kitzlig. Dann darf die andere Seite nicht die Nerven verlieren und muss bereit sein, ein Patt zu akzeptieren. Sonst gibt es ein Gemetzele. Aber vielleicht geht es auch so. Heute kein Übergriff.

Inzwischen hat es einen neuen Übergriff gegeben. Page visibility eingestellt auf: Only admin can see this page. Nicht von mir eingestellt. Die andere Seite hat meine Notiz von gestern nicht als Angebot eines Waffenstillstands gelesen, sondern als Drohung, über die sie nur lachen kann. Sie will es wissen, sie will es mir zeigen. Weiß sie, worauf sie sich einlässt? Will sie, dass ich mich wehre? Will sie die Eskalation? – Das wäre dann schon der erste Grund, mich nicht zu wehren auf diese Art. Der zweite Grund ist, dass ich diesen Plot nicht leiden kann. Dass es mir keinen Spaß macht darüber zu schreiben, weil es ist wie schlecht ausgedacht. Was mache ich? – Ich habe mir angeschaut, was Facebook an Sicherheitsmaßnahmen anbietet. Registrierung der Logins. Damit müsste es möglich sein, unzulässige Logins zu identifizieren und beweiskräftig zu dokumentieren. Im Prinzip. Aber die Funktion ist nicht genau; ich gehe auf die Seite gegen 11:00 am und registriert wird 9:58 am. Ich werde es beobachten und wenn ich damit nicht weiter komme, werde ich entweder die Seite deaktivieren oder das Risiko-Spiel spielen, auf das die andere Seite es anzulegen zu scheint.

Was hat gestern zu dem Schreibunfall geführt? – Bei Brigitte Stamm in ihrer Galerie gewesen. Weil sie mir KünstlerInnen vorschlagen wollte, über die ich schreiben könnte. Sie hat zwei Frauen ausgewählt und beide auch schon gefragt, ob sie mich treffen wollen. Die eine der Künstlerinnen ist Anfang 50, die andere 56. Frauen ist schon mal gut. Nach Hermann Spoerel und dem Künstler der Woche, mit dem es nichts geworden ist. Allerdings hatte ich mir gedacht, dass nach dem Mittfünfziger Hermann und dem Künstler der Woche, der sein Alter mit Ende 40 angibt, jetzt mal eine jüngere Künstlerperson auftreten sollte. – Da müssen Sie in die UDK gehen, wenn sie Sie junge KünstlerInnen treffen wollen, sagt Brigitte Stamm. – Ich erzähle ihr von meiner Begegnung mit Caty Schernus, der 34jährigen, und dass ich mich mittlerweile frage, ob es sein könnte, dass ich Verständigungsschwierigkeiten mit Frauen dieser Altersgruppe habe. Mit Frauen, denn mit Catys Freund, der beim zweiten Gespräch dabei war, war es nicht schwierig. Ich sage, dass ich in allen Phasen meines Lebens mühelos mit Personen aller Altersgruppen mich verständigen konnte. Aber irgendwann geht das vielleicht nicht mehr. Kurz: Das Nicht-Können miteinander im Gespräch mit Caty war so, dass ich es für möglich halte, dass mir das jetzt zum ersten Mal passiert ist. Und um das zu überprüfen, möchte ich nun mit anderen Frauen der Altersgruppe (Kohorte) von Caty zusammentreffen. – Brigitte Stamm darauf: Dann müssen Sie in die Modeläden in der Goltzstraße gehen wie Der kleine Laden oder Shoeting, da treffen Sie Frauen in diesem Alter. – Gute Idee, Frau Stamm. Das mache ich. – Auf dem Nachhauseweg fällt mir ein, dass die Frau von gegenüber, die Frau aus dem Hallenbad aka Contessa aka Tess, in etwa im gleichen Alter ist wie Caty. 32, 33, 34, wenn sie alt ist, dann ist sie 36, habe ich immer geschätzt. Dass ich da jetzt erst drauf komme! – Dann habe ich doch schon reichlich Erfahrung mit einer Frau dieser Altersgruppe. Das Rätsel der Contessa mal unter diesem Aspekt sehen. Die unüberwindbare Kluft zwischen ihr und mir, das Vorbeischrammen aneinander, so dass es schon weh getan hat, als eine Kluft zwischen Generationen? - Das halte ich für eine so bedeutende Entdeckung, dass ich mich entschließe darüber zu schreiben in einem Text mit dem Titel Kluft. Ich erzähle die Vorgeschichte, den Besuch bei Brigitte Stamm in ihrer Galerie, um dann zum Moment der überraschenden Entdeckung zu kommen, der die Hauptsache des Textes sein soll. Endlich mal wieder über sie schreiben, mal wieder schreiben Contessa – das Rätsel des Contessa – das Rätsel der Contessa erforschen unter dem Aspekt der Generationenkluft. Solche Formulierungen. Aussagen mit dieser Allgemeinheit. Theatralische Sätze. Ich suche andere Formulierungen. Setze mehrmals neu an, um zum Ausdruck zu bringen, worin die Entdeckung besteht. Und dabei merke ich, wie ich ins Leere greife. Es gibt nicht mehr zu berichten, weil nicht mehr passiert ist: nur, dass ich an sie gedacht habe, weil sie in etwa im gleichen Alter sein dürfte wie Caty und dass mit ihr, der Contessa, das Nichtverstehen so groß war, dass es nie zu einem Dialog gekommen ist, in dem wir darüber hätten reden können. Das ist bekannt. Nach zweieinhalb Jahren kenne ich nicht einmal ihren Namen. Wie oft will ich das noch feststellen und beklagen. - Ich beklage mich doch gar nicht. Ich stelle es nur fest. - Wozu? Worum geht es? - Um nichts. – Das war der Schreibunfall. 

Mittwoch, 22. Juni 2011

Fall

Wiederholung. Wie letzte Woche: Erst Kunst in der Belziger Straße, danach Polizei im Laden von Sülo und Sinan. Dort gestern der KOB vom Bülowbogen. – Ist der Laden hier euer Treffpunkt? frage ich. Er: Für mich nicht. Mit den Kollegen kann ich auf dem Revier reden. Hierher kommt er, um das Schutzgeld einzutreiben (Witz) und danach noch mit Sinan und Sülo zu quatschen. Und: Um sich seinen Stoff zu kaufen für seine E-Zigarette. Giftreduktion auf das, worauf es ankommt: auf das Nikotin. - Geht das los? Befriedigt das? – Auf jeden Fall ist es gesünder. Ich rauche nämlich schon seit mehreren Jahrzehnten. – So alt sind Sie doch noch gar nicht. – 42. Und mit dem Rauchen angefangen mit 13. – Oh! – Ja. – Frage, ob er sich mit mir mal treffen will, um mir von seinem Dienst als KOB zu erzählen. – Macht er. Aber das, was ich mir vorstelle, dass ich ihn mal begleite, wenn er unterwegs ist in seinem Kontaktbereich, das geht gleich aus mehreren Gründen nicht. Wegen der Vertraulichkeit, denn die ist nicht gegeben, wenn eine Person in seiner Begleitung ist, die die Leute, die ihn ansprechen (sich ihm anvertrauen), nicht kennen und nicht einordnen können. Und wegen meiner Sicherheit nicht und der Verantwortung, die er für meine Sicherheit hat, wenn ich ihn begleite. Das leuchtet mir ein, habe ich mir schon halb gedacht, enttäuscht bin ich trotzdem, habe nun aber auch schon einen ersten kurzen Einblick gekriegt in die KOB-Arbeit: sie ist nicht ungefährlich, es kann kritische Momente geben, zumindest in einem Kontaktbereich wie dem seinen. Anders als in dem Kontaktbereich, in dem ich wohne. Da sehe ich an Personen, von denen eine Gefahr ausgeht, eigentlich nur mich mit meiner hemmungslosen Neugier und meine Nachbarn auf der Dachgeschossebene. Gähn. Also streng genommen nur mich. – Der Fall der Nachbarn ermüdet mich. Wenn meine verschlüsselte Botschaft von gestern angekommen sein sollte und das Rumgezaubere auf meinen Rechnern aufhört, habe ich gute Lust, die Akte bei den anderen unerledigten Fällen meines Lebens abzulegen. – Aber die Geschichte ist doch noch nicht zu Ende erzählt! - Gähn. Könnte ich sie nicht zu Ende erzählen, indem ich eine andere, weniger ermüdende Geschichte beginne? Eine Möglichkeit. Die andere: Keine andere Möglichkeit. Nur noch der Satz meines Vorbilds Dr. Hunter S. Thompson: Never mind the story. It will take care of itself.     

Dienstag, 21. Juni 2011

Aufmerksamkeit

Close encounter of the third kind. Unheimliche Begegnung der dritten Art mit dem Nachbarn und eine überraschende Entdeckung. Identisches Verhalten von ihm und seiner Freundin bei der unheimlichen Begegnung. Aliens? – Text für die Facebook-Seite von BzB zu Verschlossen. Werde ich nachher in der Bibliothek posten, um mein neues Passwort zu schützen und zu überprüfen, ob auch dann noch die Publish-Einstellung der Seite immer wieder zurückgesetzt wird. – Das Nachbarschaftsthema lässt mich nicht los. Nicht, weil ich so besessen davon bin; ich bin nicht mehr besessen davon. Sondern weil immer, wenn ich mich gerade mal wieder zurückziehen will, etwas Neues passiert, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht – und einen Schwall neuer Erwägungen auslöst, die festgehalten sein wollen und mich ablenken von anderen Vorhaben. Deshalb werden die neuen Erwägungen von gestern nicht festgehalten. Ich werde mich auf das beschränken, was geschieht. Und die Erwägungen, die bespreche ich bei nächster Gelegenheit mit dem Nachbarn. Wenn es mir gelingt, ihn zu erreichen telefonisch oder mit einer Mail. oder indem ich einfach mal wieder vor seiner Tür stehe.

Werde ich abgelenkt oder lenke ich mich selbst ab? – Mein Privatleben und das mythologische Schreiben (Gespenst, Aliens). Mein Unterwegssein mit dem Blog im öffentlichen Leben. Aufpassen, dass mein Privatleben nicht überhand nimmt und mich abhält von den wirklichen Menschen. 


Nicht erwähnt: Als wir uns gestern über den Weg gelaufen sind, trug der Nachbar Earphones. Mit weißem Kabel. iPod-Kabel. Würde mich mal interessieren, was er für Musik hört.


In der Bibliothek: Ich noch nicht versiert im Umgang mit dem Internet-PC. Für 40 Cent 48 Minuten Online-Zeit gekauft. Zugangscode auf dem aus dem Automaten gezogenen Ticket. Jetzt weiß ich nicht, wo ich den Code eingeben soll, um loslegen zu können. Mann mir schräg gegenüber. Entschuldigen Sie bitte! Mann reagiert nicht. Kann ich Sie bitte kurz was fragen? Mann reagiert immer noch nicht. Jetzt ist eigentlich schon klar, dass er nicht reagieren will. Denn Earphones trägt er nicht. Er ist zu jung (Ende 30, Anfang 40), um schwerhörig zu sein. Taub könnte er sein, aber den Eindruck macht er nicht. Ich will es jetzt wissen: Hallo! Keine Reaktion. Haaalloooo!! Keine Reaktion. Wollen Sie nicht mit mir reden? – Richtig! sagt er. Ohne mich anzusehen. Und ich sage: Starker Auftritt. Und damit gebe ich mich gelassener als ich es bin, Nicht wütend. Nicht mal verärgert. Nur fassungslos. Ich finde den Zugang zum Internet mit Hilfe der zuständigen Bibliotheksfachkraft, mache meine Sachen und gucke dabei immer mal wieder zu dem mir schräg gegenüber sitzenden Mann. Jedes Mal kurz davor, etwas zu sagen. Es gelingt mir, diesen Impuls zu unterdrücken, bis ich die Bibliothek verlasse. Obwohl ich schon weiß, dass es an diesem Tag nichts werden wird mit dem Thema Apfelgalerie, weil ich über den Nachbarn schreiben werde, gehe ich in die Goltzstraße, um mit der Besitzerin des Ladens zu sprechen - und um mein Karma
zu testen, wie wir Hippies sagen. Ergebnis: Sie ist nicht abweisend. Sie geht auf mich ein. Sie beantwortet alle meine Fragen. Ich komme ihr nicht komisch vor. – Lerne (Ratschlag für die andere Seite): Wenn man es mir richtig geben will, so dass es nicht aufhört, mich zu wurmen, dann muss man mich nicht verunsichern oder einschüchtern mit Hacker-Aktionen oder mit archaischen Imponiergebärden (funktioniert alles nicht), wenn man mich tief im Innern treffen will, dann muss man mir die Aufmerksamkeit verweigern. Mich nicht beachten. So einfach geht das.

Sonntag, 19. Juni 2011

Feedback

Zum ersten Mal geschummelt in Biest zu Biest. Den Text von gestern erst heute Morgen gepostet - mit dem Datum von gestern und der Uhrzeit (23.00 Uhr), als ich auf dem Tiefpunkt der Schlappheit das Überarbeiten des Textes abgebrochen habe. Zusätzlich entnervt von einem Übergriff der anderen Seite (Abmelden meines Google-Accounts, der auch mein Blog-Account ist), mit dem sie/er mir zeigen wollte, dass sie/er da ist oder was? –  Titel und Insiderwitz im Post Feigling sind Sticheleien über die andere Seite und über das abrupte Schließen des weißen Vorhangs im Gespensterzimmer (aka Contessa-Zimmer) am Freitagnachmittag. Von mir wahrgenommen und bestimmt auch so gemeint gewesen als Geste der Empörung – entweder über den Textentwurf Sexobjekt, den ich gerade geschrieben hatte, oder das Posting vom Nachmittag mit dem Titel Detektive: Ich bin Emil. Die KOBs sind die Detektive, die mir helfen sollen dabei, wichtige offene Fragen zu beantworten und die Invasion meiner Rechner zu beenden. Nicht, weil ich jetzt tückisch werde in meinem Enttäuschtsein (ich bin nicht enttäuscht, ich bin ernüchtert), sondern weil ich an der Gutartigkeit der Absichten zweifle, zumindest beim Freund der Frau, die es nach seinen Aussagen nicht gibt. Außerdem was soll´s? Sie hacken sich in meine Rechner ein und dann werden sie zimperlich, wenn ich bei ihnen vor der Tür stehe, verstecken sich oder lügen mir die Hucke voll. Wenn das der anderen Seite nicht passt, wie ich die Geschichte nun ohne ihre Mitwirkung zu einem Ende bringen will und dabei vielleicht mehr Wirbel mache, als ich will, dann soll sie sich was anderes einfallen lassen, als Vorhänge hin und her zu bewegen, und endlich den Mund aufmachen. Sie hat meine Telefonnummer und weiß, wo ich wohne.

Feedback von Hermann. Gefällt mir, ist ja auch Werbung für mich, schreibt er mir zum Posting Ausstellung. Nur: der Ausdruck fleißig sei doof. Das soll ich bitte korrigieren. Außerdem sind die Pastellfarben nicht von Castell, sondern von Schmincke. Der Herstellername wird umgehend von mir korrigiert. Aber das mit dem Fleiß ist nun mal mein Eindruck, das ist meine Ausdrucksweise - fleißig im Gegensatz zu faul und einem anderen Maler, an den ich bei faul denke. Über den Eindruck können wir reden, über die Formulierung auch, aber korrigieren werde ich sie nicht. Richtig: Es ist Werbung. So ist es von mir gedacht und gemacht. Aber es ist keine bei mir in Auftrag gegebene Werbung (die würde kosten). Ich schreibe im eigenen Auftrag und deshalb so wie ich will. Wenn es um eines seiner Bilder ginge, die ich ausgewählt habe für das Posting, wenn er gesagt hätte, das lieber nicht, nimm ein anderes Bild, das hätte ich gemacht. Seine Arbeit. Meine Arbeit.

Feedback von Frau Stamm. Das hole ich mir ab gestern Nachmittag in ihrer Galerie. Haben Sie meinen Text gerne gelesen? frage ich. Sie antwortet, dass es für sie die erste Begegnung gewesen sei mit diesem Medium (gemeint Blogs) und dann zeigt sie mir einen Ausdruck meines Postings und sagt, dass sie den Text Besuchern ihrer Galerie in die Hand gibt, wenn sie Fragen zu dem Foto mit dem Frosch stellen. – Ende der Woche wird sie mir einige KünstlerInnen empfehlen, die in ihrer Galerie ausgestellt haben und die interessante Gesprächspartner für mich sein können. Ich will sie nicht länger aufhalten, da eine eben hereingekommene Besucherin ihre Aufmerksamkeit erfordert, und verlasse die Galerie mit dem Gefühl, dass das der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit ist. 

Freitag, 17. Juni 2011

Detektive

… und dann bin ich gestern noch im Laden von Sülo und Sinan mit dem Polizisten ins Gespräch gekommen, der dort häufiger anzutreffen ist. Kontaktbereichsbeamter (KOB) am Nollendorfplatz, allerdings nicht Vollzeit, zweimal in der Woche muss er Streife fahren (Funkwagen, wie er es nennt) und Verpflichtungen auf dem Revier hat er außerdem noch. Die Gelegenheit genutzt, um das Thema KOB einzufädeln. Seinen Namen und eine Telefonnummer mir geben lassen, über die ich auch an den KOB herankomme, der für mich, also für meine Straße, zuständig ist. Kontakt mit dem KOB vom Nollendorfplatz Mitte nächster Woche. Er ist sehr kooperativ, kann sich nur noch nicht vorstellen, was ich von ihm will. – Was will ich? – Meine Sympathie für die Berliner Polizei zeigen. Herausfinden, was ein KOB macht – und erlebt. Mit seinen Augen auf Schöneberg schauen (auf den Kiez am Nollendorfplatz auch mit der Erinnerung daran, dass der ein Schauplatz von Emil und die Detektive ist). Und dann erzählen von meiner Nachbarschaftsgeschichte, die mir schon so viel Freude gemacht hat in meinem Leben, nicht nur Leid bereitet - das wäre ungerecht und undankbar, wenn ich das so darstellen würde -, mit der ich aber inzwischen auch meine liebe Not habe, weil es mir allmählich auf den Sack geht das Eingehacktsein der Frau von gegenüber, von der ich immer weniger weiß, was sie will, und ihres eifersüchtigen Ehemannes, mit dem ich mir noch so viel Mühe geben kann, ihn zu seinen Gunsten zu sehen und zu verstehen, der Mann ist mir beklemmend. Nur erzählen und fragen, was macht man denn in einem solchen Fall; man will ja auch keine falschen Beschuldigungen erheben. So. Die ganze mittlerweile ins Epische gewachsene Liebes- und Gespenstergeschichte einem Gesprächspartner erzählen, für den von Berufs wegen nur Sachverhalte und Tatbestände zählen. Alleine schon das wahrscheinlich bewusstseinserweiternd. Und wenn ich Glück habe, gibt er mir noch einen Rat, sagt mir etwas, auf das ich selbst nie gekommen wäre. Vorher aber die harte Arbeit für mich, die Geschichte KOBgerecht zu erzählen. Dem mich aussetzen. Das ist die Idee. Abhängig allerdings davon, in was für ein Gespräch ich komme mit dem KOB vom Nollendorfplatz und mit seinem Kollegen, der für mich zuständig ist und – dem Vernehmen nach – schon ein älterer Mann sein soll. Am Ende vielleicht in meinen Alter. Ich bin auch ein älterer Mann. Ich muss es mir immer wieder sagen. Denn so oft kann ich gar nicht in den Spiegel schauen, um es zu glauben.

Bei alldem die Frage, ob der ganze Aktionismus der gesuchte Weg ist, um mich glücklich zu machen. Mein Gefühl hat seit gestern Abend schon mehrmals nein gesagt. Es stimmt etwas nicht. Es droht mir etwas verloren zu gehen. Es fehlt mir jetzt schon. Ich weiß, was es ist. Doch ich behalte es für mich. Denn ich will es nicht glauben, dass es verloren geht.  

Donnerstag, 16. Juni 2011

Bekanntschaft

Anruf beim Geburtstagskind: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Peter. – Kein langes Gerede. Er muss gleich los. Termin im Virchow Klinikum. Vorgespräch zur bevorstehenden Strahlen- und Chemotherapie. Er hat sich immer noch nicht erholt von der Operation letzten Mittwoch, die zu nichts geführt hat. Doch: die Verwachsungen in seinem Rachen haben sie ihm entfernt an der Stelle, wo ihm vor drei Jahren das Karzinom wegoperiert wurde. Zu seiner Schwäche kam gestern Abend, dass er so besoffen war, dass er nur noch lallen konnte. Ich habe ihn nicht verstanden, deshalb das Gespräch schnell beendet. Statt mir sein Elend zu erzählen, hat er es dargestellt mit seinem Zustand. Ohne Worte.

Mein Zustand hat sich gestern manifestiert in der Sperrigkeit des Postings Verhängnis. Da war mit Überarbeiten nichts mehr zu machen. Dokument. Es ist ein Verhängnis und kein gutes Leben. Leben muss besser werden, schreibe ich auf der Facebook-Seite. Und: Mich selbst glücklich machen, denke ich mir. Mit dem Blog mich selbst glücklich machen. Leute, Leute, Leute. Schreiben, schreiben, schreiben. Bildmaterial einsammeln. Anzeigen akquirieren. Immer noch keine Idee, wo ansetzen. Bloß keine Krauteranzeigen. Idee des Sponsorings reaktivieren. Auch dafür noch keine Idee. Bloß nicht wieder befreundete Personen ansprechen.

Bilder einsammeln bei mir bekannten Malern und von denen aus – über Empfehlung – weiter zu anderen. Das ist dann auch der schnörkellose Schreibansatz: Ich möchte ein Bild (Bilder) von dir in meinen Blog stellen. – Ob das so einfach geht, sehe ich nachher, wenn ich bei Hermann Spörel bin. Leute näher kennenlernen, wie Hermann, mit anderen Bekanntschaft machen. Dazu ist der Blog da. Vorhin mir eingefallen: Christiane Paul. Am Sonntag gesehen in der Konditorei in der Barbarossastraße mit Mann und zwei Kindern. Ach, wohnt sie noch in der Ecke oder wieder? Was macht sie? Ist sie noch im Geschäft? – Vor Jahren, als ich gerade mitten in der zweiten Drehbuchfassung von Liebe auf Kredit war, hat sie neben mir gesessen beim kleinen Vietnamesen in der Akazienstraße, der damals noch ein kleiner Chinese war. Sie mit einem Freund. Im Double Eye gegenüber wurde ein Jubiläum gefeiert; da war sie zu Gast. Sie gar nicht gleich erkannt, sah aus, wirkte wie eine einfache junge Frau aus dem Leben. So wie meine Britta aussehen könnte aus Liebe aus Kredit, habe ich mir gedacht und sie bei der Bavaria und Sat.1 vorgeschlagen für die Rolle der Britta. Sie hatte dann aber schon ein anderes Engagement. Die Kollegin, die dann Britta war, hat es nicht schlecht gemacht (hinterher hat sie sich bedankt bei mir für die Figur), aber Christiane Paul wäre Idealbesetzung gewesen. Vorstellung: Nachdem sie nicht in einem von mir geschriebenen Film mitspielen konnte, jetzt ein Auftritt in meinem Blog? Als was? Leben im Schöneberger Kiez mit einem aus Film und Fernsehen bekannten Gesicht? So zum Beispiel. – Und ich in der Rolle dessen, der gerne mal geschrieben hätte  f ü r  sie – Verehrung für sie seit Das Leben ist eine Baustelle – und jetzt  ü b e r  sie schreibt. Mit ihr Kontakt aufnehmen über ihre Website, wenn sie noch eine hat. (Später: sie hat.)

Stockung bei den Läden. Oleg wäre endlich mal dran, mit einem richtigen Interview. Und dann fällt mir nur noch ein der Laden mit angeschlossener Schneiderwerkstatt in der Goltzstraße; Manufaktur, denke ich immer, wenn ich an der Werkstatt vorbeigehe und dann die im Laden ausgestellten Abend-/Brautkleider betrachte mit Wohlgefallen. Nicht anders zu beschreiben dieser Eindruck, mit dem der Laden heraussticht aus all den Tinnef- und Billigfressläden auf dieser Meile. Interessante Art von Geschäft, das die betreiben mit ihrer Maßkonfektion (ist es das?). Eheleute, beide Schneider, die den Laden machen. Oleg kennt sie seit ihren Anfängen. Hat jetzt allerdings keinen Kontakt mehr zu ihnen. Ihn trotzdem fragen, ob er mich bekannt machen kann mit ihnen, oder meine hochwirksame Deppennummer abziehen? Hingehen und sagen, Sie wollte ich schon immer mal kennenlernen.

Tinnef- und Billigfressläden und Boutiquen und Schuhgeschäfte und Weinläden und ein Obst- und Gemüseladen, eine Reinigung, den Sargladen gibt es nicht mehr, den Laden mit Zeichen- und Malereibedarf gibt es noch, ein Reisebuchladen in der Goltz, die Akazienbuchhandlung, Südwind und das Café Sur, das Café M und was von Roberta übrig geblieben ist, zwei Läden mit auf alt gemachten Möbeln, gediegen und geschmackvoll. Nichts, was mich wirklich interessiert. Vielleicht beim näheren Hinsehen. Vielleicht mal Roberta? – Leute und Läden. Die Leute sind wichtiger. Das mit den Läden bloß nicht erzwingen. Einen Apfelladen gibt es Anfang der Goltz. Nur Äpfel verkaufen die. Hält sich schon seit mehr als zwei Jahren. Das ist erstaunlich. Was machen die richtig? So zum Beispiel. 

Mittwoch, 15. Juni 2011

Unruhig

Aus dem Text über den Nachmittag des braven Mannes: 
(...) Danach gehe ich zur Grunewaldstraße 80 in den Eisladen, um mit der Besitzerin über den Text zu sprechen, den ich über ihr Eis und meine Süßigkeitssucht geschrieben habe. 14.45 Uhr. Der Laden ist leer. Ich höre die Besitzerin im Hinterraum telefonieren. Sie kommt nach vorne und sagt: Ich bin gleich für Sie da. Dann verschwindet sie wieder und telefoniert weiter. An der Decke  hängt ein kleiner Kronleuchter. An der Wand ein dekoratives nicht-figuratives Gemälde, leuchtend bunt auf hellblauem Hintergrund. Das Eis in den Kästen hinter der Theke ist grün, rot, rosa, gelb, apricot, braun, weiß, crèmefarben und es ist frei von Zusätzen. Das habe ich vergessen in meinem Text zu erwähnen. Unter anderem danach möchte ich sie jetzt fragen: was das für Zusätze sind, von denen ihr hausgemachtes Eis frei ist – geschmacksverstärkende Zusätze? Darüber hoffe ich. mit ihr so ins Reden zu kommen, dass sie als Person sich zeigt und ich sie vorstellen kann meinen Lesern. Ich könnte auch ihrem Telefonat zuhören und mir so ein Bild von ihr machen. Doch darauf komme ich erst später, dass ich das hätte tun können. Jetzt bin ich unruhig, ungeduldig, und ich merke, dass ich nicht den  Kopf frei habe für ein Gespräch über Eis und Fragen wie: Und wenn die Speiseeis-Saison vorbei ist, dann reisen Sie zum Überwintern nach Indien? Oder: Sandra Munivranaist das ein indischer Name, Ihr Nachname? Der Name Ihres Ehemannes? – Ich schaue durch die Ladentür auf die Grunewaldstraße und habe keine Lust mehr zu warten, bis Sandra ihr Telefongespräch beendet hat. Beim Verlassen des Ladens sage ich mir: ich kann ja morgen wieder kommen; zugleich weiß ich, dass ich das nicht tun werde. Es hat nicht an ihr gelegen; so lange hatte sie mich noch gar nicht warten lassen. (...)

Dienstag, 14. Juni 2011

Hinken

Anhaltend niedergedrückte Stimmung wird nicht besser durch den Text über den schönen Mann und sein entspanntes Elend. Bis ich mir vorhin überlege, was ich in der Facebook-Statusmeldung zu dem Posting schreiben werde, und merke, es ist doch schon alles da. Am Ende steht es: Der schöne Mann soll entdeckt und mitgenommen werden von einer Frau, die zu ihm passt /die ihm passt, denn dazu steht er auf der Brücke. Das ist meine im Posting nicht ausgesprochene Überzeugung. Und jetzt habe ich es: Aktion. Das Biest soll dem schönen Mann eine Frau finden. – Mein Ernst. Darüber das Gespräch mit ihm fortsetzen. Und schon ist es nicht mehr deprimierend. Es gibt was zu tun. – Erster Schritt, der schöne Mann muss fotografiert und im Blog abgebildet werden mit einem Bewerbungsfoto.

Der Schadchen, die Gestalt des Heiratsvermittlers aus dem Schtetl. Der beste aller jüdischen Witze über Heiratsvermittler:
Kunde: Die Frau, die sie mir vermitteln wollen, hinkt.
Schadchen: Aber nur, wenn sie läuft.

Im Post nicht erwähnt. Als der schöne Mann ohne Hast zur Brückenmitte gegangen ist, um das Kennzeichen des Motorrollers zu notieren, habe ich bemerkt, dass er hinkt. Etwas ist nicht in Ordnung mit seinem rechten Bein. Nicht danach gefragt, ob er sich verletzt hat oder ob er behindert ist. Das nur wegen der Assoziation zur Heiratsvermittlung und dem besten Witz darüber. Ein Hindernis sollte das nicht sein. Ich mache das. Wie immer keine Ahnung, wie das gehen soll. Wie immer wird sich das ergeben beim Machen. – Nie wieder Sonntagsmelancholie. Sonntags finde ich ab jetzt dem schönen Mann eine Frau. Ist das Leben nicht wundervoll?

Viel Realität am Wochenende. Dass das nichts ist mit der Google-Werbung. Wie lange ich gebraucht habe, um zu erkennen, dass ich mich damit nur gelähmt habe. Mit der illusionären Vorstellung, ich sei im Geschäft. Ich bräuchte nur noch viel mehr Leser, dann würde das Geschäft auch etwas abwerfen. In den Geschäftsbedingungen von AdSense: Ich darf nicht die Leser dazu aufrufen, dass sie die Anzeigen anklicken, um mich damit zu unterstützen. Sie sollen es, wenn dann aus Eigeninteresse an den Anzeigen tun. Klar, um Missbrauch zu verhindern. Trotzdem ist es haarsträubend, auf was für ein Geschäft ein kleiner Fuzzy wie ich sich da einlässt und dann sich noch auf einem guten Weg wähnt, weil es ein gutes Gefühl gibt mit der großen coolen Firma Google zu kooperieren. – Nachdem ich im Posting Illusionen den Lesern davon erzählt habe, könnte ich die Google-Anzeigen wieder einschalten in der Erwartung, dass sie jetzt für mich die Anzeigen anklicken. Kann ich machen, kann ich lassen. Besser ist, ich kümmere mich selbst um Anzeigen.

Und die Gespensterjagd? Kann ich auch machen oder lassen? Besser ist? Wenn ich mich abfinde. Aber das kann ich nicht. Aufgeben könnte ich. Wie vorgestern Abend. Da war ich so weit. Aber statt die Befreiung zu genießen gestern, ist mir nur klar geworden, dass hinter dem Aufgeben es noch das Sich-Abfinden gibt, und dass ich so weit (noch) nicht bin. Dass das Aufgeben nur ein Impuls ist, der sich verliert, wie er es schon einige Male getan hat, weil ich mich nicht zugleich auch abfinden kann damit, aufgegeben zu haben. Das ist das Verhängnis. Ich kann es nennen, wie ich es will, ich kann meine Rolle so oder anders verstehen in dieser Geschichte, es ist ein Verhängnis, in dem ich zapple mit meinen Gefühlen und Überlegungen, so lange es nicht mehr als Gefühle und Überlegungen gibt. So lange es keine Realität gibt, die unabhängig ist von mir. Sehr abstrakt. Doch ganz einfach. Das Gespenst, ich nenne es weiter so, und/ oder der Nachbar müssen mitspielen bei der Realität. Sonst ist es keine. 

Sonntag, 12. Juni 2011

Haltung

Schicksal Peters. Anders nicht zu nennen, was mit ihm passiert. Er ist wieder zu Hause, nachdem sie ihn am Mittwoch fünf Stunden operiert haben, um die beiden geschwollenen Lymphknoten zu entfernen. Ergebnislos. Eingriff abgebrochen, weil das Risiko zu groß war, die Halsschlagader oder Nerven zu verletzen und damit einen Schlaganfall und/oder irreversible Lähmungen auszulösen. Jetzt wollen sie es mit Strahlentherapie und Chemotherapie versuchen. Das wird sich über ein halbes Jahr hinziehen. Das einzig Gute: er ist vom Alkohol entzogen. Sagt er. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag hatte er Halluzinationen. Delirium. Entzugsdelir. – Frage: Was haben die Chirurgen in den fünf Stunden getrieben, bevor sie die Operation abgebrochen haben? – Antwort: Die Operation kann nicht fünf Stunden gedauert haben. Gegen 16 Uhr habe ich am Mittwoch angerufen auf der Station. Da sagte mir eine Schwester, Peter sei noch nicht im OP; allerdings werde es bald losgehen. Kurz nach 20 Uhr habe ich noch mal angerufen. Da sagte mir ein Pfleger: Peter sei zurück auf der Station; ja, Operation gut überstanden, antwortete er auf meine Frage. – Ich werde natürlich nichts darüber zu ihm sagen. Und wenn er wieder zu saufen anfängt, werde ich auch dazu nichts sagen; ich könnte es verstehen, wenn er es tut. Was ihm überhaupt noch sagen? Nicht zu fassen, was für ein Pechvogel er ist. Die Therapie, die ihm bevorsteht, wird eine einzige Quälerei sein. Auch das natürlich ihm gegenüber nicht aussprechen. Gestern Abend, als er anrief und mir erzählte von der bevorstehenden Strahlen- und Chemotherapie und den Halluzinationen, habe ich es kaum ausgehalten. Nicht das, was er erzählt hat, sondern ihm zuzuhören. Ich konnte es nicht erwarten, das Gespräch zu beenden. Ich hatte noch viel zu tun (Überarbeitung des Postings). Aber das war es nicht. Es war dieser nicht abreißende  Klagemonolog, gegen den es nichts einzuwenden gibt, zu dem es überhaupt nichts zu sagen gibt, wenn es keine Klischees und Platitüden sein sollen. Und schon ganz verbietet sich die Beschwerde, dass er immer nur über sich spricht und über sein Elend. Über was soll er denn sonst sprechen?  - Trotzdem, gerade deswegen habe ich es nicht ertragen. Gegen Ende habe ich vor Ungeduld und Widerwillen auf den Tisch und auf die Lehne meines Stuhles geschlagen. Ich konnte nicht anders. Hoffentlich hat er es nicht gehört. Bestimmt hat er es gehört. Ich habe ihm angekündigt, dass ich ihn heute anrufen werde. Ich will ihn nicht anrufen. Das geht nicht. Ich will, ich verlange von mir, dass ich ihn anrufen werde. Ich muss zu einer anderen Haltung finden. Es reicht völlig aus, wenn ich ihm zuhöre und ihm Fragen stelle. Das ist das Einzige und das Beste, was ich für ihn tun kann. Aber alleine schon das ist schwer. Die Kluft zwischen uns und den Kranken und Sterbenden. Zwei Welten, keine Verbindung. Das ist vielleicht das Schlimmste am Sterben, denke ich mir schon lange: Das Alleinsein. Das Zurückweichen der Anderen, die weiterleben werden, wenn man selbst tot sein wird. Die Gewissheit, dass die anderen auch irgendwann tot sein werden, hilft dabei nicht. Denn noch ist es nicht so weit. Und das ist das Einzige, was zählt. 

Freitag, 10. Juni 2011

Gedankenspiel

Gestern zur gequetschten Hand noch das Unbehagen über das Posting vom Vortag. Überflüssig kommt es mir vor. Den Nachbarmoment am Morgen hätte ich auch beiläufig oder später erwähnen können, wenn es mehr zu berichten gibt von der Gespensterjagd. Anlass für das Posting war der numerische, dass es das 400. Posting war und ich denke, dass das Gespenst auf so etwas achtet, und ich ihm eine Freude machen wollte damit, dass ich ihm, dem Gespenst, dieses Posting widme. Aber am Ende ging es dann mehr um den Nachbarn als um das Gespenst. Diplomatische Note ist es geworden, an den Nachbarn gerichtet, um mitzuteilen, was ich unbedingt mal klarstellen wollte: ich weiß doch gar nichts über Sie, also machen Sie sich nichts aus meinen Bösartigkeiten. Alles nur Fiktion. Sie wissen es. Die Leser können es sich denken. Und das Wenige, was ich an Fakten über Sie habe, das kommuniziere ich nicht im Blog. Für den ist nur relevant, dass es in Ihrer Wohnung spukt. Was wiederum nur ein Gedankenspiel ist. Aber vielleicht hilft es uns bei der Verständigung. – Unzufrieden mit dem  Posting Ghostbuster(s) auch wegen des Gefühls, es mit dem Gedankenspiel übertrieben und die Leser damit irritiert zu haben. In der Folge Bedürfnis nach Erdung. Recherche im Fotoladen und in der Galerie für junge Künstler. Und Zurückstufung der Gespensterjagd: mein seltsames Privatleben. Das und nicht mehr ist es und zweimal darüber posten an aufeinander folgenden Tagen ist ein Mal zuviel. Deshalb das Unbehagen. Und dann mehr Erdung, als nötig gewesen wäre, mit dem Händedruck. Hand zum Glück heute wieder gut.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Krampf

Es prickelt wieder. Nach dem Gelulle, der Lähmung, der Langweiligkeit und dem Krampf, den ich mir gestern zugezogen habe, als ich in der Bibliothek saß und einen Brief formuliert habe an den Professor, um ihn zu posten unter der Überschrift Krampf im WordPress-Blog. Das war mein Tiefpunkt. Da musste ich hin, um mich wieder aufzurappeln. Um zu erkennen, dass ich mal wieder zum Opfer meiner Zwanghaftigkeit werde: der neue Blog ist eingerichtet, jetzt muss auch gebloggt werden, am besten täglich. Vor allem aber musste ich kapieren, dass ich mich nur sinnlos beschäftige mit dem Briefeschreiben an den Professor, dass ich nichts erreichen werde, nur anrennen werde gegen eine Wand oder – das Bild, das ich im Briefentwurf verwendet habe – nur zappeln werde an dem ausgestreckten Arm, mit dem er mich auf Distanz hält. Doch um das einzusehen, musste ich es machen, den Brief schreiben. Ich gebe ihn hier komplett wieder, lang ist er nicht und er bricht ab an der Stelle, an der ich gemerkt habe, dass es so nicht geht, und gerade angesetzt habe zur Kurve in die richtige Richtung, die ich allerdings erst beim Schreiben von Neumond gekriegt habe, als ich dann meinen persönlichen Neumond hatte. Danke, Hila! - Der astronomische Neumond war bereits am 1. Juni (22:02:40). Vollmond wird am 15. Juni sein. Das kann wieder was werden! Juni-Vollmond und wieder: you saw me standing alone/ without a love of my own … . Werde ich das bis dahin ändern können? Bloß zum Elend mir nicht auch noch Druck machen. Den macht der Mond schon von alleine. Vor dem Mond kann man sich nicht verstecken. Bitter. Bitter Moon. Toller Polanski-Film. War mal der Anfang einer Liebe, als ich den gesehen habe im Kino zusammen mit einer Frau, von der ich glaubte, das ist sie jetzt meine Frau. Sie war die erste und einzige Frau in meinem Leben, die mir einen Heiratsantrag gemacht hat. Ich habe ihn angenommen. Es ist nichts daraus geworden. Zum Glück. Ihrem und meinem.
Hier der Text des Krampf-Briefes:
¾ÕþºÁшGP1Ê ¦¤ÁZ¢Oh»ÔÕüõm)YE¦¹®J–€®š¨Š)ÈÕ¶êûÕU§,2\Noƒ‰1iµ\žÍf§³‹STãòùõõuÙ½]-PŽøx_Uùê÷ªñM‘ݐ­Æ)«œ]–………… .
Text ist ein Open Office-Dokument, ich kann es nicht konvertieren, habe ich gerade festgestellt. Wenn ich wieder in der Bibliothek bin, fummle ich es Word-gerecht um und stelle den Text in den nächsten Tagen hier nachträglich rein.

Montag, 6. Juni 2011

Briefe

Statusmeldung auf der Facebook-Seite von Biest zu Biest zum Posting von gestern. Was schreibe ich? – Etwas mit Perspektive. Es fällt mir kein Aufbruch-Satz ein, der nicht gekünstelt wäre. Ich schreibe: Eingelullt. Müde gespielt. - So steht es im Posting, so fühle ich mich immer noch. Was mache ich? – Er hat mich geschafft, wollte ich noch schreiben. Habe ich mir verkniffen, obwohl es sich auch gerade so anfühlt. Phrase: Was soll ich nur mit dir machen? – Was soll ich nur mit Ihnen machen, Herr Professor? – An ihn schreiben in BiestRedux. Notiz vom Samstag für einen Brief-Anfang. Ist das nicht etwas zu viel der Ehre für ihn, den Blog zu beginnen mit einem Text gerichtet an ihn, signalisieren damit, dass er die Hauptperson ist? Wird er doch gar nicht sein. Plan ist, den WordPress-Blog umzubenennen in BiestBriefe. Das Biest schreibt Briefe, jetzt an ihn, aber nur so lange, wie es nötig ist, um uns zu verständigen. Hoffentlich bald. Und danach wird es Briefe geben an andere Personen, hoffentlich dann auch mal an Personen außerhalb meiner kleinen Welt. Alle drei bereits existierenden Blogs habe ich begonnen mit Postings über sie aka Contessa aka Tess. BiestBriefe auch beginnen mit einem Text über sie = Brief an sie? Und danach erst an den Professor schreiben? Was habe ich ihr mitzuteilen? Gilt nicht immer noch, dass ich ihr nicht mehr schreiben werde, solange nicht, bis sie einen richtigen Namen hat? – Gilt. – Also doch zuerst an den Professor und damit zwar nicht an sie, aber über sie?

Szenenwechsel. Ich brauche dringend einen Szenenwechsel. Andere Situation. Andere Eindrücke. Aufwachen. Ich muss mich wieder wach kriegen. Dann Brief.   

Weil mir den ganzen Morgen die Zeile mit The city´s full of story lines nicht aus dem Kopf gegangen ist, hier der Song von Sophie Hunger: Leave Me With The Monkeys. - Und da die kompletten lyrics. - Das scbönere Video: Leave Me With The Monkeys (Live in Berlin)

Sonntag, 5. Juni 2011

Lesarten

Void. Mein Textentwurf vom Januar als Mitteilung von ihr an mich. In der Situation des Donnerstagabends, 23. Mai. Beschrieben im Posting Interventionen. Dort behaupte ich, dass ich die Botschaft verstanden habe. Was habe ich verstanden? Und habe ich sie wirklich verstanden?

Intuitiv habe ich es so aufgenommen, dass sie mich damit an mein zärtliches, liebevolles Verhältnis zu ihr erinnert, wie es zum Ausdruck kommt in meiner Beschreibung ihrer zarten muskulösen Schenkel. Und dass sie hinweist auf ihre Schutzlosigkeit. Schutzlosigkeit, das Wort verwende ich zur Beschreibung davon, wie die Figur der Schwester, Linda, im Film erscheint.  – Gelesen habe ich diesen Hinweis von ihr im Sinne von: ich bin schutzlos wie diese Linda, ausgeliefert und zugleich geborgen in der Situation, in der ich lebe hier. Schade mir nicht, indem du das zerstörst! – Das ist eine Interpretation aus dem Kontext, im Text selbst nur assoziativ festzumachen. Aber diese Lesart hat die Plausibilität des ersten Gedankens.

Der zweite Gedanke, erst am Ende des Abends gedacht: Will sie mir etwa sagen, dass sie mit dem Mann da drüben in einer inzestuösen Beziehung lebt? – Das im Text beschriebene enge Verhältnis von Schwester Linda und ihrem Bruder Oscar. Will sie mir damit eine Begründung geben dafür, warum der Nachbar sie versteckt? Versteckt nicht nur von mir, sondern überhaupt? Diese Vorstellung ist von großem epischen Reiz, ich habe sie deshalb auch noch weiter ausgesponnen. Ohne sie aber ernsthaft in Erwägung zu ziehen und abgetan mit dem Einwand: Sie und ihr Freund haben nicht die geringste Familienähnlichkeit.

Doch es ist nun mal so: Da drüben stimmt etwas nicht. Wie er sich verhielt, als er mich abgewimmelt hat bei meinem unangekündigten Besuch, mit dem ich ihm die Möglichkeit gegeben habe, ein für alle Mal klare Verhältnisse zu schaffen und mich damit los zu sein für immer – sein Verhalten dabei ist so bizarr gewesen, dass es nur zu erklären ist damit, dass er entweder etwas zu verbergen hat oder dass er ein extrem verschrobener Charakter ist, wogegen aber nicht nur mein Eindruck von ihm steht, sondern auch die Geschmeidigkeit, Alertheit, mit der er gelogen hat. - Aber könnte es nicht trotzdem so sein, dass es gar kein Geheimnis, nichts gibt, was er verbirgt? Dass nur mit ihm etwas nicht stimmt? In meinen Augen. Dass mir bizarr erscheint, was für ihn jedoch ein ganz selbstverständliches Verhalten ist: sich durchzusetzen nicht in offener Kommunikation, sondern manipulativ sein Ziel zu erreichen, mit einer Inszenierung. Und das Ziel ist: mich fernzuhalten von ihr. Was verständlich ist. Nur die Art und Weise irritiert. Mich.  

Im Text ist von Inzest nicht einmal andeutungsweise die Rede. Inzest war eine Assoziation von mir. Doch wenn ich diese Assoziation habe, kann dann nicht sie die gleiche Assoziation haben? Und sie kann damit hindeuten auf etwas anderes, das im Verborgenen gehalten werden muss. Botschaft: Es gibt ein Geheimnis. Rühre nicht daran. Damit schadest du mir. Das kannst du nicht wollen, wenn du diese Zärtlichkeit für mich empfindest, mit der du über mich schreibst.  - Erweiterung dessen, was ich mit dem ersten Gedanken verstanden habe. Ich neige zu dieser Lesart. Aber was ist dann das Geheimnis?   

Bleibt im Text noch die Erzählung vom Tibetanischen Totenbuch, der Komplex Seelenwanderung, Reinkarnation. – Platt gedeutet: Will sie hinweisen auf eine Seelenverwandtschaft, die besteht zwischen ihr und mir – und damit zugleich eine Grenze markieren? – Als Seelenverwandte sind wir wie Schwester und Bruder. Aber da wir wie Schwester und Bruder sind, darf es für unsere Liebe keine Erfüllung geben. Lesart in meinem Interesse. Alternative Lesart: Sie bezieht die Seelenverwandtschaft nicht auf mich, sondern auf ihren Freund. Sie erklärt mir, dass sie nicht nur Schutz bei ihm findet, sondern mit ihm verbunden ist mit der gleichen Unzertrennlichkeit wie die Geschwister im Film, die nur Oscars Tod trennen kann. Ich neige nicht zu dieser Lesart. Denn warum hat sie sich dann auf eine Geschichte mit mir eingelassen, die jetzt an dem Punkt angelangt ist, dass ich einen Text von mir als eine Botschaft von ihr erhalte und interpretiere? Einfacher formuliert: Warum hat sie sich dann auf die heimliche Romanze mit mir eingelassen?

Schließlich: Oscar wird getötet, erschossen von der Polizei auf der Toilette eines Club. Der geliebte Bruder Lindas, mit der ich sie identifiziert habe und mit der sie nicht nur die langen dünnen Beine gemeinsam hat, sondern auch die Schutzlosigkeit. – Wenn sie Linda ist, dann bin ich Oscar, und Oscar wird getötet. Also eine Warnung? – Wieder: Das schließe ich – intuitiv – aus. Zugleich verspreche ich, noch ein bisschen mehr auf mich aufzupassen als sonst.

Habe ich etwas übersehen? – Hier ist er noch mal der Text. Mein Text vom Januar, mir jetzt zugespielt von ihr als Mitteilung an mich. Bitte lesen und verstehen! – Die Kommentarfunktion ist offen. Und alle können kommentieren, auch Gespenster und Namenlose.

Void
Die Tess hat lange schlanke Beine. Ihre Oberschenkel sind muskulös. Auf eine zarte Art muskulös. Wenn sie nicht muskulös wären, dann wären ihre Oberschenkel dünn. Entweder die Tess macht einen Sport oder hat einen Sport gemacht, bei dem sie diese muskulösen Oberschenkel bekommen hat. Oder sie hat sie sich gezielt antrainiert (body shaping), weil ihr ihre dünnen Oberschenkel nicht gefallen haben. Weil sie nicht so lange dünne Beine haben wollte wie Linda, Schwester von Oscar, in dem Film Enter the Void, von Gaspar Noé, gestern Abend gesehen auf DVD. Die langen dünnen Beine Lindas ein key visual des Films. Immer wieder Lindas nackte langen Beine mit den dünnen Oberschenkeln. Linda ohnehin die meiste Zeit halbnackt zu sehen in dem Film. Deshalb, weil sie als Tänzerin in einem Nachtclub arbeitet. Aber auch, um uns ihre Schutzlosigkeit spüren zu lassen. – Plot: Geschichte von Oscar und Linda, Geschwistern, die sich als Kinder versprochen haben, immer zusammen bleiben, nach dem Tod der Eltern getrennt voneinander in Waisenhäusern aufwachsen, viele Jahre später in Tokio wieder zusammen kommen und ihren Treue-Pakt erneuern. Doch dann wird Oscar schon nach … Minuten des Films auf der Toilette eines Clubs von der Polizei bei einem Drogengeschäft erschossen. Kurz vor seinem Tod spricht er mit seinem Freund Alex über Das tibetanische Totenbuch, das der Freund ihm geliehen hat. Oscar ist fasziniert von der Lektüre, aber da er sich ständig mit Drogen zuballert (DMT, Ecstasy, Kokain), fehlt es ihm auch an Konzentration. Deshalb lässt er sich die Quintessenz des Buches von seinem Freund noch mal erklären. Die Quintessenz des Tibetanischen Totenbuches ist eine präzise, detaillierte Vorstellung vom technischen Ablauf von Seelenwanderung. Davon, wie der Geist (spirit) den Körper nach dem Tod verlässt, darauf wie in einem Wunderspiegel (magic mirror) noch einmal sein ganzes Leben betrachtet und danach durch die Welt schwebt, bis er einen neuen Körper findet, in dem er sich reinkarieren kann. - Wie? – Indem er verschmilzt mit einem Leben, das gerade gezeugt wird. – Und das ist es in groben Zügen, was in den verbleibenden … Minuten von Enter the Void passiert, nachdem Oscars Körper zusammengekrümmt in einer Blutlache auf dem Boden der Toilette in dem Club liegt und sein Geist und wir mit ihm seinen Körper verlassen. Erst der Blick zurück auf sein Leben. Auf die Kindheit mit der Schwester und die Umstände ihrer Trennung. Schließlich Oscars Seelenwanderung durch Tokio, bis zu dem Moment, ... . 
(hier endet das Textstück aus der Zwischenablage, der Originaltext geht noch weiter)

Freitag, 3. Juni 2011

Interventionen

Fortsetzung Guter Hacker, böser Hacker. Interventionen. Härteste Intervention ist, meine Rechner zum Absturz zu bringen. In letzter Konsequenz nicht zu beweisen, dass das durch einen Eingriff von außen geschehen ist. Rechner stürzen ab. Meine beiden Rechner haben sich allerdings immer durch große Systemstabilität ausgezeichnet. Plus: Die Abstürze passierten in Kontexten, in denen es so schien, dass die andere Seite etwas verhindern wollte oder ihr äußerstes Missfallen an einem Text, den ich gerade schrieb, zum Ausdruck brachte. Das ist nur wenige Male vorgekommen. Ich konnte es mir immer erklären. Neulich ist es passiert, als ich zum ersten Mal über den Fall Strauss-Kahn geschrieben habe; da konnte ich es mir nicht erklären. Andere Arten der Intervention. Eingriffe in den Text, den ich gerade schrieb. Das ist auch sehr selten vorgekommen. Zum ersten Mal, als ich eine Frage stellte im Text und dann stand plötzlich ein Wort da, das ich nicht getippt hatte, und es war auch unwahrscheinlich, dass es ein Tippfehler von mir war. Das Wort konnte gelesen werden als eine Antwort auf meine Frage. Die Antwort war allerdings so, dass ich daran gezweifelt habe, dass das vom guten Hacker (sie) kam und zum ersten Mal es für möglich gehalten habe, dass es eine zweite Person gibt, die sich einmischt. Die zweite Person ist (mutmaßlich) ihr Freund aka böser Hacker. - Eine weitere Art des Eingriffs in den Text: Es erscheinen Markierungen, die ich nicht vorgenommen haben und die einen Sinn ergeben zum Beispiel als Kommentare oder Warnungen oder Drohungen. In meinem Text steht: es wurde eine Grenze überschritten. Das erscheint nun als markiert und könnte bedeuten, dass die andere Seite meint: Du hast eine Grenze überschritten, also: Du hast zuerst eine Grenze überschritten (als Du bei uns vor der Tür gestanden hast und sie sprechen wolltest). Oder in meinem Text steht: es gibt andere Wege, sich zu verständigen. Eine Markierung, die nicht von mir vorgenommen wurde, erscheint bei: es gibt andere Wege. Das kann als eine Drohung verstanden werden. Diese Art der Intervention hat mich bestärkt in der Annahme, dass ihr Freund mitmischt. Denn diese Art der Intervention ist nicht ihr Stil. Ihr Stil ist die Intervention über die Zwischenablage. Word-Funktion Kopieren und Einfügen. Ich kopiere ein Textstück a, füge es an anderer Stelle ein und nun erscheint nicht das kopierte Textstück, sondern ein Textstück b. – Ich schreibe die Entwürfe für den Blog in Dateien, die heißen BlogText1, 2 oder 3. BlogText 3 ist zuletzt angewachsen bis auf mehr als 250 Seiten. Am Anfang der Datei standen also Texte, die ich Monate zuvor geschrieben hatte. Der erste Text in der Datei war der Entwurf zu einem Text über den Film Void (vom 14. 1. 2011), den ich dann aber nicht gepostet habe, nur auszugsweise zitiert habe ich ihm im Post des nächsten Tages, Leer. – Das zum Verständnis des Folgenden: einer Variante der Intervention über die Zwischenablage.

Am Donnerstag vergangener Woche habe ich am Abend das Posting Homestory 3 überarbeitet. Dazu gab es diese Fußnote (nur zur Orientierung und wegen der Vollständigkeit): 
(*) Das Dachfensterlicht ist das zweite große Rätsel in der Geschichte: Wie schafft sie es, mit diesem Licht, das ein mit einer Zeitschaltuhr gekoppeltes Treppenhauslicht ist, so differenziert Zeichen zu geben? – Und es ist das Treppenhauslicht. Es gibt nur diese Glaskuppel auf dem Dach des Hauses, die sich über dem Treppenhaus befindet. Das habe ich mit Google Earth überprüft. Aber wenn das Licht das Treppenhauslicht ist, warum sehe ich es dann nicht häufiger? Zum Beispiel am frühen Abend im Winter. Fünf große Wohnungen gibt es in dem Haus. Da muss es doch am frühen Abend im Treppenhaus Aktivität geben, da muss das Licht doch immer wieder ein- und nach kurzer Zeit von der Zeitschaltuhr wieder ausgeschaltet werden. Ich kann es mir nicht erklären. So wenig, wie ich es mir erklären kann, dass er die Existenz der Frau leugnet, die ich mit ihm in seiner Wohnung gesehen habe und die nicht identisch ist mit seiner Frau, sondern seine Freundin war oder es immer noch ist. Wegen der Korrektheit muss ich es prinzipiell für möglich halten, dass er die Wahrheit sagt. Aber ich weiß, dass er lügt. Und ich weiß jetzt auch, wie gut er lügt. Er lügt so gut, dass ich mich frage, wer ist er, was macht er sonst noch, wenn er so gut lügt?

Den gesamten Text des Postings hatte ich am späten Nachmittag bei Blogger bereits als Entwurf gespeichert. Als ich ihn am Abend aufgerufen habe, um ihn zu überarbeiten und zu veröffentlichen, fehlte der Fußnotentext. Hätte auch ein Versehen von mir sein können. Öffnen der Datei Blogtext 3, in der ich den Text entworfen hatte und wo er vollständig abgespeichert war. Kopieren des Fußnotentextes in die Zwischenablage und Einfügen in den Text für das Posting auf Blogger. Anklicken der Funktion Einfügen: Nichts. Zwischenablage offenbar leer. Text wie von Geisterhand gelöscht. Ich wiederhole den Vorgang. Ohne Erfolg. Als ich ihn ein weiteres Mal wiederholen will, sehe ich am Ende der Datei Blogtext 3 einen Text, den ich selbst nicht dorthin kopiert habe. Warum auch? – Es ist der Anfang des Textentwurfs zum Film Void vom Januar:
Void
Die Tess hat lange schlanke Beine. Ihre Oberschenkel sind muskulös. Auf eine zarte Art muskulös. Wenn sie nicht muskulös wären, dann wären ihre Oberschenkel dünn. Entweder die Tess macht einen Sport oder hat einen Sport gemacht, bei dem sie diese muskulösen Oberschenkel bekommen hat. Oder sie hat sie sich gezielt antrainiert (body shaping), weil ihr ihre dünnen Oberschenkel nicht gefallen haben. Weil sie nicht so lange dünne Beine haben wollte wie Linda, Schwester von Oscar, in dem Film Enter the Void, von Gaspar Noé, gestern Abend gesehen auf DVD. Die langen dünnen Beine Lindas ein key visual des Films. Immer wieder Lindas nackte lange Beine mit den dünnen Oberschenkeln. Linda ohnehin die meiste Zeit halbnackt zu sehen in dem Film. Deshalb, weil sie als Tänzerin in einem Nachtclub arbeitet. Aber auch, um uns ihre Schutzlosigkeit spüren zu lassen. – Plot: Geschichte von Oscar und Linda, Geschwistern, die sich als Kinder versprochen haben, immer zusammen zu bleiben, nach dem Tod der Eltern getrennt voneinander in Waisenhäusern aufwachsen, viele Jahre später in Tokio wieder zusammenkommen und ihren Treue-Pakt erneuern. Doch dann wird Oscar schon nach … Minuten des Films auf der Toilette eines Clubs von der Polizei bei einem Drogengeschäft erschossen. Kurz vor seinem Tod spricht er mit seinem Freund Alex über Das tibetanische Totenbuch, das der Freund ihm geliehen hat. Oscar ist fasziniert von der Lektüre, aber da er sich ständig mit Drogen zuballert (DMT, Ecstasy, Kokain), fehlt es ihm auch an Konzentration. Deshalb lässt er sich die Quintessenz des Buches von seinem Freund noch mal erklären. Die Quintessenz des Tibetanischen Totenbuches ist eine präzise, detaillierte Vorstellung vom technischen Ablauf von Seelenwanderung. Davon, wie der Geist (spirit) den Körper nach dem Tod verlässt, darauf wie in einem Wunderspiegel (magic mirror) noch einmal sein ganzes Leben betrachtet und danach durch die Welt schwebt, bis er einen neuen Körper findet, in dem er sich reinkarieren kann. - Wie? – Indem er verschmilzt mit einem Leben, das gerade gezeugt wird. – Und das ist es in groben Zügen, was in den verbleibenden … Minuten von Enter the Void passiert, nachdem Oscars Körper zusammengekrümmt in einer Blutlache auf dem Boden der Toilette in dem Club liegt und sein Geist und wir mit ihm seinen Körper verlassen. Erst der Blick zurück auf sein Leben. Auf die Kindheit mit der Schwester und die Umstände ihrer Trennung. Schließlich Oscars Seelenwanderung durch Tokio, bis zu dem Moment, 
(hier endet das Textstück aus der Zwischenablage, der Originaltext geht noch weiter) 

Ich überfliege den Text. Ich könnte mir jetzt alles Mögliche denken, vor allem könnte ich gerührt sein, und das ist vielleicht auch die Absicht: mich dazu zu bringen, dass ich gerührt bin und akzeptiere, dass die andere Seite nicht will, dass ich den Fußnotentext in das Posting von Homestory 3 aufnehme. Die andere Seite ist in diesem Fall der gute Hacker, also sie aka die Frau von gegenüber aka Contessa aka Tess. Das ist ihre Handschrift, ihre Mitteilungsart. Und es macht auch einen Sinn als Botschaft, was sie mir da mit meinem eigenen Text mitteilt. Begründung, warum ich den Fußnotentext nicht veröffentlichen soll. – Ich lese den Fußnotentext mehrfach durch. Was steht da, weshalb sie nicht will, dass ich den Fußnotentext veröffentliche? Etwas, womit ich ihr schaden könnte? – Wenn ich zu dem Schluss gekommen wäre, dass es etwas darin gibt, dass ihr schaden könnte, hätte ich ihn weggelassen. Denn ich bin gerührt von ihrer Mitteilung. Doch ich kann nichts finden in dem Text, das ihr schaden könnte. Gegenprobe: Wenn ihr so sehr daran gelegen ist, dass ich den Text weglasse, brauche ich ihn überhaupt? – Ich komme zu dem Ergebnis, dass er unverzichtbar ist. Aber wie kriege ich ihn in den Text für das Posting, wenn sie mir weiter die Zwischenablage löscht? – Ich bin nicht nur gerührt, ich bin auch wütend und empört über die Intervention. Das bringe  ich zum Ausdruck, indem ich an sie schreibe. Und das tue ich, indem ich in die BlogText 3-Datei schreibe, und da sie eingehackt ist in meinen Rechner, kann sie es lesen:
Ich bin nicht mehr weit davon entfernt, Anzeige zu erstatten wegen der Spuk-Phänomene auf meinem Rechner. Ich würde mich dann zwar in die Gefahr begeben, vor der Polizei als Verrückter dazustehen, aber das wäre es mir wert, dass damit diese Spuk-Phänomene aktenkundig werden und jeder weitere Übergriff mit erhöhtem Risiko für die Übergreifer verbunden ist. - Verschwinde! Beim nächsten Übergriff gehe ich zur Polizei. Kein Spaß mehr! Es gibt andere Wege sich mitzuteilen. Andernfalls Klappe halten oder weiter lügen!

Damit gelingt es mir anscheinend, sie einzuschüchtern. Habe ich nicht unbedingt erwartet. Sie lässt es jetzt auf jeden Fall zu, dass ich den Fußnotentext kopieren und einfügen kann. Ich veröffentliche das Posting mit der Fußnote. Anschließend schreibe ich einen weiteren Text an sie. Ich bin nicht mehr gerührt, ich bin verbittert und wende mich an sie und ihren Freund als Ihr.  
Wenn es etwas gibt, das ich nicht tun sollte, damit ich niemandem schade, dann kann man mir das sagen. Dann reicht es vielleicht sogar, mir nur zu sagen, dass ich es nicht tun soll, dann muss das gar nicht begründet werden, falls es nicht möglich ist, das zu begründen. Aber: man muss es mir sagen. So wie das vorhin versucht wurde, so läuft das nicht. – Man kann mit mir reden. Ich lasse mit mir reden. – Aber bei dem, was vorhin versucht wurde, schaue ich nicht mehr länger ohnmächtig zu. Es wurde schon längst eine Grenze überschritten. Das war einer der Gründe dafür, warum ich am Montag zu Euch gekommen bin. Ich hatte geglaubt, ich könnte mit Euch reden, so wie man mit mir reden kann. Das ist offenbar nicht der Fall. Also bleibt mir nur Ohnmacht oder zur Polizei zu gehen. Was würdet Ihr an meiner Stelle tun? – Na, also! – Dritte Möglichkeit: Da Ihr nicht reden wollt, lasst mich in Ruhe! Ihr habt kein Recht zu dem, was Ihr tut. Und es gibt keinen Grund, warum ich länger Vertrauen haben sollte in die Gutwilligkeit Eurer Absichten.
Ihr seid Fremde. Ihr habt mir gezeigt, dass Ihr Fremde bleiben wollt. Verhaltet Euch nun auch wie Fremde. Haltet Euch fern von mir!
Am Tag darauf sehe ich diesen und den Text durch, den ich zuvor an sie geschrieben habe, um beide Texte in Das innere Biest zu veröffentlichen. Dabei kommt es zu der Intervention mit den Markierungen, die als Warnung und Drohung verstanden werden können: es wurde eine Grenze überschritten – es gibt andere Wege. – Kommt das von ihr oder von ihm oder von ihnen beiden? - Meine Überlegungen und Beobachtungen, die ich auf der anderen Straßenseite mache, bringen mich zu dem Ergebnis, dass das von ihm gekommen ist. Ich entwickle die Vorstellung vom guten und vom bösen Hacker. Weil ich es so sehen will?

Ich wollte nie einen Text wie diesen schreiben. Ich wollte nie eine solche Geschichte erleben. Ich habe mich auch als Leser oder Zuschauer nie für so eine Art von Geschichten interessiert. Wenn ich diesen Text lesen würde von einem anderen Autor, der das Beschriebene als reales Geschehen ausgibt, würde ich ihn für geisteskrank halten und bedauern. Ich habe dokumentiert, was ich wahrgenommen habe. Mein Ziel war es immer, wegzukommen von dieser gespensterhaften Art von Kontakt. In Homestory 2 und 3 beschreibe ich, wie mein bislang energischster Versuch mit dieser Absicht ausgegangen ist. 

Donnerstag, 2. Juni 2011

Hässlich

Überraschender Anruf Peters am frühen Abend. Er hat nach dem endoskopischen Eingriff zur Verödung der Varizen im Magen die Klinik auf eigene Verantwortung verlassen; der Termin für die zweite, die große Operation ist erst Mitte nächster Woche. Erzählt er und dann, zweitens: Was ich ihm geschrieben habe in der Mail am Montagabend, in der ich ihm mitgeteilt habe, dass ich den Kontakt zu ihm abbrechen werde. Worüber ich mich aufgeregt habe, da hat er nicht gelogen, erklärt er und schildert dann mit einer für ihn untypischen Klarheit, wie ihm der Befund für die Knubbel mitgeteilt worden ist. Erst hatte er es so verstanden: keine Metastasen und daraus hat er geschlossen, die Knubbel sind nicht bösartig, da die Wucherung nicht streut. Dann hat er in einem Arztbrief, den sie ihm mitgegeben haben, gelesen: Va Lymphknotenkarzinom. Va = Verdacht auf … . Als er die Ärzte in der Klinik darauf angesprochen hat, haben sie ihn beruhigt, zugleich aber auch in Aussicht gestellt, dass zur Sicherheit nach der Operation bestrahlt werden soll und er vielleicht auch noch eine Chemotherapie machen muss. Das der Stand. So kam es. Dann wirft er mir vor, dass ich auf einem hohen Ross sitzen würde. Das weise ich – kleinlaut – zurück und erkläre, dass ich Anteil an seinem Leben nehme und dass ich mir verarscht vorgekommen bin, und deshalb die Schnauze voll hatte von ihm. Damit gibt er sich zufrieden. Ich sage, kleinlaut: Gut, dass du mich angerufen hast. – Er sagt, lachend: So leicht kriegst Du mich nicht los. – Da muss ich auch lachen und er ist versöhnt. Damit zeigt er sich wieder einmal von einer seiner besten Seiten. In dieser Hinsicht sind wir uns ähnlich, seelenverwandt. Ich bin auch so leicht zu versöhnen wie er. Und ich fühle mich jetzt auch erleichtert, weil der Konflikt beigelegt ist. Unbehaglich wegen der hässlichen Szene, die ich ihm gemacht habe in meiner Mail und am Tag darauf im Blog, fühle ich mich aber immer noch. Es ist das hässlichste Posting, das ich je geschrieben habe. Eingeleitet mit dem Nachtrag zu Tim, der nicht anders zu verstehen ist denn als ein Nachtreten. Mehrfach überlegt, ob ich den Text löschen soll, schließlich habe ich ihn stehen lassen auch als Dokument des Tages und des heillosen Zustandes, in dem ich an dem Tag war: Gestört war ich, völlig gestört, und dabei habe ich mich von einer meiner schlechtesten Seiten gezeigt, indem ich auf Unbeteiligte losgegangen bin. Meine Wut und meinen Ärger an ihnen ausgelassen habe. Stellvertretend. Ganz mieses Verhalten. Hässlich! – Auch wenn es stimmt, was ich über Tim geschrieben habe, auch wenn ich mich verarscht gefühlt habe von Peter, die Szene, die ich ihm gemacht habe, war unverhältnismäßig und das über Tim hätte ich auch großzügig weglassen können. Das einzig Gute an dem Ausfall gegen Peter war, dass ich nun nicht mehr den Dialog mit ihm hätte fortsetzen müssen. Uneingestandene Absicht hinter dem Ausfall. Mein Überdruss an den langen Telefongesprächen mit ihm am frühen Abend, bei denen er jedes zweite Mal angeknallt ist. Meine Aversion gegen das Schmierentheater, das er aufführt mit seiner aufgesetzten Lakonie und Gelassenheit. Dabei scheißt er sich vor Todesangst in die Hosen und traut sich nicht, seinen Ärzten Fragen zu stellen, will es lieber nicht so genau wissen, und deswegen ist es auch zu dem Missverständnis gekommen, das zu meinem Ausfall geführt hat. Auch deshalb habe ich mich angelogen und verarscht gefühlt von ihm, weil ich mir das nicht vorstellen kann, dass man in seiner Lage sich nicht jederzeit Klarheit verschafft im Gespräch mit den behandelnden Ärzten. Dazu kommt noch, dass er eine Art Notabitur gemacht, keine Grundlagen der Biologie gelernt hat und daher nicht in der Lage ist, den Ärzten intelligente Fragen zu stellen, um sich ein Bild zu machen von dem, was mit ihm los ist. Sowieso schon körperdumm (sonst hätte er sich nicht in diesen Zustand gebracht), jetzt auch noch seine Dummheit im Umgang mit den Informationen über seine Krankheit. Und da nun Anteil nehmen (müssen) an dieser Krankengeschichte, mich in seinen Zustand hineinversetzen, der auch ein Zustand von Dummheit ist. Das habe ich ihm – in einer abgemilderten Version – gesagt, dass das eben auch noch im Spiel war bei meinem Ausfall gegen ihn und angedeutet, dass ich mich davon befreien wollte, indem ich den Kontakt zu ihm abbreche. Es ist mir nicht gelungen. So leicht kriegst du mich nicht los, hat er gesagt.

Zum Thema körperdumm noch: Eben (12,20 Uhr) habe ich gerade die vierte Zigarette des Tages geraucht.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Gespenst

Heilloser Zustand anhaltend. Und wie! Künstliche Aufregung oder Drama? - Der unschöne Text über Peter. Musste sein. Echte Aufregung. Das eine Mal zu viel. So war es. – Erste Reaktion auf die Unzufriedenheit? Richtigmachen des Falschen? – Was kommt als nächstes? – Die andere Seite. Künstliche Aufregung oder Drama? – Die Fakten: Aufregung ist meine Aufregung über die Kontrolle, die ausgeübt werden kann von der anderen Seite auf den Blog – nicht überhaupt, daran besteht kein Interesse bei der anderen Seite, Kontrolle nur über das, was ich über die andere Seite schreibe. Kontrolle, die ausgeübt werden kann. Mehr als einen Versuch, das zu tun hat es nicht gegeben. Versuch zu verhindern, dass ich die Fußnote in Homestory 3 veröffentliche. Und es hat Warnungen in diesem Zusammenhang gegeben und eine Drohung: es wurde mir von der anderen Seite gezeigt, dass sie Zugang zum Dashboard meiner Blogs hat und damit in die Blogs eingreifen kann und es hat Signale gegeben, Einschüchterungen: Hör auf! Sonst wirst du es bereuen. – Daneben hat es noch eine Mitteilung gegeben, die eine andere Sprache spricht. In einer mir vertrauten Mitteilungsart. Die Mitteilungsart von ihr. – Um sie zu beschreiben, muss ich ins Detail der Abläufe gehen, muss ich so ausführlich werden, dass sich die Frage stellt, was soll das für eine Art Text sein, in dem ich das beschreibe. Dokumentation oder Aktion? Halte ich das nur fest, damit es hier steht fürs Protokoll? Oder ist der Text eine Aktion, mit der ich ein Ziel verfolge? Die andere Seite zum Rückzug zu bewegen oder mit dem Nachbarn den Dialog fortzusetzen über die Frau in seiner Wohnung, die nicht seine Frau ist und die da lebt, aber er weiß nichts davon, nur ich habe sie gesehen und Kontakt mit ihr gehabt, wenn auch nur auf eine verhuschte Art, wie es eben so geht mit Gespenstern, wie sie eines zu sein scheint, denn eine andere Erklärung gibt es nicht dafür, dass sie da lebt und er weiß nichts davon. Ist das nicht eine versöhnliche Vorstellung? – Eine andere Vorstellung, die sich gebildet hat, das ist die Vorstellung vom guten Hacker und vom bösen Hacker. Sie ist der gute Hacker. Er ist der böse Hacker, der jederzeit destruktiv werden kann. Das ist eine Fortsetzung des Gebarens des Präsenzzeigens, Drohgebärden, mit dem er mich in der Vergangenheit vertreiben wollte, als seinen Rivalen. So gesehen hat er inzwischen aufgerüstet, indem er sich ihrer Einhacktechnik bemächtigt oder sich selbst die dazu nötige Software beschafft hat. Er, der böse, weil potentiell destruktive Hacker. Sie, der gute Hacker, weil sie immer der gute Hacker war, der willkommene Hacker, immer noch, auch wenn es inzwischen keine Aussicht mehr gibt, dass es jemals mehr geben wird an Gemeinsamkeit zwischen uns als ihr Eingehacktsein bei mir. Dafür hat sie inzwischen auch eine Beründung gegeben. Doch – siehe oben - dazu muss ich auf Details des Eingehacktseins eingehen, um das so verständlich machen zu können wie es mir verständlich ist, und dazu wiederum muss ich mich entscheiden, wie ich darüber schreiben will. Vorläufig nicht an ihn, denke ich inzwischen. Denn so reizvoll die Vorstellung ist, dass wir es bei ihr mit einem Gespenst zu tun haben, das mir erscheint, ihm hingegen nicht, diese Vorstellung ist zu kompliziert, alleine schon deshalb, weil sie ein zweites übersinnliches Phänomen generiert: dass er mich durch Warnungen und Einschüchterung vertreiben will, wo es doch in seinem Welt nichts und niemanden gibt, von dem er mich fernhalten müsste. – Fortsetzung folgt.