Montag, 28. Februar 2011

Böse

In Überlegen gestrichen:
Größtes Lob, das ich bekommen habe in meiner kurzen, bescheidenen Laufbahn als Journalist, von einem meiner Opfer: Sie haben sich als Biedermann eingeführt und als Wolf im Schafspelz entpuppt.

Artikel Why Are Men Angry: Bin ich ein nice guy? Bin ich ein bad guy? – Die Frau von gegenüber, die fast alles weiß von mir, die könnte es sagen. Sie weiß auch, dass ich gerne böser wäre, als ich es bin. Bin ich böse genug, um gemeinsam Spaß zu haben mit ihr?  – Als nice guy hat sie mich bestimmt nicht ausgesucht. – Bei Frauen in der Vergangenheit im Verliebtheitsreflex – das ist normal – mich als nice guy eingeführt. Spätestens nach zwei Jahren mussten die Frauen dann erleben, wie bei mir der bad guy zum Vorschein kam. Das könnte der Frau von gegenüber mit mir nicht passieren nach allem, was sie von mir weiß. – Ideale Voraussetzung eigentlich. Schade um jeden Tag, an dem sie nicht genutzt wird, die Voraussetzung.  Überhaupt alles sehr schade. Nicht zu ändern. Böse sein, ist nicht alles.

300. Post heute in Biest zu Biest. Als Geschenk an die Leser eine Nachricht über die Tess: dass sie so nicht mehr heißt. Und: die Anekdote zum Schluss, an der allen deutlich wird, warum ich (so) alleine bin. - Und warum so lange gezögert, den Post abzusetzen? - Weil ich das Gefühl nicht los wurde, dass  der zweite Teil des Textes mit dem Daily-Beast-Artikel hierher gehört und nicht zu dem SPIEGEL-Text passt. Aber dann hätte ich kein Geschenk für die Leser gehabt.  

Sonntag, 27. Februar 2011

Vergangenheit

Impuls, die Passage über das I Ging im Post Brunnen zu löschen. Aber dann muss ich den Titel ändern. Oder soll ich gleich den ganzen Text löschen? Doch wenn ich so anfange, dann kann ich auch gleich alle Posts löschen in dem Blog. Alles nur Variationen darüber, wie ich es mir nicht vorgestellt habe. Tagebuch auf eine Art, wie ich es nie schreiben wollte und es deshalb auch immer unterlassen habe ein Tagebuch zu schreiben. – Post von gestern nicht mal Tagebuch. Weil für die Galerie geschrieben. Zuerst nicht. Zuerst authentisches Notizenmachen (Nakadate, Abramovic), in der Folge schreibend nachdenken, Assoziation mit dem I Ging-Zitat gehört dazu. Danach für die Galerie. Statt meinen Gedanken weiter zu folgen, die Nummer mit dem Orakel durch Assoziieren von I Ging-Zitaten. Hatte ich vor, das mal zu machen. Aber warum? – Als Richtigstellung. Um klarzumachen, dass das keine Praxis von Aberglauben ist, sondern eine Lektüreform, dem uralten Text angemessen. – Nur, dass die Textaktion, mit der ich das erzählen will, nicht stimmt. Das I Ging spielt keine Rolle mehr in meinem Leben. Ich habe die Assoziationen, mir fallen Zitate ein aus dem I Ging. Aber wenn ich nicht gemeint hätte, darüber schreiben zu sollen, hätte ich das I Ging nicht aufgeschlagen, es nicht zu Rate gezogen. Und deshalb konnte die Lektüre des Textes auch zu nichts führen. Ich habe mich nur mit dem Text beschäftigt, um darüber zu schreiben, um etwas vorzuführen. – Jetzt ist es mir peinlich, mit diesem Text und seiner stumpfen Wichtigtuerei dazustehen vor den Lesern, so dass ich ihn löschen möchte. – Ich mache es nicht. Lasse ihn stehen als Schreibunfall. Weiteres Beispiel, wie es nicht geht. Ende Unfallbericht. - Gelernt? – Was ich schon wusste: Vergangenes funktioniert nicht. I Ging ist Inventar meines alten Lebens. Erklären zu müssen, was es mit dem I Ging auf sich hat, ist Verhalten aus meinem alten Leben. Die Person, die mich darauf gebracht hat (A. beim Anruf zu ihrem Geburtstag), gehört zu einem Personenkreis, der keine Rolle mehr spielt in meinem Leben. Jetzt ist mein Leben so, dass es keinen Personenkreis im früheren Sinn mehr gibt. Jetzt bin ich in der vorteilhaften Lage, mir ohne Rücksicht auf irgendeine andere Person mir ein neues Leben – zu schreiben. Aber auf die tranige Tagebuchart geht das nicht. – Es geht auf die Art, in der ich in Biest zu Biest schreibe. Rücksichtlose Beobachtung meiner selbst und von anderen in einem täglichen Schreib-Auftritt. - A u f t r i t t. Das ist der Fokus von BzB. – Was kann dann DiB sein? – Nicht noch ein Auftritt. Nicht Tagebuch für die Galerie. – Trotzdem Tagebuch, Skizzenbuch, vor allem Skizzenbuch bleibt eine gute Idee. - Aber was ist der Fokus? – Was mache ich für wen? – Behind the scenes für alle Leser? - Was sonst noch geschah, geschieht – vor dem Auftritt, nach dem Auftritt. – Was im Hauptblog rausgefallen ist, was ausgeklammert wird. So war es geplant. Intern sollte es sein. Für alle, die es genauer, die noch mehr wissen wollen – Das funktioniert nicht. – Das ist kein Gegenüber, keine vorstellbare Adressierung. – In BzB schreibe für all die Leser, die ich haben will, und immer mehr sollen es werden. Das ist eine plastische Vorstellung. - Aber alle, die es noch genauer und die mehr wissen wollen? – Wie kriege ich die zu fassen? – Nicht, indem ich mich an sie wende. Besser: Indem ich sie zuschauen lasse. Eine Tür einen Spalt öffne, den Vorhang vor einem Fenster zurückziehe, damit sie reinschauen können und mir zusehen können – bei was? – Wie ich Tagebuch schreibe; ein Tagebuch, das zugleich Skizzenbuch ist. Also doch. Und wenn ich mich nicht wohlfühle mit der Art, wie ich Tagebuch schreibe, muss ich mir eben meine eigene Art schaffen, erfinden, entwickeln. – Oder – komm, nun lass es schon raus, was dir die ganze Zeit schon durch den Kopf geht: ich schreibe den Blog an die Tess. Ich setze hier das Schreiben an sie fort, mit dem mein Bloggen begonnen hat. - Die Tess. Was spricht dagegen? Doch alleine schon, dass ich diesen Namen nur noch ungern gebrauche. Dass ich ihn nicht mehr verwenden will für die reale Person in der Dachwohnung gegenüber. Dass ich mir, nachdem ich alle Hoffnungen und Erwartungen (wirklich) aufgegeben habe, die reale Person lieber ohne diesen Namen vorstelle - als die Person, deren Namen ich immer noch nicht kenne. Also auch Tess ist Vergangenheit. Hat in dem Leben, das ich mir jetzt schreibe, keinen Platz mehr. Mit dem Namen Tess wollte ich mir über ein Jahr lang eine Liebe schreiben. Das hat zu nichts geführt. Geblieben ist nur die reale Person, der ich die Liebesnamen Contessa und Tess gegeben habe. An die reale Person kann ich aber nicht schreiben, weil ich sie nicht kenne. Und an die vorgestellte Person, der ich die Namen Contessa und Tess gegeben habe, kann ich nicht  m e h r  schreiben, weil sie zu einer Geschichte gehört, die abgeschlossen ist. Das habe ich in den letzten Tagen schon gemerkt. Jetzt ist es mir vollends klar geworden. – Also Tagebuch. - Tagebuch, bei dem mir die Leser, auch die reale Frau in der Dachwohnung gegenüber, über die Schulter schauen können. Tagebuch, für das ich mir eine eigene Form finden muss. Vor allem anderen.

Die Tess gibt es nicht mehr. Es gibt nur mehr die reale Frau, deren Namen ich nicht kenne. Die Frau in der Dachwohnung gegenüber.

Samstag, 26. Februar 2011

Brunnen

Fadeout der Presse-Woche, die so nicht geplant war, mit einem Text von Judith Holofernes zur Bild-Zeitung, obwohl ich den Fall großzügiger sehe. Aber vielleicht bin ich auch nur nachlässig. – Text auf der Website von Wir sind Helden. Siehe Unsere Antwort: Liebe Werbeagentur Jung von Matt,/ bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -​Kampagne mitmachen wollen: / Ich glaub, es hackt. … . – Die hat den Rhythmus. Judith Holofernes! – Was sonst noch geschah diese Woche: Bekanntschaft mit der Arbeit von Laurel Nakadate. Das MOMA PS1 zeigt ihre erste Werkschau. Ich weiße hin auf einen Film auf ihrer Website in Toleranz. – Mutter von Laurel Nakadate ist – nicht – Marina Abramovic. Was muss ich für ein geistiges Tief gehabt haben, als ich das schloss aus dem – mal wieder viel zu schnell gelesenen – Artikel in Die Welt über Laurel Nakadate. Abramovic ist die Mutter aller Perfomance-Künstler (The Artist Is Present). Im Zusammenhang mit ihr den Begriff existenzielle Performances gelernt. Jetzt habe ich eine Bezeichnung für das, was ich schon seit langem auch machen will, aber ich komme nicht dazu, weil ich zu viel Zeitung lese, was noch angeht, nur, dann beschäftige ich mich auch noch damit den ganzen Tag, statt mit mir oder noch besser all den faszinierenden Menschen in meiner Umgebung - faszinierend, weil ich sie nicht durchschaue. Was so aber auch wieder nicht stimmt. Wie immer komplizierter: Ich denke, ich weiß wie sie sind. Aber ich ahne, dass ich mich da täusche. Dass sie in Wahrheit ganz anders sind. Wahrscheinlich viel einfacher (nicht so kompliziert) wie ich. Oder genau so kompliziert wie ich, nur, dass ich es zugebe und sie nicht. Wenn ich das wüsste. Und mich nicht immer gleich in eine Position der Überlegenheit bringen würde wie jetzt gerade wieder mit meiner überlegenen Ehrlichkeit. Die Ehrlichkeit habe ich. Doch was ist sie wert, wenn niemand Gebrauch von ihr macht? Der Brunnen ist gereinigt, aber man trinkt nicht daraus. I Ging. – Nein, ich habe nicht vorhin das Orakel befragt, indem ich drei (gleichartige) Münzen geworfen oder mit Schafgarbenstengeln hantiert habe, sechs Mal, um zu einem der 64 Zeichen zu kommen, dem entsprechen die 64 Kapitel des Buches. Tausende Jahre altes Buch, so substantiell und grundlegend, dass es nicht viel bringt, es von vorn bis hinten durchzulesen. Die beste Art, das I Ging  zu lesen, es zu studieren, ist deshalb das Spiel mit der Orakel-Befragung. Ich habe es so oft gespielt, vor langer Zeit, dass ich am Ende alle Kapitel mehrfach gelesen hatte, alle Zeichen kenne. So gut kenne, dass ich das Spiel mit den Münzen oder den Schafgarbenstengeln nicht mehr spielen muss. Die Zeichen fallen mir ein. Ich assoziiere sie. So wie vor ein paar Wochen das Zeichen Arbeit am Verdorbenen. So wie eben beim Schreiben das Zeichen Der Brunnen. Wenn ich will, kann ich denken, dass das meine Art des Orakels ist, dass ich unwillkürlich während einer Beschäftigung mit mir selbst ein Zeichen des I Ging assoziiere. Aber das ist kein Aberglaube; nichts Übernatürliches wird angenommen. Es wird nur eine Verbindung hergestellt zwischen einem Nachdenken und dem Text eines sehr alten, sehr substantiellen, grundlegenden Buchs. Es ist ein Spiel. Ein Gedankenspiel. Das spiele ich jetzt weiter, indem ich das Zeichen nachschlage und nachlese den Text zu der Linie des Zeichens, den ich oben assoziiert und hingeschrieben habe: Der Brunnen ist gereinigt, aber man trinkt nicht daraus./ Das ist meines Herzens Leid; / denn man könnte daraus schöpfen. / Wäre der König klar, so genösse man gemeinsam das Glück. - Wer ist der König? – Kommentar: Hier ist ein tüchtiger Mann vorhanden. Er gleicht einem gereinigten Brunnen, dessen Wasser man trinken könnte. Aber er wird nicht gebraucht. Das ist das Leid der Menschen, die ihn kennen. Der Wunsch besteht, daß der Fürst es erfahre; dann wäre es für alle Beteiligten ein Glück. - Wer ist der Fürst? – Nicht wichtig. – Worauf es ankommt ist, dass niemand erfährt, dass das Wasser im Brunnen rein ist, und deshalb niemand daraus trinkt. – So ist es. So kam ich auf das Zeichen. Und das kann ich mich fragen, warum schöpft niemand aus dem Brunnen. In der obersten, der sechsten Linie ist alles gut: Man schöpft aus dem Brunnen ohne Hinderung. / Er ist zuverlässig. Erhabenes Heil. - Wenn nicht geschöpft wird, gibt es eine Hinderung. – Was hindert daran, aus meinem Brunnen zu schöpfen? – An den anderen kann es nicht liegen, nur an mir. – Der nicht genutzte Brunnen, das ist die dritte Linie. Vierte Linie: Der Brunnen wird ausgemauert. Fünfte Linie: Im Brunnen ist ein klarer kühler Quell. Das ist gut, aber das reicht noch nicht. Denn jetzt muss noch geschöpft werden. Sechste Linie: Jetzt wird geschöpft. – Was ist passiert, dass es keine Hinderung mehr gibt? Und: Der Brunnen ist zuverlässig. – Was heißt zuverlässig? - Darüber denke ich jetzt nach auf einem langen Weg heute Nachmittag, möglichst immer auf der sonnigen Seite der Straßen gehend.

Freitag, 25. Februar 2011

Abschweifung

Gestrichene Abschweifung aus Schlachthaus. Hartnäckig sich haltender Eindruck von der taz. Ob er zutrifft? – Wenn es geht, mal Brigitte damit konfrontieren:
(...) Die taz unterscheidet sich auch in einigem anderen nicht mehr so sehr von anderen Zeitungen, so dass einer der Gründe dafür, weder die Papier- noch die ePaper-Ausgabe zu erwerben, darin bestehen könnte, dass sich die Erkenntnis verbreitet, dass die taz sich von anderen Zeitungen nur noch dadurch auszeichnet, dass sie eine viel zu kleine Zeitung ist mit einer lustigen Titelseite und mit viel zu wenig Personal und Apparat. Dass sie eigentlich nur eine Art Talentschuppen für die größeren Zeitungen ist und so schreiben viele Mitarbeiter der taz auch. Bleiben die taz-Leute, die den Sprung zur Süddeutschen, dem Spiegel, der Bild, der Zeit etc. nicht geschafft haben oder auch gar nicht schaffen wollten, die sich zufrieden geben mit der geringen Bezahlung bei der taz, weil ihnen die journalistische Freiheit und Unabhängigkeit, die sie bei der taz genießen, mehr wert ist als mehr Geld, für das sie Speichel lecken oder sich anderen Widerwärtigkeiten von Herrschaft unterwerfen müssen, die es bei der taz so nicht gibt. Und das macht sie sympathisch, diese Journalisten und ihre Zeitung, die taz. 
Mit der sympathischen Brigitte darüber reden.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Frau(en)

Diffus – da ist sie doch, die gesuchte Schreibweise für hier. – Und wie geht es weiter im Hauptblog? Ohne die Tess? – Kein Ziel. Keine Peilung. Nichts fortzusetzen. – Noch was zu klären? – Was aus der gestürzten Dame geworden ist aus Bürgerlich. – Aber das macht man nicht, auf die zugehen und sie ansprechen auf ihr Missgeschick. Das ist nicht meine Art. Über so etwas gehe ich hinweg. Und das ist mein Fehler. So komme ich nie über meine verhockten Vorstellungen hinaus. - Wenigstens mal vorbei gehen an dem Laden, gucken, ob sie da ist, wie sie aussieht (lädiert?), ihr zunicken, gucken, ob sie reagiert. Für den Blog. – Treffen mit Hans? Der Blog wollte es offenbar nicht haben. Mit Klischee war schon alles gesagt. Klischeehaftigkeit von mir. Hans kann da nichts dafür. Feiner Mensch. Vielleicht zu einfach. Vielleicht auch zu undurchschaubar. Vielleicht ein andermal. Wenn er stirbt. Hoffentlich nicht. – Aufhänger aus dem Gespräch mit ihm: das Projekt, von dem ich so überzeugt war, dass ich zwei Jahre lang weiter festgehalten habe an meinem Fernsehengagement, statt zu erkennen , dass es für mich da nichts mehr zu holen gab. Schicksenplot. Heute oder morgen mit der Veröffentlichung der Plotskizze in Das alte Biest beginnen; eingeleitet in BzB. Geplant gewesen für den Fall, wenn ich mal Grippe habe. Jetzt, weil ich eine Richtungskrise habe. – Zeit gewinnen. Die Krise wirken lassen. – Heute Früh Ansatz einer Idee. Ansatz. Dem Blog ist seine Hauptdarstellerin verloren gegangen. Beim Thema bleiben. Statt einer Frau, jetzt: Frau e n. – Vage Vorstellung war: Weg von mir mit BzB, zu den Leuten hingehen mit dem Blog. Eingrenzung: zu den Frauen hingehen. – Frauen auftreten lassen, mit Frauen reden, von Frauen erzählen. – Damit das nicht falsch verstanden wird: Nicht eine Frau suchen. Persönlich interessiert bin ich weiter nur an  e i n e r  Frau; ab jetzt im Stillen. - Die Begegnung mit, die Gesellschaft von Frauen suchen. – Und wie über die Zufälligkeit von Begegnungen hinaus kommen? Wie mich ins Spiel bringen? – Den nächsten Schritt nicht übereilen. – Eingrenzung des Leute-Themas ist schon genug Ergebnis für einen Krisentag. – In der Einleitung der Schicksenplot-Veröffentlichung auf das Thema zugehen. Dass für mich Frauen immer der interessantere Teil der Menschheit waren. Wie Männer sind, weiß ich von mir selbst.
Doch noch was zum Vorgehen: Gespräch, Fragen stellen – Interview kann sein, soll es geben, ist aber auch ein zu einfacher Ansatz. – Anderer Ansatz: situativ. Szenisches Interview gab es neulich mal als Begriff. – Als Richtung: Interview (mit den Fragen) weglassen und gleich eine Szene kreieren. Eine Szene machen. Jemandem eine Szene machen. So rangehen - an die Frauen (und auch an die Männer, die  natürlich auch weiterhin vorkommen). Szene dabei nicht als Hintergrund oder Szenerie, sondern als Handlung. - Konzeptioneller Tag.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Blutdruck

Meine Langsamkeit eine Umschreibung für mein Leiden an niedrigem Blutdruck. Die Formulierung gewählt, um nicht so ältlich rüberzukommen. Statt der Ursache nenne ich den Zustand, den sie bewirkt. – Doch was ist die Ursache für die Ursache? – Bewegung hilft, ist aber nicht alles. Erlebnisse fehlen, die den Blutdruck steigen lassen. Im Leben und beim Schreiben. FAZ war ein blutdrucksenkender Text.
Dazu ist Das innere Biest auch da: um den Lesern Erklärungen zu geben. – Und die Erklärung dafür, dass es noch nicht richtig losgegangen ist hier? – Weil es noch keine Leser gibt? – Weil das Tagebuch nur Tagebuch ist – kein für Leser geschriebenes Tagebuch? – Bei nächster Gelegenheit im Hauptblog auf Das innere Biest hinweisen.
Gestern Abend, nachdem ich gerade damit begonnen hatte, den langen Entwurf zu überarbeiten für den Post, Absturz meines Samsung Laptops. Das hatte es noch nie gegeben. Steigerung des Schreckens, als das Laptop sich nicht gleich wieder einschalten ließ. 10 Minuten später ging es wieder. – War es das nicht, das Erlebnis, um den Blutdruck steigen zu lassen? – Da es bereits nach 21 Uhr war und ich noch so viel Text zu bearbeiten hatte, fehlte mir die Zeit, um in Panik zu geraten, und ich habe kommentarlos das Sony eingeschaltet (kleinerer Bildschirm als das Samsung, zum Überarbeiten das Samsung daher besser geeignet). Als das Samsung wieder funktionierte, habe ich das Bluetooth deaktiviert. Auch kommentarlos. Ich hätte es gerne aktiviert gelassen. Aber nach diesem Vorfall musste ich alle Möglichkeiten ausschließen, dass er sich wiederholt.

Montag, 21. Februar 2011

Verrückt

An die Tess gestern Abend, dass ich ihr ab heute nicht mehr schreiben werde. Vorläufig. - Nachdem ich den Post Feuerwerk überarbeitet hatte, habe ich noch geschrieben: dass mir die Passage mit dem Kleinfeuerwerk beim mehrfachen Durchlesen vorgekommen ist wie der Text eines Geisteskranken. Das geschrieben und gleich darauf wieder gelöscht, weil es zu nichts führte.
Begehren ist Sehnsucht eines Körpers nach einem anderen Körper. Der andere Körper, den ich so gut kenne, den ich mir so gut vorstellen kann, weil ich ihn so oft gesehen habe. – Das reicht schon zum Verrücktwerden. Da muss ich nicht noch ständig die Hindernisse umkreisen, die mich von dem anderen Körper trennen.

Sonntag, 20. Februar 2011

Feuerwerk

Das ist der beim Überarbeiten gestrichene Anfang des Posts Bürgerlich. Anlauf, um mich in die Geschichte mit den beiden bürgerlichen Frauen reinzuschreiben:
Kaiser´s am Nollendorfplatz, weil dort nämlich das Frühstücksmüsli von Seitenbacher 50 Cent weniger kostet als bei Edeka. Fünfzig Cent! Sonst Kaiser´s in vielem teurer als Edeka, bemerke ich heute wieder. Deshalb dort nur das Müsli und danach noch in die Gleditschstraße. – Nach Edeka weiß ich immer noch nicht, wie ich es anfangen soll, über die Begegnung mit Hans vom Mittwoch zu schreiben. Heute muss es sein. Es gibt nichts anderes. Nur, es ist so klischeehaft. Darüber zu schreiben und die Begegnung selbst war auch klischeehaft. Wie gemalt als Art von Begebenheit, über die ich berichte. Wie inszeniert für meine Art zu schreiben. Deshalb es schon zweimal aufgeschoben. Vorgestern hat mich die Schlangenlinien fahrende Frau gerettet. Gestern Nico Hofmann und der Bild-Artikel über das Frischfleisch-Dinner. Psychologie des Alltagslebens: Je öfter wir etwas verschieben, desto schwieriger – nein, nicht: wird es -, desto schwieriger erscheint es (Winke-Winke Richtung Contessa-Zimmer: Nicht wahr, Tess!). Da hilft nur der Druck, wenn es 16 Uhr ist und höchste Zeit, um anzufangen mit dem Entwurf des Posts von heute. Blick auf die Turmuhr der Apostel-Paulus-Kirche: 15.15 Uhr. - Entschuldigen Sie bitte! ... .

Das ist der Text, den ich gestern Abend an die Tess geschrieben habe:
Tess! Du hast so viel mitgekriegt von mir – auf die eine oder die andere Art. Niemand kennt mich so gut wie Du. Allein schon deshalb, wäre es ein Erlebnis, wenn ich Dir persönlich begegnen könnte.
Ich will nicht mehr über Dich nachdenken. Ich will nicht mehr darüber nachdenken, warum es so schwierig - wahrscheinlich unmöglich – ist, Dich persönlich kennenzulernen. Alles, was darüber von mir gedacht werden kann, ist unzählige Male von mir gedacht worden. Es ist quälend, damit fortzufahren. – Stell Dir eine Schürfwunde vor, die immer wieder aufgeschürft wird.
Wenn Du das in DiB liest von heute: da ist von Warten die Rede und dass mir nichts anderes bleibt, weil alles von Dir abhängt. So ist es. Aber: Ich will dahin kommen, nicht einmal mehr zu warten – denn so wie es aussieht, deutet alles darauf hin, dass ich vergeblich warten werde. Wenn es mir gelingt, werde ich also nicht einmal mehr warten. Aber ich werde immer da sein für Dich – wenn das Unwahrscheinliche passieren sollte, dass Du zu mir kommst.
Dazwischen soll es nichts mehr geben. Ich hoffe es so sehr, dass mir das gelingt, dass es dazwischen nichts mehr gibt. Denn es wird, es kann immer nur Nachdenken sein. Schürfwunde, immer wieder aufgeschürft.
Wenn es bei dem bleibt, gibt es auch – zumindest vorerst – kein Schreiben mehr an Dich. – Worüber auch? – Du hast aufgehört mit Deinem Licht. – Das ist gut. – Was soll das noch? - Lassen wir es vorbei sein oder endlich anfangen, wie oder was – Deine Wahl – Deine Definition, oft genug habe ich das erklärt. Was anderes gibt es nicht. Was es anderes gab, das haben wir gemacht, wir haben es erlebt. Es hat sich verbraucht. Jetzt ist es vorbei. Es fängt etwas anderes an. Oder es ist vorbei.
Dass es niemanden gibt, der mich besser kennt als sie, das habe ich zuvor schon gedacht. Gestern habe ich mir zum ersten Mal vergegenwärtigt, was das für mich bedeuten könnte, wenn ich sie kennenlernen würde und mit ihr zu tun hätte, gleich wie. Was für eine Bereicherung das wäre, mit jemanden zu tun zu haben, der so viel von mir weiß. – Was für andere eine Horrorvorstellung sein mag, so transparent zu sein für eine andere Person. ist für mich wie die Erfüllung eines Wunschtraumes, den ich nie hatte, aber nun, da er in Erfüllung gegangen ist, merke ich, dass ich ihn hätte haben können. Jedem gegenüber wollte ich allerdings nicht so transparent sein. Und bei der Tess kann ich mir auch nicht sicher sein, was sie aus ihrem Geheimwissen macht, welche Schlüsse sie daraus zieht und wie sie damit umgehen würde, wenn sie mit mir umgehen würde. – Was sein könnte, was ich allerdings nur kombinatorisch für möglich halte, nicht weil ich es tatsächlich vermute: ihr Geheimwissen über mich hat dazu geführt, dass sie ihre Absicht, mich kennenlernen zu wollen, aufgegeben hat und sie es lieber dabei belässt, aus der Distanz Anteil zu nehmen an meinem Leben.
Nachdem ich an die Tess geschrieben hatte, bin ich aufgestanden und in die Küche gegangen, um mir Mineralwasser zu holen. Als ich zurückkam, habe ich das Krachen von Feuerwerkskörpern gehört und durch das Balkonfenster den Widerschein von Feuerwerksblitzen an einer Hauswand schräg gegenüber gesehen. Deshalb habe ich zuerst geglaubt, die Feuerwerkskörper würden dort abgebrannt. Doch dann habe ich bemerkt, dass das Krachen von der anderen Seite kommt, und es dann auch gesehen, dass die Feuerwerkskörper auf der Rückseite des Hauses abgebrannt werden, in dessen Dachgeschoss die Tess wohnt. – Da habe ich natürlich sofort gedacht, dass das die Tess sein könnte, die das kleine Feuerwerk macht. Als Reaktion, auf das, was ich ihr eben geschrieben hatte. Das ist bei der Art von Humor, den die Tess schon bei früheren Gelegenheiten gezeigt hat, zumindest nicht auszuschließen. Aber was hatte das nun zu bedeuten: minutenlanges kleines Feuerwerk mit Böllern als Reaktion auf den Text siehe oben? Kann doch nur heißen: Hurra! Endlich hast Du es kapiert. Freude, schöner Götterfunken! Endlich hat das Elend ein Ende. – Ich verzichte darauf, die Implikationen auszubreiten, die das hätte, wenn es tatsächlich der Tess ihr Kleinfeuerwerk gewesen wäre, eine Reaktion auf das, was ich ihr geschrieben hatte – gemeint als Freudenfeuerwerk. Ich verzichte darauf, weil ich mich auch gestern nicht darauf eingelassen habe, mir das alles vorzustellen. Vor allem deshalb nicht, weil es nur eine Möglichkeit war und genau so denkbar, dass eine der zahlreichen anderen Personen, die in dem Haus wohnen, das Kleinfeuerwerk abgebrannt hat, vielleicht als Programmpunkt einer Geburtstagsfeier. Geboren am 19. Februar. – Ganz hat es mich dann aber doch nicht in Ruhe gelassen. Später ist mir nämlich noch eingefallen, dass es auch der Professor gewesen sein könnte, der das Kleinfeuerwerk abgebrannt hat. Auch das im Modus von Freude, schöner Götterfunken. Nachdem er mitgelesen hatte, was ich der Tess geschrieben hatte, und nun sich vor Freude nicht mehr einkriegte, weil einzutreten schien, womit inzwischen nicht mehr zu rechnen war: dass ich aufgebe. – Auch hier wieder Verzicht darauf, die Implikationen auszubreiten, Implikation in diesem Fall allerdings mehr praktischer Art. Zum Beispiel: Hat er das Feuerwerk im Beisein von der Tess abgebrannt und sie hat ihm dabei vielleicht noch die Streichholzschachtel gehalten oder war sie gar nicht da. Das mit der Streichholzschachtel ein mit Bedacht hingeschriebener Kalauer, um die Blödsinnigkeit all dessen zu unterstreichen. Vor allem die Blödsinnigkeit eines solchen Nachdenkens von mir und darin eingeschlossen, dass ich es für möglich halte, dass das Kleinfeuerwerk ein Kommentar der Tess ist zu meinem Schreiben an sie – dass ich das aber nie herausfinden werde. Das nun allerdings die Blödsinnigkeit des gesamten Szenarios, das ich mit-veranstaltet habe, das aber längst schon unabhängig von mir besteht. Die eine Blödsinnigkeit wie die andere der Grund dafür, warum ich gestern Abend den Text oben an die Tess geschrieben habe.

Samstag, 19. Februar 2011

Warten

Zum Schluss gestern Abend noch die Vermutung, dass die Veranstalter vielleicht gar nichts zu tun haben mit der unsäglichen Bezeichnung Frischfleisch-Dinner. Dass Journalisten oder Betroffene den Ausdruck geprägt haben; die Veranstalter hätten ihn dann nur übernommen, nachdem er sich verbreitet hatte, und selbstverständlich würden sie sich, dazu befragt, von dieser Ausdrucksweise distanzieren, u.a. indem sie auf ihr Engagement in der Nachwuchsförderung hinweisen - zu Recht (siehe auch Nico Hofmanns einflussreiche Lehrtätigkeit an der Filmhochschule in Ludwigsburg). Aber da war es schon zu spät, das noch hineinzuschreiben in den Text. Da hat es nur noch gereicht für verquältes Schreiben an die Tess. Das hätte ich auch lassen können, besser lassen sollen, ihretwegen und meinetwegen. – Die Anwendung meiner empathisch-paranoischen Methode auf öffentliche Themen: Muss ich das verstehen, was ich da treibe, um es weiter zu entwickeln? – Antwort: Ich verstehe es, indem ich es tue, und indem ich es besser mache, verstehe ich es besser. – Da gelingt es, das unnütze Denken abzustellen, das nur inneres Geschwätz ist, Geschwätz, da es nichts zur Sache tut. – Warum gelingt es da, das innere Geschwätz gar nicht erst laut werden zu lassen? – Weil es da Handlungsmöglichkeiten gibt. Bei allem, was die Tess angeht, gibt es keine. Da gibt es nur An/aus. – Beschäftigung mit ihr an/Beschäftigung mit ihr aus. Begehren/Nicht-Begehren. – Auf ihrer Seite: Licht an/Licht aus. Vorhang auf/Vorhang zu. – Ihre Zeichensprache letztlich ein System von Lob oder Tadel, Zustimmung oder Ablehnung,  Billigung oder Missbilligung, habe ich heute Früh gedacht. Hinterher gleich selbstkritisch: Zumindest nehme ich es so wahr. – Gibt es noch eine andere Möglichkeit, es wahrzunehmen? – Für mich nicht. – Die Blödsinnigkeit dieses Szenarios, die ich empfinde in meiner Unzufriedenheit. – Der Text, der schon wieder Protokoll von innerem Geschwätz ist. Seit Tagen schon diese Art von Text. Wenn es das ist, was ich in Das innere Biest mache, nur das, dann kann ich darauf verzichten. Dann war es nur ein Experiment und es ist misslungen. – Liegt es an dem Tess-Thema? – Daran, dass es nichts mehr zu tun gibt? – Keine Hoffnung, keine Erwartung, nichts zu erreichen. Nur etwas zu verlieren: das Gefühl der Verbundenheit und das Brüten darüber. – Damit das hier nicht ganz umsonst war, schnell noch eine Erkenntnis: Zugleich aufgeben und weitermachen geht nicht. Weitermachen ohne Hoffnung und Erwartung geht nicht. Also? – Beharren. – Wie sie. Das gibt es nämlich auch noch auf ihrer Seite, neben dem Lob und dem Tadel, der Billigung und der Missbilligung, der Zustimmung und der Ablehnung: ihr Beharren. Solange sie damit nicht aufhört, kann ich auch nicht aufhören, habe ich noch einen Rest Hoffnung und Erwartung. – Alles hängt von ihr ab. – Also warte ich ab, was sie macht, und mache selbst nichts. Nicht mal mehr Gedanken mache ich mir. - Auch nicht darüber, warum sie so beharrlich ist. Ich warte ab, bis sie es mir sagt oder es sich zeigt. Sagt sie es mir nicht, zeigt es sich nicht, werde ich es nie erfahren. Mit Denken werde ich es nicht herausfinden. Alles, was ich tun kann ist abwarten und aufhören darüber nachzudenken.

Freitag, 18. Februar 2011

Beobachtung

Die Lächerlichkeitsvermutung beim Post Widerspruch. Dass die Leser ihn lächerlich finden könnten, darauf komme ich nur, weil ich ihn selbst für lächerlich halte. Doch lächerlich ist nicht das, worum es geht in dem Post, sondern die Gedanken sind lächerlich, die ich mir über mein Dilemma mache. Der Besinnungsaufsatz als Versuch, dem Dilemma zu entkommen, ist lächerlich. – Statt mir Gedanken zu machen im Text, mich beim Gedankenmachen beobachten. – Was gibt es heute? – Den Impuls, einen Schnitt zu machen. Schluss, aus. Nicht mehr rübergucken auf die andere Straßenseite. Mich nicht mehr fragen, was wollte die Tess mir zeigen, als sie gestern Morgen um 6 Uhr, bevor ich schwimmen ging, ihr Dachlukenlicht eingeschaltet hat? - Mir nicht wie gestern Abend überlegen, soll ich ihr schreiben? Wo sie doch, wie es aussieht, gar nicht da ist – ausgegangen und wahrscheinlich verbringt sie die Nacht anderswo. Ihr gar nicht mehr schreiben. Vorläufig. – Dagegen: Wie oft habe ich das schon gedacht, gemacht und bald darauf habe ich ihr wieder geschrieben, wieder ständig rüber geschaut, mir wieder Gedanken gemacht, ob sie da ist, und es hat mir die Stimmung verdorben, wenn sie nicht da war. – Deshalb nicht mich abwenden. Kein Schnitt. In der Situation bleiben. Die Veränderung in der Situation suchen. Statt auszubrechen und schon nach ein paar Tagen wieder eingefangen zu werden von den Gefühlen, von denen ich glaubte, mich über sie hinwegsetzen zu können. – Klingt geschickt, kann aber auch einfach nur sein: List des Loops. – Und der Text? - Der ist immer noch mehr Gedankenmachen, als mich beim Gedankenmachen beobachten. Ich muss das noch üben. - Genau so wie die Anwendung meiner im Privaten entwickelten Methode der empathisch-paranoischen Imagination auf die Öffentlichkeit. Heute im Post Dinner. Ein Anfang. Das muss noch viel freier werden. Immerhin ist mir mal wieder ein Gedankenflucht-Text gelungen.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Hans

Die telefonierende Frau mit dem Zwillingskinderwagen hat mich gerettet. Das wäre nicht gut gewesen, heute über Hans und seine Krebsgeschichte zu schreiben, nachdem ich gestern den Post über Peter und seine Krebsgeschichte hatte. Nicht nur, weil es den Lesern nicht zuzumuten gewesen wäre, sondern weil es mir selbst gegen das Lebensgefühl gegangen wäre. Nach dem Schreiben des Entwurfs ist mir das klar geworden. Deshalb habe ich überlegt, ob ich so darüber schreiben kann, dass ich die Krankheitsdetails weg lasse und den Text darauf konzentriere, worum es tatsächlich auch ging bei der Szene mit Hans in der Kaiser-Wilhelm-Passage: Dass ich am Tag zuvor an ihn gedacht und mich gefragt hatte, ob er noch lebt. Und als ich ihn dann sah am Eingang der Passage, war ich überrascht, ihn wohlauf zu sehen, und  habe mich gefreut, dass er noch lebt, und ihm das gesagt, dass ich am Tag zuvor an ihn gedacht und mich gefragt hatte, ob er noch lebt. – Das ist in dem Entwurf verloren gegangen. Das andere Wichtige war, wie ich ihm am Ende Glück gewünscht habe. Das habe ich beschrieben in dem Entwurf, dass ich ihm in einem anderen Ton Glück gewünscht habe, als bei unseren zufälligen Begegnungen im Früh- und Spätsommer, als es so schlecht um ihn stand, dass ich dachte, er ist so gut wie tot. Mir das in Erinnerung bringend ist mir dann auch klar geworden, dass das der Grund war, warum ich über die vorhergehenden beiden Treffen nicht geschrieben habe. Nicht, weil es anderes gab, das mir wichtiger erschienen ist, sondern weil ich das nicht schreiben wollte: dass ich ihn gesehen hatte – und er hat mir gesagt, dass er eine Metastase in der Lunge hat, beim ersten Mal - und beim zweiten Mal, dass er nun operiert war und die Ärzte hatten gesagt, keine Chemotherapie – worauf ich beide Male sicher war: das war es für den Hans. Darüber wollte ich nicht schreiben, weil nicht auszuschließen gewesen wäre, dass er das liest. – Eineinhalb Stunden habe ich heute Vormittag an dem Entwurf geschrieben. Details ausbreitend. Aber darauf bin ich nicht gekommen: dass ich es mir aus gutem Grund verboten habe über die Treffen zu schreiben. Über das Treffen gestern kann ich schreiben, da ich es gestern – ganz aufrichtig – anders gesehen habe. Das kam in der Art zum Ausdruck, wie wir uns am Ende die Hand gegeben haben und in dem Ton, in dem ich ihm viel Glück wünschte.  – Wichtiges Detail noch sein Hut: Trägt er ihn wegen therapiebedingtem Haarausfall? – Nein, wegen der Kälte. – Er lüftet ihn. Sein Haar ist kurz, aber nicht schütter, und obwohl er in diesem Jahr 60 wird, ist es - zumindest nicht sichtbar - grau. Und färben, das macht so einer wie Hans nicht. – Die Frau mit dem Kinderwagen hat mich gerettet davor, nur ein Protokoll der Begegnung zu schreiben mit zu vielen Einzelheiten und dabei zu verpassen, was passiert ist bei der Begegnung.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Widerspruch

Oh nein! Nicht schon wieder über den Vorhang, den ich sehe am Fenster des Contessa-Zimmers, wenn ich nach rechts blicke. Gestern Nachmittag der Vorhang wieder einen Spalt geöffnet, jetzt wieder geschlossen. Die schattenspielartige Affäre als Kasperletheater. Andererseits will die Tess mir damit etwas sagen. – Schon wieder der Loop. - Die reale Person, auf die sich meine von mir Tess genannte Vorstellung bezieht. Die Person, die ich ins Herz geschlossen habe – unabhängig von meinem Begehren der realen Person, in die ich mich verliebt habe vor zwei Jahren im Hallenbad in der Hauptstraße. - Die reale Person aus dem Hallenbad, mit der es nichts geworden ist. Und: Die reale Person da drüben, die dieses Spiel mit mir spielt mit den Lichtzeichen und der Sprache des Vorhangs. Ein manchmal mutwillig erscheinendes Spiel einer launischen Person, die sich langweilt, unglücklich ist, sich etwas anderes vorstellen könnte in ihrem Leben als das, was sie da drüben hat. Aber ich bin es nicht, nach allem, was sie inzwischen von mir weiß (es war mir wichtig, dass sie das alles weiß). Also eine Frau, die sich – vielleicht – schon mit mir eingelassen hätte, wenn ich ihr mehr zu bieten hätte als einen Liebeswunsch und schöne Worte. So ist das. Deswegen kann ich sie nicht verachten. Eine Liebesheldin ist sie mit der Einstellung allerdings auch nicht. Bleibt: ihre Beständigkeit. Bleibt: ihr Unglück. Bleiben die Momente, in denen sie mir gezeigt hat, dass sie unglücklich ist - wie am 24. Dezember, als sie alleine war, und auf meine Frage (geschrieben), ob sie traurig ist, weil Weihnachten ihr etwas bedeutet, mit Ja antwortete (mit dem Licht): ja, Weihnachten bedeutet ihr etwas; ja, sie ist traurig.  – Mein Impuls: Ich kann sie nicht im Stich lassen. Aber was kann ich für sie tun? – Weiter der unglücklich Liebende sein, der ihr von seiner Sehnsucht schreibt? – Das kann ich nicht mehr. Nicht, dass ich keine Sehnsucht mehr hätte. Doch ich weiß inzwischen, dass sie unerfüllbar ist. – Was kann ich sonst für sie tun? – Was soll ich ihr schreiben, wenn ich ihr nicht mehr von meiner Sehnsucht schreibe? – Ihr vom Blog erzählen, der – ideell – auch ihr Blog ist, weil der Blog aus dem Schreiben an sie entstanden ist? – Das kann ich tun. An ihrem Leben teilnehmen kann ich, soweit es sich mir zeigt. Ein Freund kann ich für sie sein. Nachbar mit freundschaftlichen Gefühlen, die übrig geblieben sind von der Verliebtheit in sie, die zu nichts führte. - Begonnen habe ich diesen Text mit dem Ziel, endlich wegzukommen von der Vorhangbeobachtung und der Lichtbeobachtung. Doch wie sonst kann ich Freundschaft mit ihr pflegen als dadurch, dass ich auf ihre Vorhang- und Lichtzeichen eingehe? - Wieder der Loop. – Nein, das ist nun traditionelle Logik. Das ist ein Widerspruch. Und der Schluss daraus ist ein klares Entweder – Oder. Dazu muss ich abwägen, was mir wichtiger ist: die Freundschaft oder die Befreiung von dieser mich nervenden, mich verblödenden emotionalen Abhängigkeit von den Vorhangzeichen und den Lichtzeichen? - Ich schiebe die Entscheidung auf. Ein Schritt nach dem anderen. Erster Schritt; den mache ich gerade: Nichts mehr von ihr wollen, deshalb auch nichts mehr von ihr erwarten. Zweiter Schritt folgt, wenn der erste getan ist. Folgt dann ohne Willensakt und Denkanstrengung, die doch nur wieder im Loop enden würde. – Besinnungsaufsatz. Ging nicht anders. Lächerlich für jeden Leser, womit ich mich da beschäftige. Für mich nicht. Aber ich will es ändern. – In Biest zu Biest heute gleich noch ein Besinnungsaufsatz? Noch eine Entscheidung? In Zukunft auf Links zur FAZ und zur Süddeutschen zu verzichten und deshalb gleich ganz auf die Erwähnung von Texten aus den beiden Zeitungen zu verzichten? - Grund: FAZ und SZ wollen nicht zitiert werden. - Deshalb sie gar nicht mehr lesen? Weil das Zeitungslesen ist ein Bestandteil meines Lebens. Aber da ich nun mal über mein Leben blogge, muss ich auch über die Zeitungen schreiben können, die ich lese. Kann ich es nicht, verzichte ich lieber darauf, sie zu lesen. So wie ich auch schon zu jemandem gesagt habe, wenn du nicht willst, dass ich über dich schreibe, dann will ich auch nicht mehr mit dir reden. Wenn ich nicht über dich schreiben kann, will ich dich nicht in meinem Leben drin haben. – Solche Überlegungen. Nur Überlegungen. So ein Tag ist das heute.

Pfote

Der Post von gestern in Biest zu Biest: Isabella. Meine Bedenken wegen des Leidens der Katze in Miranda July´s Film The Future. - Heute in den Feuilletons: Der Film wird von den Kritikern übereinstimmend gemocht. Zum Beispiel wegen der Leichtigkeit, mit der er erzählt ist, und wegen seines abgedrehten Humors. Aber dann SPON Berlinale-Blog. Rubrik Die schlimmste Szene. - Welche Szene ist das gewesen? - Die unglückliche Katze aus Miranda Julys "The Future" schaut aus ihrem Käfig im Tierheim auf eine Uhr, und ihre verletzte, eingewickelte Pfote streichelt sehnsüchtig das Gitter. Ihr langsames Erkennen, dass sie niemand mehr abholen wird, das Sterben ihres letzten Hoffnungsschimmers - zum Heulen. - Habe ich es doch gewusst!

Dienstag, 15. Februar 2011

Loop

Gestern: Soll ich auf Das innere Biest hinweisen im Hauptblog? – Auf dem Rückweg vom Potsdamer Platz: Wenn ich es bekannt mache, die harte, undezente Formulierung am Ende von Spur rausnehmen? – Ich habe die Phantasie, wie sie riecht, wenn sie riecht – statt: wie sie stinkt, wenn sie stinkt. – Zu Hause sehe ich, dass die Tess den Vorhang am Fenster des Contessa-Zimmer dicht gemacht hat. Im Gegenüber-Szenario ist so etwas kein Zufall, das ist Sprache. – Entwurf des Posts für Biest zu Biest: Deutliche Geste der Missbilligung von der anderen Straßenseite. – Warum jetzt? – Mehrere Gründe möglich. Ein möglicher Grund: der neue Blog. Das innere Biest heißt der, wurde letzte Woche gestartet. Ich wollte mich noch eine Weile in aller Stille reinschreiben. Nicht nur in die anderen Themen (hier Ausgeklammertes und Internes), sondern auch eine andere Schreibweise finden dafür. Aber jetzt nach der Missbilligungsgeste, von der ich glaube, dass sie mit dem neuen Blog zu tun hat, weise ich jetzt schon auf ihn hin. So bin ich. – Später lasse ich die Passage weg, verzichte auch auf den Hinweis auf den neuen Blog. Ich will mit ihm noch eine Weile im Stillen bleiben. Aber stinken ändere ich zu riechen. Und als ich am Abend an die Tess schreibe, gehe ich auf die Vorhang-Botschaft ein. Zusammengefasst: Es interessiert mich überhaupt nicht, was sie mir damit zeigen will. Andererseits interessiert es mich doch. – Beide Sätze stimmen. Beide Sätze stimmen nicht. Es ist tatsächlich so, dass ich beides sagen kann. Ich albere damit herum, dass dieses Phänomen in die Wissenschaft der Logik als der Contessa-Loop eingehen wird. – Am Ende des Abends, nachdem ich Schlaf gut, Tess hingeschrieben habe, obschon unzählige Male wiederholt immer noch eine Geste, bei der ich Zärtlichkeit für sie empfinde – danach schreibe ich noch: Ich fühle mich nicht gut. Etwas ist falsch. – Was? – Sie ist unglücklich in ihrem Leben. Ich bin unglücklich in meinem Leben. Aber wir können einander nicht helfen. Wir können nicht einmal miteinander reden. – Aber warum bin ich unglücklich? – Ich bin einsam. Wenn ich darunter leide, bin ich unglücklich. Wenn ich mich damit abfinde, bin ich nicht mehr unglücklich. Wenn ich mich damit abfinde, indem ich es annehme und etwas daraus mache. Die schattenspielartige Affäre mit der unglücklichen Frau gegenüber (mein Schreiben, ihre Zeichensprache mit dem Licht und mit dem Vorhang) ist eine Art, etwas aus dieser Einsamkeit zu machen. Aber es ist eine Art, etwas aus der Einsamkeit zu machen, die mich immer wieder meine Einsamkeit schmerzhaft spüren lässt. Immer dann, wenn die Tess sich wieder mit ihrem Unglück arrangiert hat und die Kommunikation mit mir nur noch nebenbei betreibt, um sie sich zu erhalten für das nächste Mal, wenn sie wieder unglücklich ist und sie braucht, um sich an ihr zu wärmen oder als ein Mittel im Streit mit ihrem Lebenspartner (um ihn eifersüchtig zu machen). – Doch kann mir das nicht egal sein? Hauptsache, ich habe jemanden, dem ich zärtlich Schlaf gut schreiben kann und dahinter einen Namen. Auch völlig unwichtig, dass es nicht ihr richtiger Name ist, sondern ein Name, den ich ihr gegeben habe. – Der Loop. – Korrektur: Ich bin ihr verfallen, habe ich geschrieben letzte Woche. Unzufrieden mit dem Wort gewesen. Melodramatisch. Es trotzdem stehen lassen. Weil es nun mal zutrifft. – Nein, es trifft nicht zu. – Ich bin ihr ausgeliefert. So ist es: Ich bin ihr ausgeliefert, weil ich mich ihr ausliefere. Ich liefere mich ihr aus, weil ich aus meiner Einsamkeit nichts anderes zu machen weiß, als fortzufahren mit dem, was mir mit ihr passiert ist, was aber zu nichts geführt hat als zu dem, von dem ich nun gleich wieder feststellen werde, dass es immer noch besser ist als niemanden zu haben, dem ich mich ausliefern kann. Loop. Falsch.

Montag, 14. Februar 2011

Deutsch

Das innere Biest ist nicht zuverlässig täglich. Siehe gestern, als der Post für Biest zu Biest so aufwendig war, dass ich zu nichts anderem mehr gekommen bin. – Was mache ich heute? – Weiter mit meinem Roman, der gestern so anstrengend war? – Oder zur Entspannung was ganz anderes? – Was über den langen FAZ-Text von letztem Donnerstag zur Eröffnung der Berlinale: Das System? - Das System ist der deutsche Kinofilm, aus dem nichts wird. Warum nicht? will der Artikel der drei FAZ-Schreiber wissen. Einer der Autoren ist Claudius Seidl. Am Ende des Artikels ein echter Seidl: Nicht immer sind Kinobilder die größten, die komplexesten und genauesten Selbstporträts einer Zeit und einer Gesellschaft. Aber wenn wir ins Kino gehen, sehen wir uns selber zu. Das sollte die Blicke prägen. Und die Urteile. – Damit will er umschreiben, was die Kritik leisten kann, damit das deutsche Kino mutiger, lebendiger, wichtiger wird. So bestimmt nicht. – In seiner in The New Yorker höhnisch belächelten Rezension von The Social Network hatte er geschrieben: Das ist, was ich sehe, wenn ich mein Facebook öffne - ein egozentrisches Universum, in welchem ein höheres Wesen absolut nicht vorgesehen ist. – Als die jungen Facebook-Nutzer in Ägypten ihr Facebook geöffnet haben, da haben sie die Seite von Wael Ghonim gesehen und hinterher sind sie auf die Straße gegangen und haben einen Tyrannen gestürzt. – Deutsches Kino. Es kann nicht jeder alles können. Es gibt nichts Ungeileres als einen deutschen Pornofilm. Das wäre meine erste Zeile zu einem Post über das deutsche Kino. Um von da aus zu dem zu kommen, was dem deutschen Kino fehlt. Ich weiß es auch nicht so genau; vielleicht würde ich in dem Text ein paar überraschende Funde machen. Ausgehend von der Tatsache, dass deutsche Pornos fundamental ungeil sind. Also dass im Unterschied etwa zu amerikanischen, französischen, italienischen Produktionen deutsche Pornoproduzenten es nur auf dem Niveau von Der Schuh des Manitu oder von Otto-Filmen schaffen, die Bedürfnisse masturbierender Männer zu befriedigen. – Aber ich merke es schon: das wird wieder verwickelt, und anstrengen will ich mich heute nicht allzu sehr. – Dann habe ich noch einen Hinweis aus der aktuellen popbitch auf die Tiersexfilme von Isabella Rossellini. Green Porno heißt das Projekt. Das ist mit dem Porno-Ansatz zum Verstehen, warum deutsche Kino-Filme nichts taugen, nicht einmal assoziativ verknüpft. Das ist einfach nur ein Fund von gestern, der nach Spaß beim Schreiben aussieht. Allerdings auch aufwendig. Denn erst mal muss ich mir alle acht Filme ansehen. Und habe ich dazu heute Lust? – Lieber will ich mir heute Abend The Social Network auf DVD anschauen. Gestern ausgeliehen und nicht mehr dazu gekommen, weil ich so lange an der Überarbeitung des Posts gesessen habe. Deshalb nichts schreiben, an dem ich heute Abend wieder so lange sitze. – Gut wäre eine Beobachtung. Am besten etwas,  bei dem ich mich nicht gleich wieder verkeile in dem Roman meiner selbst. Zum Potsdamer Platz gehen und Berlinale-Betrieb angucken? – Das mache ich.

Samstag, 12. Februar 2011

Spur

Verliebt sein in die Liebe. Und die reale Person stört dabei nur? - Gestern Abend mit kindlicher Freude am neuen Spielzeug der Tess den neuen Biest-Blog gezeigt und den Welt-Contessa-Tag-Post. Danach den Moment vor zwei Jahren erinnert: 
Könnte ich doch zurückgehen zu dem Punkt, als es angefangen hat. – Denken wie ein Kind. Zurückgehen zu den drei Tagen: 11., 12., 13. Februar vor zwei Jahren, als das passiert ist, was mir so noch nie passiert war: als ich immer wieder daran denken musste, wie Du morgens diesen Satz gesagt hast, und jedes Mal gelächelt habe dabei und wie die Belustigung sich unmerklich in ein zärtliches Gefühl verwandelt hat – für eine mir unbekannte Frau, die dann aber gar nicht so unbekannt war, wie ich bemerkt habe, als ich anfing ständig an Dich zu denken und die Eindrücke sammelte und zusammensetzte, die ich bis dahin von Dir aufgenommen hatte.
Verliebt sein in die Liebe. Und die reale Person stört dabei nur? - Soweit ist es zwischen ihr und mir nie gekommen. Zu was nicht gekommen? – Dass die reale Person gestört hat. Wenn der Realitätseindruck nicht mehr zu verdrängen ist und an die Stelle der Verliebtheitsvorstellung tritt. Der kritische Moment in der Liebesgeschichte. Die Krise im Plotmuster der Romantic Comedy: Die Liebenden werden auf die Probe gestellt. – Diese Probe habe ich gesucht, indem ich der Tess von meiner Realität erzählt habe. Das Schreiben an sie und der Blog in der Anfangsphase waren nichts anderes als das: Interessierst du dich dann immer noch für mich, wenn du weißt, wie alt ich bin, wie arm ich bin, wie kompliziert ich bin und wie ich fühle und denke in meiner Kompliziertheit? – Umgekehrt hat es die Probe nur schemenhaft gegeben. Ich habe mir einen Realitätseindruck von ihr geschaffen aus meinen wenigen Wahrnehmungen von ihr. Das Einzige, was dabei störte, war die Tatsache, dass sie mit einem anderen Mann zusammenlebt; vermutlich weil sie ihn liebt, obwohl es mit ihm nicht gut geht. Ein Paar in der Dauerkrise: sie kommen über den Moment der Divergenz von Verliebtheitsvorstellung und Realität des Anderen nicht hinweg. Er mal außen vor. Sie kommt nicht darüber hinweg. Sie gibt ihn nicht auf, sie findet sich aber auch nicht damit ab, wie er ist. Die pragmatische Resignation, welche die Krise überwindet, zu der ist sie nicht bereit. - Auftritt ich. Meine Verliebtheit. Unzählige Male schon beschrieben meine Vorstellung, wie sie in dem romantischen Spiel mit mir findet, was sie bei ihm nicht bekommt. Dazu bin ich da. Meine Verliebtheit in die Liebe ist ihr gerade recht. Mehr braucht sie nicht. Mehr will sie nicht haben. Für die Realität hat sie ihn. Mehr Realität als ihr recht ist.
Wieder nur Rumtapern in dem Geheimnis, das sie aus sich macht – absichtlich oder unfreiwillig. Ich dachte, es kommt mehr heraus dabei, wenn ich dieser Spur folge: Verliebtsein in die Liebe. Und die reale Person stört dabei nur? – Doch mit Gedanken ist da nichts zu holen. Denn alles hängt von ihr ab. Und ich bin ihr weiter verfallen. Gelangweilt nur noch von der Verliebtheit in die Liebe; meiner Rhetorik und meiner träumerischen Vorstellungen überdrüssig. An ihre Stelle ist die Sehnsucht nach ihrer Realität getreten. Letzten September habe ich ihr einmal geschrieben.
Tess,
was von Dir da drüben kommt bedeutet mir nichts mehr. Im Nachhinein erscheint mir das alles wie ein wirrer-irrer Traum. Es müsste endlich was anderes kommen von Dir. Was ich mir schon so lange wünsche: Fleisch und Blut, Geruch und Deinen warmen Atem.
Am nächsten Tag hat sie ein Plumeau ins Fenster des Contesa-Zimmers zum Lüften gehängt und ein Kopfkissen auf die Fensterbank gelegt. – Da habe ich ihr geschrieben:
Wenn Du  (…damit … ) auf meinen Text mit dem Fleisch, dem Blut, dem Geruch und der Wärme Deine Atems reagiert hast, dann war das sehr witzig und dann bist Du so, dass ich Dich noch viel mehr kennenlernen möchte, als ich es ohnehin schon will.
Ich habe immer versucht, erotische Phantasien über die Tess zu unterdrücken. Ganz ist mir das nie gelungen. Eine der aktuellen erotischen Phantasien, die ich von ihr habe, ist die Vorstellung davon, wie sie riecht, wenn sie riecht.

Freitag, 11. Februar 2011

Contessa

Vor einem Jahr, am 9.02.10, an die Tess:
Am Donnerstag ist Welt-Contessa-Tag.
11. Februar 2009, Stadtbad Schöneberg: „Vielleicht, wenn wir zehn oder zwanzig Minuten warten, das Wasser ist wieder gesund.“
Die Geschichte dazu, die ganze Geschichte dazu, wenn wir uns im Leben sehen.

Das Liebesspiel, die Sehnsuchts-Rhetorik. Ich habe in dieser Rhetorik gelebt. Wie in einem Film. Der Realitätsverlust dabei war mir schon klar. Ich habe ihn hingenommen. Allerdings hatte ich immer mal wieder einen Moment, in dem ich fürchtete, dass der Film plötzlich abbricht und ich mich in meiner Ernüchterung nur noch als den Deppen sehe, zu dem ich mich gemacht habe. Aber es hat nicht plötzlich aufgehört. Die Ernüchterung kommt allmählich. Gestern: Dass ich mich über ein Fernsehpublikum stelle und herabschaue auf den Gefühlskitsch, den es sich gibt. Ich habe mir meinen Kitsch selbst angerichtet. Zwei Jahre lang habe ich in einer Romantic Comedy gelebt. Statt abends fernzusehen, habe ich an die Frau in der Dachwohnung gegenüber geschrieben.  Ich schreibe ihr immer noch. Mit einer anderen Rhetorik. Neuer Versuch: Jetzt mit Realismus. – Der Unterschied zu vorher: Ich feiere den Welt-Contessa-Tag nicht mehr, ich zitiere ihn nur noch.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Farben

Das innere Biest rot oder doch lieber grau? Oder blau? – Taewoo oder Hermann, einen der Maler bitten, mir dabei zu helfen, die Farbe des Blogtitels auf die blaue Schrift auf der Seite abzustimmen, deren Farbe nicht optional ist.  -  Ich sehe, wenn es nicht stimmt, aber ich weiß nicht, wo ich im Farbspektrum hinklicken soll´, um es stimmig zu machen.